XXXLutz:Neueröffnung im alten Möbel-Mahler-Haus auf unbestimmte Zeit verschoben

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"Bewerben Sie sich jetzt!", steht auf den Plakaten von XXXLutz am Eingang des ehemaligen Möbel Mahler-Hauses. Wer dem Aufruf schon gefolgt ist, für den ist jedoch sein Start in Wolfratshausen noch völlig offen. (Foto: Manfred Neubauer)

Der Konzern wollte schon im Sommer in Wolfratshausen Kunden begrüßen, nun prüft die Regierung von Oberbayern die Pläne. Bürgermeister Heilinglechner fürchtet um Arbeitsplätze.

Von Claudia Koestler, Wolfratshausen

Auf dem Parkplatz vor dem Gebäude sprießt das Gras, von der Fassade blättert der Anstrich und noch immer steht über dem großen gläsernen Eingang der längst vergangene Name "Möbel Mahler". Seit der Schließung des Einrichtungshauses im Wolfratshauser Gewerbegebiet 2015 verfällt das Areal und das einstige Möbelhaus mehr und mehr. Und das, obwohl dort längst die neuesten Trends und Produkte in Sachen Wohnen locken und Fachangestellte Kunden beraten sollten - unter dem Logo des neuen Besitzers, der XXXLutz-Firmengruppe. Doch der Umbau und damit auch die Eröffnung verzögern sich, inzwischen auf unbestimmte Zeit. Denn nach Angaben von Wolfratshausens Bürgermeister Klaus Heilinglechner (Bürgervereinigung) hat sich nun die Regierung von Oberbayern eingeschaltet, die das Vorhaben prüfen will und dazu Unterlagen und Zahlen von der Firma XXXLutz angefordert hat.

Anfang 2016 hatte der Branchenriese aus Österreich noch optimistisch erklärt, am Wolfratshauser Standort im Sommer 2017 ein Möbelhaus und eine Mömax-Filiale als Ableger für Junges Wohnen der hauseigenen Kette eröffnen zu wollen. Auch, als Alois Knauseder, der beim Konzern für den Bau verantwortlich ist, im Oktober des vergangenen Jahres im Wolfratshauser Stadtrat die Pläne vorlegte, blieb das Zeitziel unverändert. Inzwischen seien die Demontagearbeiten seitens des ehemaligen Ladenbaus abgeschlossen, sagt Unternehmenssprecher Julian Viering. "Restliche Stellwände aus ehemaligen Kojen wurden entfernt und einzelne Warenträger noch entsorgt", fügt er an. Derzeit fänden vereinzelte Bauarbeiten im Bereich der Wartung und Instandhaltung statt. Aber auch Viering kann keinen Eröffnungstermin mehr nennen: "Wir befinden uns aktuell noch diesbezüglich in Abstimmungsgesprächen." Welche Unterlagen die Regierung von Oberbayern von dem Unternehmen angefordert hat, dazu will sich Viering nicht äußern.

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:XXXLutz eröffnet zwei Möbelhäuser in Wolfratshausen

Neben dem Haupthaus soll es auch einen "Mömax" geben - dazu zwei Restaurants, Parkhaus und 600 Parkplätze. Die Filialen sollen schon in einem Jahr öffnen.

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Als Grund nennt die Regierung immerhin die Größe des Bauvorhabens: Die bestehenden Verkaufsflächen sollen laut Pressesprecher der Regierung von Oberbayern, Martin Nell, von rund 30 000 Quadratmeter um etwa 1700 Quadratmeter vergrößert werden. Ein Antrag auf Baugenehmigung liege dem Landratsamt vor. Doch "Einzelhandelsprojekte dieser Größe erfordern stets eine landesplanerische Überprüfung, die von der Regierung von Oberbayern durchgeführt wird", sagt Nell. Deshalb habe die Regierung vom Landratsamt entsprechende Unterlagen angefordert. "Insbesondere fehlten uns für eine Beurteilung noch Daten zum voraussichtlichen tatsächlichen Einzugsbereich des Vorhabens", erklärt Nell.

