Lokaler Umweltschutz:Den Fokus aufs Fahrrad lenken

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Ein Anliegen von "Wor for future" ist es, Fußgänger und Radfahrer im Stadtverkehr zu stärken. Eine Demo im vergangenen März fand große Unterstützung. (Foto: Hartmut Pöstges/Hartmut Pöstges)

Die Wolfratshauser Aktionsgruppe "Wor for Future" schmiedet Pläne für das neue Jahr. Dazu gehören eine interkommunale Demo-Tour und eine Kunstaktion.

Von Quirin Hacker, Wolfratshausen

Den Käse sucht man auf der Pizza des Wolfratshauser Stadtrats Hans Schmidt (Grüne) vergeblich. Als fettige Komponente bevorzugt er pflanzliches Olivenöl, und zwar jede Menge. Mit anderen Mitgliedern der Aktionsgruppe "Wor for Future" (W4F) sitzt er an einem langen Tisch im Hinterzimmer der Stadiongaststätte Costa Smeralda in Wolfratshausen. In der ersten Sitzung des neuen Jahrs wird besprochen, wie es weitergehen soll. Rad- und Fußverkehr gegenüber dem Auto stärken, grüne Energien vorantreiben und mehr Menschen für ihre Sache gewinnen - diese Ziele hat sich die Klimagruppe für 2024 gesteckt.

Während Jan Reiners moderiert, wird gegessen und getrunken. Zwischen zwei Bissen sind sich alle einig: Für Radler ist es auf der Sauerlacher Straße auf Höhe des Edeka zu gefährlich. Um Unfallschwerpunkte zu markieren und allgemein mehr Aufmerksamkeit für Radfahrer im Straßenverkehr zu schaffen, plant W4F eine künstlerische Aktion. An Gefahrenpunkten will die Gruppe bunt gestaltete Fahrräder aufstellen. Der Verein "Übermorgen" hat die Idee bereits in Penzberg umgesetzt. Jetzt wollen auch die Wolfratshauser ausgemusterte Fahrräder sammeln. Schul- und Kindergartenkinder sollen die Gestaltung übernehmen. Eine lose Zusage gibt es schon von der Schule der Phantasie. Passende Orte für die bunten Räder müssen in Absprache mit der Polizei ausgewählt werden.

"Wor for Future": Die Aktionsgruppe bei ihrem ersten Treffen im Jahr. (Foto: Hartmut Pöstges)

Dieses Kunstprojekt will W4F bei der nächsten "Kidical Mass" vorstellen. Die Fahrraddemonstration mit Kindern ist eine weitere Aktion, die auf die Bedürfnisse von Radfahrern im Straßenverkehr aufmerksam machen soll. Nachdem ihre Geretsrieder Kollegen zuletzt sehr viele Teilnehmer zusammengetrommelt haben, will W4F sich für die nächste Demo mit ihnen zusammenschließen. Am Tisch kam die Überlegung auf, auf einer Spur der B11 von einer Stadt zur anderen zu fahren. Allerdings wurde eingewandt, dass die Strecke für Kinder zu lang sein könnte. Ein Termin steht schon fest. Angedacht ist der 5. Mai. Auch der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) beteiligt sich an der Aktion.

"Wor for Future" will Wolfratshausen bis 2035 klimaneutral machen. Ein Schritt in diese Richtung ist die Initiative "Bürgerenergie Wolfratshausen". Die Bürgerenergie funktioniert als Projektgesellschaft der Energie-Genossenschaft Fünfseenland. Mitglieder der Genossenschaft können den regionalen Ausbau erneuerbarer Energien mitfinanzieren. Der Plan ist, Dächer von privaten Häusern mit Photovoltaikanlagen zu bestücken. Organisation und Finanzierung übernimmt die Genossenschaft. W4F hat bereits eine Reihe von Eigentümern angesprochen und gefragt, ob sie ihre Dächer als Solarflächen zur Verfügung stellen wollen. Bis jetzt gibt es noch keine Zusage. Hürden sind Vorbehalte der Hausbesitzer und komplizierte Eigentumsverhältnisse bei gewerblich genutzten Gebäuden. Seine Anfrage für eine Solaranlage auf dem Dach der Mercedes-Benz Niederlassung in der Pfaffenrieder Straße sei von einer Stelle an die nächste verwiesen worden, sagte Stefan Buziol von W4F. Nun liege sie bei der Zentrale in Stuttgart, eine Antwort stehe aus.

Filme mit emotionaler Kraft

Im kommenden Jahr wollen die Aktiven mehr Menschen für ihre Sache gewinnen. Besonders jene, die nicht ohnehin schon grün denken. Ein Mittel dazu ist "the Week": drei Filme über die Klimakrise, über die sich in Gruppengesprächen ausgetauscht wird. Teilnehmer berichten von der emotionalen Kraft der Filme, die zu ökologischem Denken anregen sollen. Maren Reiners bietet "the Week" als Kurs an der Volkshochschule an. Jan Reiners kann sich auch vorstellen, das Programm online anzubieten und sich per Video-Chat über die Filme auszutauschen.

Ein neues Mitglied immerhin konnte W4F schon ohne "the Week" gewinnen. Eine Frau, die neu nach Wolfratshausen gezogen ist, sitzt an diesem Abend in der Runde. Sie sei gekommen, weil sie hauptsächlich zu Fuß und mit dem Rad unterwegs sei und ihr die Umwelt am Herzen liege, sagt sie.

"Wor for Future" tagt jeden ersten Donnerstagabend im Monat in der Wolfratshauser Stadiongaststätte.

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