Stilkritik "Prügelei":Pif! Bomm! Tchac! Clang!

Lesezeit: 1 min

Ein kleiner Gallier, der eine Gruppe römischer Legionäre verprügelt - ein immer wiederkehrendes Bild in den "Asterix"-Comics. (Foto: Riccardo Milani/imago images/Hans Lucas)

Für immerhin 166 750 Euro hat in Paris ein Bieter eine Prügelszene aus einem "Asterix"-Comic ersteigert. Beim Teutates! Ist es ethisch gerechtfertigt, für die Darstellung männlicher Gewalt derart viel Geld auszugeben?

Von Martin Zips

Nichts überführt den Menschen in seiner lächerlichen Bösartigkeit mehr als die von ihm gelegentlich ausgeübte, meist von Hass und Rache geprägte, primitive Gewalt. Ja, wenn durch die Pöbeleien im Straßenverkehr oder den Faustkampf im Biergarten wenigstens ein größeres Übel verhindert werden würde! Wenn der harte körperliche Einsatz für Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit und Empathie stünde! Meist jedoch setzt der Mensch, leider vor allem der männliche, seine Gliedmaßen und Waffen nur aus niederen Beweggründen ein. Mit verheerenden Folgen, wie man immer wieder sehen kann!

Und so macht es zunächst betroffen, dass es ausgerechnet ein Kampfbild ist, welches soeben in Paris für 166 750 Euro von einem anonymen Käufer ersteigert wurde. Eine Original-Seite aus dem Comicband "Asterix in Spanien", gezeichnet vom großen Albert Uderzo. Auf den Illustrationen ("Pif! Bomm! Tchac! Clang!") sind ausschließlich Männer zu sehen. Die meisten von ihnen: römische Legionäre, welche von zwei Galliern verprügelt werden.

Hierzu gilt festzustellen: Ebenso wie der junge, friedliebende David sich einst selbstverständlich gegen die Aggressionen des Riesen Goliath verteidigen durfte, ja musste, sollte sich freilich auch eine gallische Minderheit gegen ihre aggressiven Besatzer verteidigen dürfen. Es gilt das Utilitaritätsprinzip, welches die Summe des Wohlergehens ALLER berücksichtigt. Der Verzicht auf Gewalt, vielleicht erkennt der ein oder andere Parallelen zur aktuellen politischen Weltlage, wäre geradezu fahrlässig. Natürlich: Die künstlerische Aufarbeitung eines solch diffizilen Themas ist immer heikel, gelingt im grundpazifistischen Uderzo-Strich allerdings wesentlich besser als in jedem pompösen Schlachtengemälde des 19. oder 20. Jahrhunderts.

Es geht also schon in Ordnung, dass sich jemand, der sich leisten kann, so eine "Pif! Bomm! Tchac! Clang!"-Zeichnung ersteigert, um sie sich daheim an die Wand zu hängen. Kunst gewinnt besonders dann, wenn sie eine Warnung ist. Eine Warnung vor dem wirklich Üblen, wozu der Mensch doch fähig ist. Wenn man ihn denn lässt.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Asterix-Übersetzerin
:Sie kam, sah und siegte

Pünktlich zu ihrem 85. Geburtstag wird die bereits hochdekorierte Asterix-Übersetzerin Gudrun Penndorf mit dem Peng!-Preis des Comicfestivals geehrt. Ein Treffen mit der Münchnerin, die Interviews eigentlich hasst.

Von Martin Zips

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: