Prinz George wird acht:Kinderjahre, Krawattenjahre

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Ein ganz normaler Siebenjähriger? Das Gesicht sagt Ja, das Tribünen-Outfit sagt: eher Nein. Prinz George mit seiner Mutter Kate beim EM-Finale im Wembley-Stadion. (Foto: Frank Augstein/Reuters)

Prinz George, Nummer drei der britischen Thronfolge, fiel vor Kurzem als Anzug tragender Junge auf. Das könnte nun öfter passieren. Am Donnerstag wird er acht - in dem Alter waren sein Vater und sein Großvater längst regelmäßig in der Öffentlichkeit präsent.

Von Michael Neudecker, London

Ein nicht zu geringer Teil der englischen Tabloids lebt vom Nichts, insbesondere von der permanenten Interpretation des Nichts. Als die Prinzen Harry und William vor ein paar Wochen eine Statue ihrer Mutter Diana enthüllten, gelang es einigen Blättern, im Wortsinn seitenweise zu beschreiben, wer zu welchem Zeitpunkt welche Mimik hatte und warum, wie genau der Wagen fuhr, der Harry brachte, wie rasch die Eingangstür in Kensington geöffnet wurde, nämlich nicht so rasch, und was das bedeuten könnte. Es ist ein Zelebrieren des Nichts, das man im Grunde nur bewundern kann.

Prinz George wird acht
:Fußballfan, Kameraliebling und irgendwann König

In der britischen Royal Family knirscht es seit geraumer Zeit. Umso besser, dass Strahlemann Prinz George Geburtstag feiert und so den Ärger kurzfristig vergessen macht.

Die britischen Royals wiederum lebten lange von ihrem Mythos des Undurchschaubaren, des Unnahbaren. William und seine Gattin Kate, die Herzogin von Cambridge, geben sich seit einiger Zeit allerdings Mühe, den Mythos etwas von seiner Steifheit zu befreien, der gute Herrscher von heute ist schließlich auch ein bisschen volksnah. Das bringt einen nun zu George, Nummer drei der Thronfolge, der an diesem Donnerstag acht Jahre alt wird und jüngst mit einer Krawatte auffiel.

Beim Fußball jubelte er wie jeder andere Siebenjährige

Als England neulich im Finale der Fußball-Europameisterschaft im Wembley-Stadion spielte, nahmen Kate und William ihren ältesten Sohn mit ins Stadion, trotz der abendlichen Uhrzeit. Es gibt unzählige Bilder von George, wie er mitfiebert, jubelt und leidet, ganz so, wie es Siebenjährige eben tun. Die drei Cambridges wirkten da wie eine nette, junge Familie, die sich kaum von anderen netten, jungen Familien unterscheiden würde, wenn sie nicht so überaus schick gekleidet zum Fußball gingen. George trug einen Anzug, dazu die offizielle Krawatte des englischen Fußball-Verbandes FA, dessen Präsident sein Vater ist. Es war ja einer der ersten größeren öffentlichen Auftritte des jungen Mannes, der sehr wahrscheinlich eines Tages König sein wird.

Vor einem Jahr, vor Georges siebtem Geburtstag, erzählte Kate, sie liebe Kuchenbacken, bleibe vor den Geburtstagen ihrer Kinder bis nach Mitternacht auf und backe, "natürlich viel zu viel", was ihr sicherlich Sympathien bei vielen britischen Müttern einbrachte. George ist ein Mitglied der königlichen Familie, aber er ist auch nur ein Junge, der Geburtstag feiert, das versuchen Kate und William - sooft es in ihrer Rolle möglich ist -, zu transportieren.

Wie die Feier nun am Donnerstag ausfallen wird, ist noch unbekannt, was die englischen Tabloids natürlich nicht daran hindert, zu sinnieren, wie sie sein könnte. Die Glocken von Westminster könnten läuten, seine Patentante Julia Samuel, die den Jungen in einem Podcast einmal als "funny, feisty and cheeky" beschrieb, also lustig, lebendig und frech, werde ihm bestimmt wieder eine Menge lauter und schrill blinkender Geschenke machen, und vielleicht werde es ja wieder eine Fußball-Themenparty, wie schon beim sechsten Geburtstag? George ist ein Thronfolger, und britische Thronfolger stehen nun mal im Rampenlicht, auch wenn das gerade in England oft blendet.

Georges Großvater Charles war schon im Alter von vier Jahren dabei, als seine Mutter zur Königin gekrönt wurde, er war das erste Kind eines Monarchen, das bei der Krönung war. Auf Fotos sieht man ihn in weiß gekleidet neben der Queen stehen und vom Balkon winken. Mit neun wurde er zum Prince of Wales ernannt, wobei seine offizielle Krönungszeremonie erst elf Jahre später stattfand. Georges Vater William reiste mit seinen Eltern Charles und Diana im Alter von neun Monaten auf eine öffentlichkeitswirksame Tour nach Neuseeland. Als er fünf war, besuchten Charles und Diana mit den Söhnen William und Harry die spanische Königsfamilie, ein Jahr später saß William mit seiner Mutter und seiner Ur-Oma, der Queen Mum, in einer Kutsche während einer Parade am Buckingham-Palast.

Georges Opa Charles stand schon im Alter von vier Jahren in der Öffentlichkeit: Kurz nach der Krönungszeremonie seiner Mutter, Königin Elizabeth II, hielt er auf dem Balkon des Buckingham-Palastes ihre Hand. (Foto: EPU/dpa)

George wurde im Vergleich dazu bislang weitgehend von der größeren Öffentlichkeit ferngehalten, Auftritte wie die Spiele bei der EM, als er mit ins Stadion durfte, waren die Ausnahme. Am Tag nach dem 2:0 gegen Deutschland waren es nicht nur die englischen Fußballer, die auf den Titelseiten der Zeitungen zu sehen waren, sondern immer auch der niedlich klatschende George.

Das Leben als Kinderprinz ist ein Leben in biederen kurzen Hosen und manchmal in Anzug und Krawatte, aber es hat auch Vorteile, abgesehen von guten Plätzen im Fußballstadion. Als George ein Jahr alt wurde, bat sein Vater William die Öffentlichkeit, ihm keine Geschenke zu schicken. Schließlich war seit Georges Geburt der Geschenkefluss kaum abgerissen. Insgesamt, hieß es, habe der junge Prinz in seinem ersten Jahr mehr als 1000 Geschenke aus aller Welt bekommen, die Kuchen seiner Mutter nicht eingerechnet.

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