Heilinglechner sagt dagegen: "Die Gründe der Regierung von Oberbayern sind uns ein Rätsel. Mit uns, also mit der Stadt Wolfratshausen, haben diese Verzögerungen nichts zu tun."

Die Folgen aber fürchtet er vor allem aus einem Grund: "Mir geht es um die Arbeitsplätze", sagt er. Denn ihm zufolge habe das Unternehmen nach einer großen Aktion in Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit bereits Mitarbeiter Auszubildende eingestellt. Unter ihnen sind offenbar auch etwa 30 Mitarbeiter, die zuvor Angestellte des Möbel-Mahler-Hauses in Wolfratshausen waren und nun auf einen Neustart hofften. Heilinglechner sorgt sich, dass diese ihren Arbeitsplatz wieder verlieren könnten, wenn sich nicht eine baldige Eröffnung abzeichnet. "Und das wäre schlimm. Sie haben sich ja sicher mit viel Hoffnung und Enthusiasmus beworben, und jetzt geht nichts vorwärts", sagt Heilinglechner. Er fände es "furchtbar, wenn Mitarbeiter erst eingestellt würden und dann wieder ausgestellt werden".

Neueröffnung
:XXXLutz stellt in Wolfratshausen 280 Mitarbeiter ein

Die Arbeitsagentur bietet zusammen mit dem Möbelhaus einen großen Bewerbungstermin an. Gesucht werden auch Azubis.

Nach Angaben des Möbelkonzerns sollen insgesamt 280 Arbeits- und Ausbildungsplätze in Wolfrathsausen entstehen. 50 bei Mömax und 230 bei XXXLutz. Rund 1000 Bewerbungen habe der Konzern für den Standort Wolfratshausen erhalten, bestätigt Sprecher Viering, und deutlich mehr als 100 neue Mitarbeiter sowie über 20 Auszubildende bereits eingestellt. Derzeit werden sie in der Filiale in Aschheim im Landkreis München beziehungsweise im Logistik-Servicecenter des Möbelanbieters in Anzing im Landkreis Ebersberg eingearbeitet. Außerdem durchlaufen sie eine unternehmenseigene Schulungsakademie. Die Frage sei aber, wie lange das Unternehmen diese beschäftigt halten kann, wenn die Eröffnung und ihr Einsatz in Wolfratshausen nicht absehbar ist.

"Sollte sich die Eröffnung noch weiter verzögern, sehen wir mehrere Optionen", sagt Viering. So würde das Unternehmen "im Einzelfall mit den betroffenen Mitarbeitern an individuellen Vereinbarungen arbeiten beziehungsweise das Gespräch mit der Agentur für Arbeit suchen." Die Mitarbeiter könnten etwa unter Bezahlung eventueller Reise- und Übernachtungskosten an einem der weiteren 40 Standorte der XXXLutz-Gruppe ausgebildet werden oder wie bisher bei einem der umliegenden Standorte arbeiten, sagt der Unternehmenssprecher.

Der Stillstand bewege aber nicht nur unmittelbar Betroffene, sondern viele Bürger der Loisachstadt, weiß Heilinglechner: "Die Leute fragen mich ständig, was denn jetzt dort eigentlich Sache ist. Gerade erst war eine vierte Schulklasse bei mir und sogar die haben sich danach erkundigt."

Regierungssprecher Nell erklärt derweil, dass Konzernvertreter angekündigt hätten, die benötigten Zahlen für eine Überprüfung "in Kürze" vorzulegen. "Anschließend werden wir innerhalb einiger Tage unsere Beurteilung erstellen", verspricht er. Selbst wenn die Regierung dann keine Einwände erheben sollte, so geht Heilinglechner inzwischen aber nicht mehr davon aus, dass die Wolfratshauser Eröffnung zeitnah erfolgen wird: "Heuer wird es wohl sicher nichts mehr werden."

© SZ vom 13.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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