Der spanischstämmige Koch José Andrés sagte einmal: "Eine Mahlzeit hat die Macht, die Welt zu verändern, Menschen zusammenzubringen und Geschichten darüber zu erzählen, wer wir sind." Vor allem der letzte Aspekt, das Geschichtenerzählen, ist interessant. Es fallen einem sofort kulinarische Erkundungsangebote aus dem Bekanntenkreis ein: Guck mal, das sind Maultaschen, ich komme übrigens aus Schwaben. Aber wer sagt denn, dass eine Geschichte, mit der man eine Mahlzeit anreichert, auch stimmen muss?
Ein im spanischen Alicante lebender 50-jähriger Mann aus Litauen hat seine Geschichte 19 Mal mit großem Wirkungserfolg vorgebracht. Und die ging laut spanischen Medienberichten so: Der Mann betrat ein schönes Etablissement, bestellte spanische Speisen und Getränke und aß. Im denkbar ungünstigsten Moment, nämlich als er zahlen musste, ging es ihm aber auf einmal schlecht. So schlecht, dass ein Beharren der Kellner auf ein Begleichen der Rechnung nur seltsam gewesen wäre; es musste ja ein Menschenleben gerettet werden. Der Verdacht: Herzinfarkt! Und bei diesem einen Mal blieb es nicht.
Im Laufe der Monate und nach 18 weiteren Herzinfarkten hatte sich die Sache mit dem gebrechlichen Feinschmecker rumgesprochen. Folglich waren sie zumindest skeptisch im Restaurant "El Buen Corner", als der Zustand des Mannes nach einer Paella mit Meeresfrüchten und zwei Whisky für 34,85 Euro mal wieder kritisch war. Der Bezahlvorgang stand abermals bevor. Der Herr fiel zu Boden. Und da war er nun: Herzinfarkt Nummer zwanzig. Diesmal riefen die Kellner nicht den Krankenwagen. Diesmal riefen sie die Polizei. Die bestätigte laut der Nachrichtenagentur EFE, dass der "Modus Operandi der gleiche" sei. Der Mann, eben noch Herzinfarktopfer, war als Laienschauspieler enttarnt. Nun kam er ins Gefängnis. Und die besorgte Belegschaft von 20 Restaurants kann aufatmen: Er ist offenbar kerngesund.
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