Sorgerechtsstreit:Ermittler durchsuchen Haus von Unternehmerin Block

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Gegen die Unternehmerin Christina Block wird unter anderem wegen des Verdachts der Entziehung Minderjähriger ermittelt. (Foto: Daniel Reinhardt/dpa)

Gegen die 49-Jährige und weitere Personen werde wegen des Verdachts der Entziehung Minderjähriger ermittelt, teilt die Staatsanwaltschaft Hamburg mit. An Silvester waren zwei ihrer Kinder in Dänemark entführt worden, wo sie bei Blocks Ex-Mann leben.

Beamte von Staatsanwaltschaft und Polizei haben im Zusammenhang mit einem Sorgerechtsstreit das Wohnhaus der Unternehmerin Christina Block durchsucht. Es werde gegen sie und mehrere Personen wegen des Verdachts der Entziehung Minderjähriger und sonstiger Straftaten ermittelt, teilte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft in Hamburg mit. Deshalb seien am Freitagmorgen mehrere Durchsuchungsbeschlüsse vollstreckt worden - beispielsweise im familieneigenen Fünf-Sterne-Hotel "Grand Elysée". Es gehe darum, die umstrittene Rückholaktion von zwei der vier Kinder Blocks aus Dänemark in der Silvesternacht aufzuklären, sagte die Sprecherin.

Christina Block und ihr Ex-Mann Stephan Hensel streiten seit Jahren um das Sorgerecht für die beiden jüngeren ihrer vier Kinder. Seit 2021 leben diese bei ihrem Vater in Dänemark, obwohl ein Gericht in Hamburg das Aufenthaltsbestimmungsrecht vorläufig auf die Mutter übertragen hatte. In der Silvesternacht griffen nach Angaben der dänischen Polizei Unbekannte den Vater in Süddänemark an und nahmen den 10-jährigen Jungen und das 13-jährige Mädchen in zwei Autos mit. Sie befanden sich danach bei ihrer Mutter. Nach einem Eilantrag des Vaters erließ das Hanseatische Oberlandesgericht am Freitag vergangener Woche eine einstweilige Anordnung, der zufolge die Kinder zu ihrem Vater zurückkehren mussten.

Block habe keine Entführung in Auftrag gegeben, sagt ihr Anwalt

Die Millionenerbin Block ist die Tochter von Eugen Block, dem Gründer der Steakhaus-Kette Block House. Sie ist Gesellschafterin des Unternehmens und Partnerin des Sportreporters Gerhard Delling.

Blocks Anwalt hatte zuletzt beteuert, dass die 49-Jährige nicht hinter der Entführung stecke: "Entgegen einiger Behauptungen hat sie zu keinem Zeitpunkt dritten Personen einen Auftrag erteilt, ihre geliebten Kinder mit Gewalt aus Dänemark nach Hamburg zu bringen", schrieb Otmar Kury in einer Stellungnahme am Montag. Christina Block sei eine "absolut rechtstreue Persönlichkeit". Kury schrieb weiter, er gehe davon aus, dass der oder die Täter ermittelt werden könnten: "Es gibt eine Reihe von Personen, die das der Mutter Block unmenschlich zugefügte Entziehen der Kinder als eine exakt unmenschliche Katastrophe betrachten, und ihr immer wieder Hilfe anboten." Block selbst kritisierte am Dienstag das Vorgehen der Justiz und sprach davon, dass "Unrecht" geschehe.

Einen anderen Eindruck erweckt ein aktueller Bericht des Spiegels. Demnach soll Block bereits im November 2022 die Sicherheitsfirma BPS 360 Grad aus Gera angeheuert haben, um die beiden Kinder aus Dänemark zurückzuholen. Deren früherer Geschäftsführer habe damals bei dänischen Ermittlern zu Protokoll gegeben, es sei geplant gewesen, die Kinder abzupassen, wenn sie mit der Stiefmutter ihr Wohnhaus in Dänemark verließen. Dies stehe in Ermittlungsunterlagen, die man habe einsehen können, schreibt der Spiegel. Eine entsprechende Aktion sei aber gescheitert. Von der Firma heiße es, man habe damals eine "wohlwollende Rückführung der Kinder aus Dänemark absichern" sollen und seither keine Aufträge der Familie Block angenommen.

Block und ihr Anwalt hätten dazu aktuell nicht Stellung genommen, schreibt der Spiegel. Früher aber habe Block einmal erklärt, sie habe damals mit ihrer Mutter und ihrem Bruder vor dem Haus ihres Ex-Mannes gewartet - in der Hoffnung, die Kinder zu sehen und vielleicht sogar mitzunehmen. Sie habe aus Angst um ihre körperliche Unversehrtheit sechs Personenschützer dabeigehabt.

In den Fall haben sich laut Spiegel auch der ehemalige Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) und Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki (FDP) eingeschaltet. Demnach setzten sie sich vor längerer Zeit telefonisch mit der deutschen Botschaft in Kopenhagen in Verbindung. Dabei solle es auch um die Herstellung des Kontakts zwischen den Kindern und der Mutter gegangen sein. Gabriel dementierte laut Spiegel ein Telefonat nicht, wollte sich aber nicht weiter äußern. Kubicki, der sich zuletzt öffentlich auf die Seite Blocks geschlagen hat, ließ eine Anfrage unbeantwortet.

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