Als Comedian muss man auf der Bühne leiden können. Wenn im Publikum kaum jemand lacht zum Beispiel, dann gehört das zu den Härten des Berufs. Aber auch einem Profi verschlägt es mal die Sprache. Der Schotte Robin Grainger freute sich nach langer Pandemie-Pause darauf, am vergangenen Freitag endlich wieder in Edinburgh auf einer Bühne zu stehen. Als er kurz vor Beginn der Show von seinem Techniker wissen wollte, auf ein wie großes Publikum er sich denn freuen könne, zuckte dieser aber erst mal zusammen. Seine Antwort: "Ein Einziger."
Später erzählte Grainger der BBC, dass er in den folgenden zwei Minuten alle "Emotionen des Universums" gefühlt habe, wobei die positiven eher zu kurz gekommen sein dürften. Bis er sich an eine Sache erinnerte, die man Berufsethos nennt. Immerhin hatte da jemand für ein Ticket bei seiner Show Geld bezahlt, und wo sonst im Leben findet man noch einen Betreuungsschlüssel vor wie hier? Grainger ging also auf die Bühne, improvisierte, witzelte, erschuf ein ganz neues Programm, zugeschnitten auf diesen einen Zuschauer namens Mike. Und dabei blieb es nicht.
Nach der Show kam jener treue Mike auf Grainger zu, umarmte ihn und sagte: "Das war großartig!" Die beiden machten ein Selfie, wovon wiederum eine lokale Journalistin etwas mitbekam und einen Artikel über den Mann schrieb, der das Genre der Kleinkunst neu definierte. Der Artikel über Mike und Grainger erreichte indes bei Twitter immer mehr Menschen, andere Comedians solidarisierten sich mit ihm, er wurde zum Gespräch der Stadt. Am Tag darauf musste auch der Techniker nicht mehr zusammenzucken: Graingers zweiter Auftritt war fast ausverkauft.
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