Wolfratshauser Infrastruktur:Stadt plant Luxus-Parkhaus

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Am Paradiesweg in Wolfratshausen sollen für zwei Millionen Euro 107 Stellplätze entstehen. Ganz schön teuer, finden kritische Stimmen im Stadtrat. Kostenlos wird man dort vermutlich auch nicht parken können.

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Auf dem Parkplatz am Paradiesweg in Wolfratshausen soll ein zweistöckiges Parkdeck mit insgesamt 107 Stellplätzen errichtet werden - für knapp zwei Millionen Euro. Das haben die Stadträte nach jahrelanger, zäher Debatte am Mittwoch im Bauausschuss beschlossen. Nur Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) und Gerlinde Berchtold (SPD) stimmten gegen das Konzept des Münchner Büros ZTR, das die Architekten Christoph Zobel und Particia Costantini im Ausschuss vorgestellt hatten.

Demnach soll das Parkdeck ein Erdgeschoss mit 52 und ein Obergeschoss mit 55 Stellplätzen bekommen, die jeweils 2,50 Meter breit und fünf Meter lang ausfallen. Die Fahrgasse in beiden Geschossen soll sechs Meter breit werden. Im Erdgeschoss, das 75 Zentimeter im Boden versenkt wird, soll es zudem zwei breitere Behindertenparkplätze und zehn Stellplätze mit Ladestationen für E-Autos geben. Das kleine Parkhaus wird laut Entwurf auf der östlichen Seite knapp sechs Meter, im Westen knapp fünf Meter hoch und erhält ein Trapezdach, auf dem laut Architekten auch eine Fotovoltaikanlage angebracht werden kann. Um den Geräuschpegel für die Nachbarn gering zu halten, sollen die Fassaden auf der Ost- und der Westseite mit lärmmindernden Lamellen verkleidet und zum Teil begrünt werden. Die Stirnseiten bleiben offen. Zu- und Abfahrt erfolgen über den Einfahrtsbereich im Süden, wo es zwei Schranken und zwei Ticketschalter geben soll. Im Erd- und im Obergeschoss soll die Auf- und Abfahrt über eine einspurige Rampe mit Ampel erfolgen. Damit können laut Planern zusätzliche Parkflächen bereitgestellt werden.

Diskussionen hatte es im Vorfeld über den Erhalt des Grüngürtels zwischen dem derzeitigen Parkplatz und dem Fuß- und Radweg im Westen gegeben. Der muss laut Planung jedoch für den Bau des Parkdecks entfernt werden. Für Ersatz soll die Begrünung der Westfassade sorgen, vor der später zudem in Teilabschnitten wieder Bäume und Sträucher gepflanzt werden sollen.

Der Parkplatz am AWO-Seniorenzentrum beschäftigt den Stadtrat schon seit Langem. Im Frühjahr 2017 hatte das Gremium zunächst eine ebenerdige Erweiterung beschlossen, um eine rasche Entlastung der Parkplatzsituation in der Altstadt zu ermöglichen. Der Ingenieur Franz Poell hatte daraufhin Planungen vorgelegt, die zwischen 13 und 16 zusätzliche Stellflächen vorsahen. Die Stadträte konnten sich jedoch mit keiner Variante anfreunden und beschlossen stattdessen, ein zweistöckiges Parkdeck mit mindestens 97 Stellflächen an der Stelle prüfen zu lassen. Die Kosten dafür hatte die Firma Goldbeck zuvor auf rund 1,7 Millionen Euro geschätzt. Im September vergangenen Jahres erging der Beschluss, die Planung auszuschreiben. Mit der Erstellung wurde schließlich das Büro ZTR beauftragt, das laut Stadtverwaltung in München bereits Parkhäuser für den Flughafen und die Stadtwerke errichtet hat. Dessen Planung überzeugte nun die Mehrheit im Bauausschuss.

Gerlinde Berchtold, die schon zuvor gegen das Doppeldeck gestimmt hatte, hielt die Investition jedoch für zu hoch für die damit gewonnene Ausbeute. Derzeit gibt es am Paradiesweg 51 Stellplätze, das Parkhaus würde demnach 56 zusätzliche schaffen. Bürgermeister Heilinglechner findet die Planungen zwar "sehr gefällig", hätte den ebenerdigen Ausbau bevorzugt. "Ich hätte lieber gehabt, dass es am Hatzplatz mehr Stellplätze gäbe", sagt er. Dort soll ein Investor bekanntlich ein Parkhaus mit 150 Stellflächen bauen. Der Erbpachtvertrag mit Laufzeit von 33 Jahren mit Option auf Verlängerung ist laut Heilinglechner bereits unterschrieben, die Identität des Investors will er jedoch noch nicht bekanntgeben. Voraussichtlich im Mai, sagt er, werde sich der Stadtrat mit dem Entwurf für das Parkhaus dort befassen. Für die Gestaltung hat sich das Gremium vertraglich ein Mitspracherecht gesichert.

Noch nicht geklärt ist laut Heilinglechner, wie im Parkdeck am Paradiesweg mit den Gebühren umgegangen wird. Seiner Meinung nach können die städtischen Stellflächen dort nur kostenpflichtig angeboten werden, um dem Parkhaus am Hatzplatz keine Konkurrenz zu machen. "Wir werden uns Gedanken über ein Parkkonzept machen müssen", sagt er.

Heilinglechner betont, dass das Büro bisher nur eine Kostenschätzung vorgelegt habe. Laut Beschluss soll ZTR nun detailliert planen und dem Stadtrat dann eine Kostenberechnung vorlegen. Gebaut werden könnte das Parkdeck am Paradiesweg dann laut Bürgermeister voraussichtlich im Frühjahr 2020, das am Hatzplatz "vielleicht auch schon früher". Dann wäre endlich Ersatz geschaffen für die Stellplätze am westlichen Loisachufer, das der Stadtrat bekanntlich seit vielen Jahren zur Flaniermeile umgestalten will.

© SZ vom 06.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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