SZ-Kolumne "Bester Dinge":Dich kenn' ich doch!

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Die beiden Schwestern Maria Klicker (links), 89, und Elfriede Recktenwald, 87, haben sich nach 30 Jahren jetzt in einem Seniorenheim wiedergetroffen. (Foto: BeckerBredel/BeckerBredel)

Zwei betagte Frauen begegnen sich in einem saarländischen Seniorenheim - und bemerken, dass sie sich eigentlich schon ziemlich gut kennen.

Von Paul Lütge

Alte Bekannte wiederzutreffen , kann total nervig sein: Wer den Ex im Supermarkt trifft, geht nach einem kurzen "Hi" vielleicht schneller als sonst an die Kasse, ohne Umwege zu Snacks und Quengelware. Schlimmer ist es nur, wenn es keine Flucht aus dem Wiedersehen gibt: Wenn man im Zug neben der ehemaligen Chefin sitzt, bleibt nur der regelmäßige Gang aufs Klo oder zum Bordbistro (wenn es denn geöffnet ist).

Wenn man sich aber nach langer Zeit noch mal ganz neu kennenlernen darf, kann einen das sehr glücklich machen. So ist es zwei Frauen im saarländischen Sulzbach ergangen. Maria Klicker, 89, und Elfriede Recktenwald, 87, trafen sich im dortigen Seniorenheim und plauderten miteinander. Trotz ihrer Demenz war irgendwie beiden klar, dass sie sich schon mal gesehen hatten, berichtete ein Mitarbeiter des Heims der Saarbrücker Zeitung. Große Verwunderung, als sie feststellten, dass sie denselben Geburtsnamen haben - und sogar einige Erinnerungen aus der Kindheit teilten. "Dich kenn' ich doch!", sagte schließlich eine der beiden. Mithilfe der Mitarbeiter des Seniorenheims fanden sie heraus: Marie und Elfriede sind Schwestern. Sie hatten sich seit rund 30 Jahren nicht mehr gesehen. Und wählten, völlig unabhängig voneinander, dieselbe Einrichtung für ihren letzten Lebensabschnitt. Jetzt sind die beiden Frauen unzertrennlich: "Keine geht mehr einen Schritt ohne ihre Schwester."

Egal, was der Auslöser für die 30 Jahre währende Funkstille zwischen den beiden Frauen war: Sich nicht erinnern zu müssen, kann vielleicht auch erleichternd sein - zumindest dann, wenn es keine Möglichkeit für eine Flucht aus dem Wiedersehen gibt.

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