Hochwasser:Sorge um Talsperre im Harz

Lesezeit: 3 Min.

Blick auf die Staumauer der vollen Okertalsperre im Harz bei Goslar. Für die Flussgebiete wird vor einer weiteren Verschärfung der Hochwasserlage gewarnt. (Foto: Thomas Schulz/dpa)

Tausende Helfer kämpfen nach Dauerregen gegen die Fluten. Deiche sind aufgeweicht und zum Teil gebrochen. Ein banger Blick geht zur Okertalsperre im Harz.

Aufgrund von wechselhaftem Wetter und durchweichten Böden herrscht weiter Hochwassergefahr in etlichen Gegenden Deutschlands. Zwar soll der Dauerregen enden, teilte der Deutsche Wetterdienst (DWD) mit, die Unwetterwarnungen sind aufgehoben. Doch die Hochwasserlage werde sich nur sehr verzögert entspannen und Ende der Woche nehme der Regen voraussichtlich wieder zu.

Niedersachsen: Sorge um Okertalsperre, Entspannung in Leer

In Niedersachsen haben die Behörden große Sorgen um die Okertalsperre im Harz: Sie hat ihre maximale Kapazität erreicht. Über den Überlauf der Staumauer werde nun mehr Wasser in die Oker abgegeben, teilte die Stadt Braunschweig am Dienstag mit. Statt 16 Kubikmetern pro Sekunde fließen jetzt 30 Kubikmeter pro Sekunde in den Fluss. Diese Maßnahme werde die Hochwasserlage in Braunschweig weiter verschärfen. Es werde erwartet, dass die Welle in den späten Abendstunden in der Stadt ankomme.

Sarstedt: Einsatzkräfte der Feuerwehr sichern mit Sandsäcken die Innenstadt (Foto: Julian Stratenschulte/dpa)

Im ostfriesischen Landkreis Leer hat sich die Hochwasserlage etwas entspannt. "Die Sicherungsmaßnahmen am Deich haben in der Nacht gewirkt und waren erfolgreich", teilte die Kreisfeuerwehr Leer mit. Die Pegelstände seien in der Nacht um etwa 30 Zentimeter gefallen.

In dem Ort Rinteln im Landkreis Schaumburg wurden am Morgen die Bewohner einer Straße direkt an der Stadtmauer in Sicherheit gebracht, wie die Stadtverwaltung mitteilte. In der betroffenen Straße seien die Keller der Gebäude vollgelaufen. Die Feuerwehr sei mit Pumpen im Einsatz und staple Sandsäcke.

Langholt in Niedersachsen: Einsatzkräfte versuchen mit Sandsäcken die Flut einzudämmen. (Foto: Lars Penning/dpa)

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) machte sich am Dienstag ein Bild von der Lage. Beim Besuch in Northeim, wo ein Damm gebrochen war, dankte er den Zehntausenden Helfern für ihren Einsatz über die Weihnachtsfeiertage.

Voraussichtlich noch bis diesen Mittwoch ist der Bahnverkehr auf der Strecke zwischen Hannover und Magdeburg beeinträchtigt. IC-Züge würden in beiden Fahrtrichtungen umgeleitet und verspäteten sich dadurch um etwa 30 Minuten, teilte die Deutsche Bahn mit. Hintergrund sind demnach Gleisunterspülungen auf der Strecke von Magdeburg nach Helmstedt.

Hochwasser der Leine überflutet die Leinemasch südlich von Hannover. Meteorologen geben noch keine Entwarnung. (Foto: Julian Stratenschulte/dpa)

Nordrhein-Westfalen: Verschärfte Lage im Ruhrgebiet

Im Ruhrgebiet machte der Dauerregen vor allem der Bahn zu schaffen: So wurden in Herdecke Gleise der Strecke zwischen Dortmund und Hagen unterspült.

