Wolfratshausen:Starthilfe fürs Wasserkraftwerk

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Am Wehr des Loisach-Isar-Kanals in Farchet soll seit 2015 ein Wasserkraftwerk entstehen. (Foto: Manfred Neubauer)

Im lange stockenden Genehmigungsverfahren für die Turbine in Farchet gibt es Fortschritte: Nach Vorlage eines Gutachtens soll das Projekt nun mit allen Beteiligten erörtert werden.

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Dass Wasserkraft eine große Chance für klimafreundlichen Strom darstellt, weiß man im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen schon sehr lange. Schließlich ist das Walchenseekraftwerk dort seit 100 Jahren zuverlässiger Energielieferant. Ein neues Wasserkraftwerk zu bauen, kann aber wegen der hohen Auflagen zum Geduldsspiel werden. In Wolfratshausen soll nun schon seit neun Jahren eines entstehen, an dessen Betrieb sich auch die Stadt beteiligen will. 2015 machten das Bayernwerk Natur und die Stadtwerke Bad Tölz zum ersten Mal ihre gemeinsamen Pläne bekannt, an einem bestehenden Wehr des Loisach-Isar-Kanals eine Turbine errichten zu wollen, die etwa sechs Millionen Kilowattstunden im Jahr erzeugen soll - Strom für rund 2000 Haushalte. Seitdem ist viel Wasser den Kanal hinuntergeflossen, das Wehr im Ortsteil Farchet sieht unverändert aus.

Im komplexen Genehmigungsverfahren scheint es nun aber Fortschritte zu geben. Das Wasserwirtschaftsamt Weilheim (WWA) hat in einem Gutachten zu den Einwänden Stellung genommen, die bei der zweiten öffentlichen Auslegung der Planungsunterlagen Anfang 2023 vorgebracht wurden. Laut Angaben des Landratsamts wird das Bauvorhaben darin weiterhin grundsätzlich befürwortet. Demnächst soll es dazu am Kanal einen Erörterungstermin mit der Stadt, den Beteiligten und den Einwendungsführern geben.

Übergabe im Ministerium (von links): Walter Huber (Geschäftsführer Stadtwerke Bad Tölz) Josef Hauser (Bürgermeister Dietramszell), Umweltminister Thorsten Glauber und Stefan Pscheidl (Bayernwerk Natur GmbH). (Foto: Privat/oh)

Denn auch wenn das Kraftwerk auf einem künstlichen Gewässer an einem bestehenden Wehr errichtet werden soll, sind die Hürden hoch. Schließlich liegt dieses in einem FFH-Gebiet (Fauna Flora Habitat), in dem ökologisch besonders hohe Anforderungen gelten. Befürchtungen, das geplante Kraftwerk könnte die Schutzziele, etwa in Hinblick auf die Fischarten Huchen und Mühlkoppe, erheblich beeinträchtigen, hat die Kreisgruppe des Bund Naturschutz schon 2017 zum Ausdruck gebracht und genauere Untersuchungen zu den Auswirkungen auf die Fauna gefordert. Geplant ist nun unter anderem auch eine Fischtreppe. Zudem hängt die geplante Stromerzeugung stark mit der Fließgeschwindigkeit des Kanals zusammen, die wiederum vom Walchenseekraftwerk gesteuert wird.

Landkreis-Bürgermeister wollen wasserrechtliche Genehmigung vorantreiben

Die Langsamkeit des Verfahrens nervt jedoch nicht nur den Wolfratshauser Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW), der im Stadtrat vor einem Jahr versprach, "Druck zu machen". Alle 21 Rathauschefs des Landkreises haben ein Schreiben unterzeichnet, in dem sie fordern, die wasserrechtliche Genehmigung voranzutreiben. Der Dietramszeller Bürgermeister Josef Hauser, Verfasser des Schreibens und Mitglied im Fachbeirat Energie des Landratsamts, hat es kürzlich dem bayerischen Umweltminister Thorsten Glauber in München überreicht. Dieser habe erklärt, er gehe davon aus, "dass die Wasserkraftanlage Farchet genehmigungsfähig ist", berichtete Hauser. Im Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen, der zuständigen Genehmigungsbehörde, wartete man da noch auf das Gutachten des Weilheimer Wasserwirtschaftsamts zu den in zweiter Auslegung vorgebrachten Einwänden.

Dies liegt inzwischen vor. "Das WWA Weilheim befürwortet den Antrag zur Wasserkraftanlage Farchet aus wasserwirtschaftlicher Sicht weiterhin grundsätzlich und äußerte sich im Gutachten auch zu den im Verfahren eingegangenen Einwendungen und Stellungnahmen", erklärt die Sprecherin der Kreisbehörde, Sabine Schmid, auf Anfrage. Der vorgesehene Ortstermin mit allen Beteiligten, um offene Fragen zu klären, werde derzeit vom Landratsamt gemeinsam mit dem WWA organisiert. Eine erfreuliche Nachricht, findet Bürgermeister Heilinglechner: "Es war wirklich an der Zeit, dass da mal was weitergeht."

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