SZ-Kolumne "Bester Dinge":Luft und Liebe

(Foto: imago/Westend61)

In Münster können Eheleute einen Baum pflanzen: im städtischen Hochzeitswald. Symbolisch nicht ganz verkehrt. Oder?

Von Jana Stegemann

Kann Liebe die Stadtluft verbessern? Münsteraner können diese Frage durchaus mit einem Ja beantworten. Denn wer in der westfälischen Stadt heiratet oder Ehejubiläum feiert, kann einen Baum im städtischen Hochzeitswald pflanzen. Damit sind Paare ohne eigenen Garten oder ohne grünen Daumen gleich doppelt erfolgreich: Sie tun etwas für Umwelt und Klima und pflegen eine jahrhundertalte Hochzeitstradition.

Aus acht heimischen Bäumen von Stieleiche über Hainbuche bis zum Spitzahorn dürfen Paare (oder Schenkende) wählen, jeder Baum kostet 150 Euro. Am beliebtesten ist die Sommerlinde, was damit zu tun haben könnte, dass sie im Stadtbild allgegenwärtig ist. Schließlich ist Münster die einzige Stadt Deutschlands, um deren Innenstadt sich noch ein geschlossener Grüngürtel schlingt. Die 4,5 Kilometer lange Promenade ist das Herzstück der Studentenstadt und eine beliebte Strecke für Radfahrerinnen, Jogger und Fledermäuse. Symbolisch nicht verkehrt dürfte auch die Tatsache sein, dass Sommerlinden mehrere Hundert Jahre alt werden können und in der Blütezeit intensiv duften.

2007 ist Münsters Hochzeitswald mit sechs Stieleichen gestartet, 14 Jahre später umfasst er 906 Bäume auf sechs Hektar, wie die Stadt vor Kurzem vermeldete. Mit einem gewissen Stolz, versteht sich. Die fachgerechte Betreuung des Jungbaumes ist laut Stadt inkludiert: "Sie hilft ihm, das Anwachsen und die drei ersten kritischen Jahre gut zu überstehen." Auch im Falle einer Trennung können sich beide also sicher sein: Für den Baum ist gesorgt, und ein Gutes hatte die Hochzeit ja dann zumindest doch.

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