SZ-Kolumne "Bester Dinge":Tierisch ist nicht gleich tierisch

(Foto: Imago (2), Collage: SZ)

Warum Affen unterschiedliche Dialekte sprechen und eine Drossel nicht vermitteln, wohl aber komponieren kann.

Von Felicia Klinger

"Wos host gsogt?" Diese Frage stellt sich vermutlich ein Rothandtamarin, wenn ein Zweifarbentamarin ihn mit einem sächsischen "Du gannsd mir ma n Buggel runnerrutsch'n" von der Seite anpflaumt. Die beiden Affenarten aus dem Amazonas-Regenwald sprechen fast die gleiche Sprache, aber unterschiedliche Dialekte. Außerdem sind sie für die gleichen Speisen zu haben und hocken auf denselben Lieblingsbäumen. Da gibt es natürlich Streit, also muss eine Dolmetscherin her.

Eine optimale Kandidatin wäre der amerikanische Mockingbird, zu Deutsch die Spottdrossel. Die spricht nämlich nicht, wie ihr der Schnabel gewachsen ist. Dass die Drossel Gesänge anderer Vögel kopiert, war schon länger klar. Der Singvogel komponiert aber auch die Übergänge zwischen den einzelnen Melodien selbst und nutzt dafür Klangfarben- und Tonhöhenänderungen oder zieht die Melodieschnipsel in die Länge. Ganz wie Beethoven oder Kendrick Lamar. Das hat ein Forscherteam des Max-Planck- Instituts für empirische Ästhetik herausgefunden.

Nur, im brasilianischen Regenwald gibt es keine Spottdrosseln. (Die Drossel hätte sich über das banale Geschwätz der Affen vermutlich sowieso nur lustig gemacht.) Eine andere Lösung ist vonnöten: Die Tamarine äffen sich so lange nach, bis sich ihr Dialekt ähnelt und sie sich verstehen, schrieben jüngst britische Evolutionsbiologen. Und wenn es still ist in Brasilien, dann hört man vielleicht bairisch-sächsisches Flüstern aus den Wipfeln der Bäume.

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