ZDF:Die Wahrheit hinter "Bier Royal"

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Der ZDF-Zweiteiler über eine fiktive Münchner Brauerei-Familie steckt voller Anspielungen auf Prominente. Doch wer diente als Vorbild für die Dynastie?

Von Franz Kotteder

Bei Fernsehserien, die in München spielen, gibt es für Münchner eine Frage, die mindestens so interessant ist wie die Handlung selbst: Wer ist denn das in echt? Wer verbirgt sich hinter den Hauptpersonen? Völlig klar, dass eine Drehbuchautorin, die etwas auf sich hält, auch mit dieser Erwartungshaltung spielt und dem Affen Zucker gibt. Keine Ausnahme macht da Carolin Otto, die das Drehbuch zum ZDF-Zweiteiler Bier Royal geschrieben hat, dessen erster Teil am Montagabend zu sehen war, der zweite folgt an diesem Mittwoch. In der Geschichte um eine Münchner Traditionsbrauerei namens Arnulfbräu und die Familie, der sie gehört, gibt es jede Menge Anspielungen.

Da taucht der Name des Starkochs Alfons Schlumbeck auf, der mit der jungen Brauerei-Erbin eine vegane Weißwurst kreieren soll. Klar, da vereint sich der Platzl- Schuhbeck nur dürftig verbrämt mit der Champagnermarke Schlumberger. Und beim Fleischverarbeitungskonzern Matzel Fresh Speck, der sich an der Brauerei beteiligen will, denkt man sofort an die frühere Moksel AG, die heute zum Vion-Konzern gehört. Am Verkauf eines wertvollen Innenstadtgrundstücks ist eine Immobilienfirma namens Goldgrund beteiligt - die gibt es, als satirische Aktion, tatsächlich. Sie wurde von Kabarettisten um den Veranstalter Till Hofmann vor ein paar Jahren ins Leben gerufen und machte sich sarkastisch über die Zustände auf dem Münchner Immobilienmarkt lustig. Im Fernsehfilm sind an der optischen Aufwertung des Neubaugebiets die Architekten Schauer und Geber beteiligt - die Wirklichkeit kennt sie als Auer Weber Architekten.

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Wer aber versteckt sich hinter der Film-Brauerei Arnulfbräu und der skurrilen Eigentümerfamilie Hofstetter? Die Antwort ist leicht und schwer zugleich. Es gibt nämlich nur zwei Traditionsbrauereien innerhalb der Stadtgrenzen, an denen noch Familien in größerem Maße beteiligt sind. Löwenbräu, Spaten und Franziskaner gehören zum internationalen Anheuser-Busch-Interbrew-Konglomerat, das seine deutsche Hauptverwaltung ausgerechnet in Bremen hat und das im ZDF-Zweiteiler zum Thannhäuser-Konzern verkalauert wird. Hofbräu ist im Besitz des Freistaats, Augustiner gehört mehrheitlich einer Stiftung, aber zu knapp 30 Prozent auch der Familie Inselkammer. Und der Augustinerkeller, einer der berühmtesten Biergärten der Stadt, befindet sich ausgerechnet an der Arnulfstraße!

Dort gibt es aber auch die Hackerbrücke, benannt nach der Hackerbrauerei. Die heißt heute Hacker-Pschorr und gehört zusammen mit Paulaner zur Paulaner Brauerei Gruppe, vormals Brau-Holding International, und damit kommt man der Sache schon näher. Denn diese Holding gehört zu 30 Prozent dem Konzern Heineken, zu 70 Prozent jedoch der Schörghuber-Unternehmensgruppe aus München. An deren Spitze steht Alexandra Schörghuber, die Schwiegertochter des 1995 gestorbenen Firmengründers Josef Schörghuber; ihr Mann Stefan war 2008 überraschend gestorben. Seine Schwester Arabella, nach der der Vater einst ein ganzes Neubaugebiet im Münchner Nordosten benannte, führt zusammen mit ihrem ehemaligen Mann Peter Pongratz noch das Paulaner-Festzelt Winzerer Fähndl auf dem Oktoberfest.

Über das Binnenverhältnis der Schörghuber-Erbinnen ist freilich erschütternd wenig bekannt, ein weiteres Zeugnis für den beklagenswerten Zustand der Münchner Klatschpresse. Inwieweit die beiden als Vorbild für die Filmfiguren Gisela und Vicky dienten, bleibt also unklar.

Zahlenmystiker mögen als weiteres Indiz für die Achse Hofstetter-Schörghuber werten, dass das fiktive Gründungsdatum von Arnulfbräu 1516 ist - das ergibt exakt die gleiche Quersumme wie das Gründungsjahr 1417 der Hackerbrauerei, nämlich 13. Kann ja wohl kein Zufall sein!

Ansonsten aber muss man vermuten: Drehbuchautorin Carolin Otto hat sich eher durch die österreichische Fernsehserie Altes Geld von 2015 inspirieren lassen, sich dann aber doch nicht getraut, die Handlung in vergleichbar absurd-böse Höhen zu treiben. So reichte es in Bier Royal nur für einen Brauereierben, der in einem Sarg schläft und Sadomasoclubs aufsucht, und einen Dackel namens Kneißl.

Gänzlich abwegig wird es nur einmal: Als der Arnulfbräu von der Wiesn fliegt. Dass ein einzelner Wirt wegen Fehlverhaltens vom Oktoberfest weichen muss, das kommt schon mal vor. Aber gleich eine ganze Brauerei? Gelächter!

© SZ vom 30.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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