Verkehr in Berlin:Gesucht: Kabeldiebstahl-Verhinderer (w/m/d) in Voll- oder Teilzeit

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Mehr als hundert Fälle und mehr als eine Million Euro Schaden: Die Berliner Verkehrsbetriebe haben ein Kabelklau-Problem. (Foto: Soeren Stache/dpa)

In Berlin fallen immer wieder U-Bahnen aus, weil Stromkabel gestohlen wurden. Auf der U3 fehlten kürzlich 140 Meter. Worauf es die Diebe eigentlich abgesehen haben und wie sich die Verkehrsbetriebe zu wappnen versuchen.

Von Verena Mayer, Berlin

In Berlin U-Bahn zu fahren, ist eigentlich immer ein Erlebnis. Leute machen Musik, sammeln Geld oder schwingen Reden, sie transportieren sperrige Gegenstände, zwängen Fahrräder und Hunde in die Waggons und glühen mit Wegbier oder Rotkäppchensekt für die anstehende Party vor. Seit einigen Wochen gibt es einen neuen Grund zu staunen. Wer auf den übervollen Bahnsteigen auf die U6 oder U3 wartet, erfährt auf den Hinweistafeln, warum die Bahn selbst zur Hauptverkehrszeit derzeit nur sehr unregelmäßig unterwegs ist. "Infolge eines Kabeldiebstahls" nämlich.

Was klingt wie ein Scherz, den sich Benutzende der Berliner U-Bahn nach dem vierten Wegbier ausgedacht haben, hat einen ernsten Hintergrund: Den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) werden seit einiger Zeit in großem Stil Kabel geklaut. Allein in diesem Jahr gab es nach SZ-Informationen mehr als hundert Fälle, die Schadenssumme beläuft sich auf mehr als eine Million Euro.

Zuletzt erwischte es die Linie U6, die in der hochfrequentierten Innenstadt verkehrt. Diebe entwendeten am 24. November an der Station Rehberge die Stromkabel. Die Folge: Die U6 fuhr über Wochen nur alle zehn bis 20 Minuten. Nun ist die Linie U3 teilweise lahmgelegt. Dort fehlen zwischen den Stationen Freie Universität, Thielplatz und Oskar-Helene-Heim ganze 140 Meter Kabel, die ersetzt und neu verlegt werden müssen, mit den üblichen Folgen für die genervten Berlinerinnen und Berliner.

Die Diebe wissen genau, durch welche Kabel gerade Strom fließt

Aber wer kommt auf eine solche Idee? Leute, die um die hohen Buntmetallpreise wissen, erklärt ein Sprecher der BVG. Gestohlen würden stets Kupferkabel, "das Phänomen hat leider zugenommen". Experten vermuten die organisierte Kriminalität hinter den Diebstählen, denn die Täter gehen äußerst planvoll vor. Es werden sowohl ober- als auch unterirdisch Kabel geklaut, die Diebe wissen genau, durch welche Kabel gerade Strom fließt und durch welche nicht.

Inzwischen beschäftigt das Thema auch die Berliner Politik. Denn der Kabelklau ist nur ein Grund, warum U-Bahnen und Busse in Berlin derzeit so unregelmäßig fahren. Die anderen sind Personalmangel und die vielen krankheitsbedingten Ausfälle. Es seien "harte Zeiten" für die BVG und die Fahrgäste, findet Antje Kapek von den Berliner Grünen, die auch gleich den schwarz-roten Senat aufforderte, den Ermittlungsdruck zu erhöhen, und sich eine Sonderkommission der Berliner Polizei wünscht.

Die BVG schickt indessen Objektschützer mit Wärmebildgeräten los, die verdächtige Personen an den Gleisen aufspüren sollen, und sucht nach einem Experten "zur Prävention von Kabeldiebstählen U-Bahn (w/m/d)", für die "verantwortliche Leitung und Überwachung aller Aufgaben hinsichtlich der Kabeldiebstähle U-Bahn", wie es in einer Stellenanzeige hieß. In Voll- oder Teilzeit, mit einem Gehalt zwischen 4469,31 und 4929,41 Euro. Das Besetzungsverfahren für die Stelle sei noch nicht abgeschlossen, heißt es bei der BVG. Immerhin waren die Reparaturarbeiten an der U3 früher als geplant beendet, die Bahn kann seit Mittwoch vergangener Woche wieder regulär fahren.

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