Am Rheindeich in Duisburg-Homberg melden die Behörden einen Wasseraustritt. Bezirksregierung Düsseldorf und Helfer seien vor Ort. Schutzmaßnahmen würden ergriffen.

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Sachsen-Anhalt: Evakuierung im Landkreis Mansfeld-Südharz

Wegen drohender Überschwemmungen am vollgelaufenen Stausee Kelbra und an der Helme hat der Landkreis Mansfeld-Südharz in Sachsen-Anhalt die Bewohner der Ortschaft Thürungen zur Evakuierung aufgefordert. "Alle Einwohnerinnen und Einwohner sind aufgerufen, bis spätestens 18 Uhr ihre Häuser zu verlassen", teilte eine Sprecherin des Kreises am Dienstagnachmittag mit.

Sachsen-Anhalt: Schaulustige verfolgen an der Talsperre Mandelholz den Wasserablass. (Foto: Matthias Bein/dpa)

Es handele sich um etwa 180 Menschen. Sie sollten sich zu Verwandten oder Bekannten begeben, hieß es. Eine Notunterkunft sei in der Ziegelhüttenstraße in Kelbra eingerichtet. Thürungen gehört zur Verbandsgemeinde Goldene Aue. Nach den Dauerregenfällen in den vergangenen Tagen ist der Stausee Kelbra an die Kapazitätsgrenze angelangt, in den Ortschaften entlang der Helme drohen Überschwemmungen. Auch in den Gemeinden Südharz, Sangerhausen und Allstedt sollten sich die Einwohner auf mögliche Evakuierungen vorbereiten.

Thüringen: Räumung eines Ortsteils in der Stadt Heringen

Besonders stark betroffen war an den Weihnachtstagen Windehausen in Nordthüringen, ein Ortsteil der Stadt Heringen. Dort wurde wegen des Hochwassers am ersten Weihnachtsfeiertag die komplette Räumung des knapp 500 Einwohner zählenden Ortsteils notwendig. "Die Situation ist sehr bedrohlich, so ein Bild habe ich in der Goldenen Aue noch nicht gesehen", sagte Matthias Marquardt (Linke), der Bürgermeister von Heringen.

Die thüringische Ortschaft Windehausen wird seit Heiligabend auf freiwilliger Basis evakuiert, weil das Wasser im gesamten Ort steht. (Foto: Imago/Bernd März/Imago/Bernd März)

Das Wasser stand teilweise bis zu einem Meter hoch in dem Ort. Es gebe keinen Strom, keine Zufahrt und auch keine Festnetztelefonie, beschrieb der Bürgermeister die Lage. Außerdem funktionierten die Toiletten wegen der fehlenden Abflüsse nicht mehr. Den Einwohnern sei daher dringend geraten worden, ihre Häuser zu verlassen. Die Menschen würden jedoch nicht mit Polizeigewalt aus ihrem Zuhause geholt, betonte der Bürgermeister.

Zurückgehende Wasserstände in Rheinland-Pfalz, Bayern und Hessen

Die Wasserstände an Flüssen und Bächen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland gehen bis auf wenige Ausnahmen zurück - und das dürfte in den kommenden Tagen auch so bleiben. "Die Tendenz ist fallend", sagte ein Sprecher des Hochwassermeldedienstes in Mainz.

Koblenz: Das Deutsche Eck mit dem Reiterstandbild von Kaiser Wilhelm ist umgeben vom Rheinhochwasser. (Foto: Thomas Frey/dpa)

Am Oberrhein waren die Höchststände laut Hochwasservorhersagezentrale am Dienstag bereits erreicht, am Mittelrhein wurden die höchsten Stände im Verlauf des Dienstags erwartet, anschließend sollte das Wasser auch hier zurückgehen.

Auch in Bayern und in Hessen entspannt sich die Hochwasserlage tendenziell. An den für das Bundesland relevanten Pegeln seien den Prognosen zufolge die Höchststände zum großen Teil erreicht oder bereits durchlaufen, teilte das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie am Dienstag mit.

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