Kommentar zur Wolfratshauser Schulentwicklung:Fahrlässige Verzögerung

Von Konstantin Kaip

Es waren mahnende Worte, mit denen Peter Plößl im November für den gemeinsamen Antrag von CSU und Wolfratshauser Liste warb, trotz fortgeschrittener Planung der beauftragten Architekten für die Sanierung und Erweiterung der Hammerschmiedschule einen Alternativentwurf von Stadtrat Alfred Fraas prüfen zu lassen: Es sei "fahrlässig, diesen Beschluss abzulehnen", redete der CSU-Fraktionssprecher seinen Stadtratskollegen ins Gewissen. Sein Parteifreund Fraas habe immerhin eine Planung skizziert, die nur die Hälfte der 60 Millionen kosten solle, die das Münchner Büro für alle Wunschmodule veranschlage. Und der Stadtrat müsse vernünftig mit Steuergeldern umgehen. Plößls Appell hatte Erfolg: Der Stadtrat stimmte, wenn auch mit der denkbar knappsten Mehrheit, für die Prüfung der Alternative.

Dass die beiden Fraktionen nun die von ihnen veranlassten Beschlüsse aufheben wollen, überrascht. Schließlich standen die Argumente, die sie dazu bewogen haben, schon beim ersten Antrag im Raum: Die Schülerzahlprognosen, die nun immer wahrscheinlicher eintreten, waren schließlich Grundlage der Planungen für die Schulentwicklung, mit denen sich erst jahrelang eine Projektgruppe und dann das renommierte Münchner Architekturbüro karlundp in enger Abstimmung mit Schulleitung und Behörden befasst haben. Fraas hingegen hatte in der Novembersitzung, in der Plößls Appell fiel, freimütig eingeräumt, nie mit dem Schulleiter Frank Schwesig über seinen Entwurf gesprochen zu haben. Die gebotene Eile und die drohende kostspielige Verzögerung lagen auf dem Tisch.

Es hat nun vier Monate gedauert, bis das durchgesickert ist - zu den beiden Fraktionen, aber auch zu fünf Stadträten anderer Lager, je einem von SPD und Grünen und dreien von der BVW, die für die Prüfung der Fraas-Schule waren. Sie haben sich in der Zwischenzeit offensichtlich Gedanken gemacht und Gespräche geführt und sind zu einer Einsicht gekommen. Deren Verspätung aber müssen sie sich selbst auf die Fahnen schreiben. Die Gedanken und Gespräche wären schließlich auch vor dem ersten Antrag möglich gewesen. Dessen Initiatoren, einst um mahnende Töne nicht verlegen, schweigen nun zum Thema. Es wird interessant sein, zu hören, wie sie ihre späte Einsicht in der Stadtratssitzung begründet werden. Bis dahin sollten sie sich fragen, wer denn nun wirklich fahrlässig war.

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