Der US-Verschwörungserzähler Alex Jones hat angesichts von Schadenersatzforderungen in Milliardenhöhe Insolvenz beantragt. Der 48-Jährige stellte den Antrag für Gläubigerschutz am Freitag bei einem Insolvenzgericht im US-Bundesstaat Texas. Daraus geht hervor, dass Jones Verbindlichkeiten in Höhe von einer bis zehn Milliarden US-Dollar bei 50 bis 99 Gläubigern habe. Das Vermögen von Jones ist mit einer bis zehn Millionen US-Dollar angegeben.
Jones ist im August und im Oktober in mehreren Verfahren wegen seiner falschen Behauptungen zu einem Massaker an der Sandy-Hook-Grundschule zur Zahlung von rund 1,44 Milliarden US-Dollar Schadenersatz verurteilt worden. Am 10. November ordnete ein Richter an, dass Jones zusätzlich 473 Millionen Dollar an Strafschadenersatz zu zahlen hat, darunter 323 Millionen Dollar für Anwaltskosten. Jones hat in seiner Sendung erklärt, dass er in Berufung gehen wolle.
Der Gründer der rechten Webseite Infowars hatte über Jahre behauptet, dass der Amoklauf im Dezember 2012 von Schauspielern inszeniert worden sei. Ein 20-Jähriger hatte in Newtown im US-Bundesstaat Connecticut an der Ostküste 20 Schulkinder und sechs Schulangestellte erschossen. Eltern von Kindern, die an der Sandy Hook Elementary School getötet wurden, hatten ihn und sein Medienunternehmen daraufhin wegen Verleumdung verklagt. Denn Fans des Infowars-Moderators hatten trauernde Familien belästigt und bedroht.
Verfahren gewährte Einblick in die Finanzen
Infowars hatte Jones wohl zu einem wohlhabenden Mann gemacht, und zwar offenbar in einem Ausmaß, das erst durch den Sandy-Hook-Rechtsstreit deutlich geworden ist. Im August schätzte ein von den Sandy-Hook-Familien beauftragter Experte Jones Nettovermögen auf 135 bis 270 Millionen Dollar. Jones hat die Schätzungen der Kläger über sein Vermögen jedoch bestritten. "Ich habe nicht all das Geld, das sie sich ausgedacht haben", sagte er kürzlich. Jones hatte nach dem Urteil seine Fans dazu aufgerufen, für seine Anwaltskosten zu spenden.
In jeden Fall bleibt die Frage, ob die Opfer des Verschwörungserzählers Jones nun trotz ihrer Ansprüche leer ausgehen könnten.
Einem Bericht der Washington Post zufolge soll Jones Millionen von Dollar aus seinem Unternehmen in andere transferiert haben, die von ihm selbst, Freunden oder Verwandten kontrolliert wurden. Durch die Überweisungen könnten diese Gelder für die Sandy-Hook-Kläger unerreichbar werden. Ein Konkursgericht soll nun prüfen, ob die Transaktionen rechtmäßig waren.
Die Kläger wollen nicht aufgeben
"Wir werden dieses Urteil so lange wie nötig durchsetzen, denn das ist es, was die Gerechtigkeit verlangt", erklärte Christopher Mattei, ein Anwalt, der die Familien vertritt. Joshua Koskoff, ein weiterer Anwalt der Kläger, sagte, dass die Familien von Sandy Hook "Alex Jones bis ans Ende der Welt jagen" würden, um ihn dazu zu bringen, "jeden einzelnen Dollar" des Urteils zu bezahlen.