Wolfratshauser Politik:Vorzeitiger Abschied von der Fraas-Schule

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CSU und Wolfratshauser Liste beantragen, dass der Stadtrat die Beschlüsse zur Alternativplanung zurückzieht.

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Die dringend nötige Sanierung und Erweiterung der Grund- und Mittelschule am Hammerschmiedweg ist das größte Bauprojekt, das Wolfratshausen bevorsteht. Nach mehr als fünfjähriger Planung wurde es im vergangenen November jedoch gebremst: Statt wie vorgesehen über Einsparvorschläge des beauftragten Architekturbüros karlundp zu entscheiden, stimmte der Stadtrat mit knapper Mehrheit von 13 zu zwölf für einen Antrag von CSU und Wolfratshauser Liste, zunächst einen mutmaßlich günstigeren Alternativ-Entwurf prüfen zu lassen, den Kulturreferent Alfred Fraas (CSU) selbst angefertigt hatte. Im Februar ging der Auftrag an ein Ingenieurbüro. Nun aber machen die Fraktionen eine überraschende Kehrtwende: In einem gemeinsamen Antrag, der am Mittwoch im Stadtrat behandelt wird, fordern sie, die Beschlüsse zur Fraas-Schule zurückzuziehen.

Den Antrag wollen beide Fraktionen nicht kommentieren. Sowohl die Sprecher von CSU und Wolfratshauser Liste, Peter Plößl und Helmut Forster, als auch Fraas erklären auf Anfrage, erst nach der Stadtratssitzung dazu Stellung nehmen zu wollen. Fraas hatte zwischen Januar und Juni 2020 kurzerhand selbst eine Schule geplant, nachdem sich eine Kostenexplosion bei dem Großprojekt abgezeichnet hatte. Die Architekten, die in ihrer Machbarkeitsstudie noch von 30 Millionen Euro ausgegangen waren, kamen in ihrer Kostenberechnung für alle vom Stadtrat beschlossenen Module inklusive Lehrschwimmbecken, Tiefgarage und Aula-Neubau auf 60 Millionen Euro. Bei der Sommer-Klausur präsentierte Fraas dann seine Alternative mit Holz-Neubau, multifunktionaler Glaspyramide und zusätzlicher Dreifachturnhalle. In einer beigefügten Kostenschätzung kam er auf weniger als 30 Millionen Euro. Im November stellten CSU und Wolfratshauser Liste dann den Antrag, die Pläne prüfen zu lassen. Es sei "fahrlässig, diesen Beschluss abzulehnen", erklärte CSU-Fraktionssprecher Plößl damals.

Von Bürgermeister Klaus Heilinglechner (Bürgervereinigung) ist zu erfahren, dass die Beschlüsse zur Fraas-Schule nun aufgehoben werden sollen, um die dringend benötigte Schulerweiterung nicht noch weiter zu verzögern und teure Interimslösungen zu vermeiden. Der neuerliche Antrag sei das Ergebnis intensiver Gespräche, sagt er, bei denen auch sein Stellvertreter Günther Eibl (CSU) und Fritz Schnaller (SPD) auf die beiden Fraktionen eingewirkt hätten.

Auslöser sei der Blick des Schulreferenten Fritz Meixner (SPD) auf die Schülerzahlprognosen in der vergangenen Stadtratssitzung gewesen. Demnach werden bereits vom Schuljahr 2023/24 an zwei Klassenzimmer am Hammerschmiedweg fehlen, da die Grundschule in allen Stufen fünfzügig wird. Meixner hatte zudem gewarnt, dass die Fraas-Schule noch im Entwurfsstadium und nicht mit den Nutzern abgesprochen sei. Wenn man die "Pferde wechsle", müsse man neu in die Planung gehen und verliere zwei Jahre. Das alles habe den "Boden bereitet" für die Gespräche, die CSU und Wolfratshauser Liste schließlich dazu bewogen hätten, die von ihnen bewirkten Beschlüsse zurückzuziehen, sagt Heilinglechner. Kritische Töne sind dem Bürgermeister zu dem Hin und Her indes nicht zu entlocken. "Keiner will, dass die Kinder in fünf Millionen Euro teure Container ausweichen müssen, weil der Stadtrat so lange für eine Entscheidung braucht", sagt Heilinglechner nur. "Ich bin dankbar, dass die beiden Antragssteller das auch so sehen und den Weg für ein zügiges Vorankommen ebnen."

Mit dem Großprojekt soll es dann auch gleich weitergehen: Nach der Entscheidung über die Aufhebung der Beschlüsse stehen die Einsparmaßnahmen, die die Architekten von karlundp zu ihrer Planung unterbreiten, auf der Tagesordnung des Stadtrats. Zuvor muss das Gremium aber noch über einen zweiten Antrag von CSU und Wolfratshauser Liste befinden: Eine günstige Holzhybridbauweise für die Schulneubauten prüfen zu lassen, die immerhin von Fraas inspiriert wäre. Den Prüfungsauftrag für den Alternativentwurf, der im Februar an das Büro SMP ging, kann Heilinglechner erst nach der Sitzung stornieren. An die Ingenieure, sagt er, müsse die Stadt dann wohl eine Entschädigung zahlen.

© SZ vom 05.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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