Verkehrsplanung in der Loisachstadt:Unten abstellen, oben schwitzen

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Der Sportplatz hinter dem Wolfratshauser Jugendhaus soll nach dem Willen der CSU auf Betonstelzen angehoben werden, darunter ein Parkdeck entstehen. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Auf der Suche nach einem passenden Standort für ein Parkhaus in Wolfratshausen macht die CSU einen neuen Vorschlag, den es in ähnlicher Form schon einmal gab: Sie will die Sportplätze hinter dem Jugendzentrum La Vida anheben.

Von Veronika Ellecosta, Wolfratshausen

"Die unendliche Geschichte des Parkens, frei nach Michael Ende", wie Stadtrat Günther Eibl (CSU) die leidige Suche nach Parkplätzen in der Wolfratshauser Innenstadt nennt, ist nun um ein weiteres Kapitel reicher. Bei einem Stammtisch der CSU präsentierte Eibl am Freitag gemeinsam mit der Ortsvorsitzenden Claudia Drexl-Weile einen neuen Vorschlag für ein Parkhaus vor den Altstadttoren. Die Union, die mit fünf Sitzen im Stadtrat vertreten ist, stellt sich eine Doppelnutzung der Sportplätze hinter dem Jugendzentrum La Vida vor: Die Sportplätze sollen demnach auf Betonstelzen angehoben werden, darunter ein Parkdeck entstehen. Das Unterdeck könne im Fall, dass die nahe Loisach Hochwasser führt, geflutet werden, wie Eibl erklärt. 150 Stellplätze hat die CSU errechnet. Diese offene Bauweise "wäre altstadtnah, Silhouetten-verträglich und man muss nicht tief in den Boden reingehen", so Eibl.

Grob geschätzt würde das Bauprojekt die Stadt drei Millionen Euro kosten, 20 000 Euro pro Parkplatz, zuzüglich eine Million für die Tartanbeläge und den Sportplatz. Eibl betonte: "Es ist einfach so, dass uns ein Parkhaus Geld kosten wird." Im Gegensatz zum Hatzplatz gebe es aber keine direkten Anrainer, die sich beschweren könnten.

Zuletzt hatte der Verein Lebendige Altstadt Wolfratshausen (LAW) den Vorschlag in den Stadtrat eingebracht, der eine doppelstöckige Tiefgarage mit einem oberirdischen Parkgeschoss am Hatzplatz vorsieht. Vor allem die CSU, aber auch die SPD kritisierten den Vorstoß als optisch nicht verträglich. "Ich bin der Meinung, auf ein Filetstück kein Riesenparkhaus hinzustellen", sagte Drexl-Weile.

Claudia Drexl-Weile betonte: "Wir haben nur noch wenig Geld zur Verfügung." (Foto: Hartmut Pöstges)

Mit ihrem Vorstoß von der Tiefgarage beim La Vida hat die CSU nur etwas tiefer in die Schubladen gegriffen. Wie Ingrid Schnaller (SPD) erinnerte, schlug ihr Parteigenossen Hans Gärtner bereits 2014 vor, die Tartanplätze hinter dem Jugendzentrum für ein Parkdeck anzuheben. Bedenken kamen damals wegen der Abgase auf, und wegen der Tatsache, dass die Plätze erst kurz zuvor kostspielig saniert worden waren. Die Idee wurde deshalb nicht weiterverfolgt.

SPD und CSU sind sich einig

Die Bedenken zum aktuellen Vorschlag kamen aus den eigenen Reihen: Der ehemalige Vizebürgermeister Paul Brauner war besorgt, ob nicht wieder Zeit verstreichen würde, bis der Bebauungsplan für den neuen Platz geändert würde. Worauf Günter Eibl sich zuversichtlich zeigte: "Wenn man will und die Kapazitäten hat, kann man einen Bebauungsplan ohne Zeitverlust öffnen."

Positive Rückmeldung erfuhr der Vorschlag auch von Mitgliedern der ebenfalls vertretenen SPD-Fraktion im Stadtrat, Ingrid Schnaller und Manfred Menke. Drexl-Weile freute sich über die fraktionsübergreifende Zustimmung. Und auch der LAW begrüßte den Vorstoß: "Alles, was altstadtnahe Parkplätze bringt und zeitlich ohne großen Verwaltungsaufwand möglich ist, befürworten wir", sagte Vorstand Ernst Gröbmair. Der Standort wäre auch von der Autobahn und der B 11 aus gut erreichbar.

Einig waren sich die anwesenden SPD- und CSU-Stadträte zudem darin, dass Wolfratshausen auch mit zunehmenden Verstromung des Verkehrs ein Parkhaus brauche. E-Mobilität werden die Städte nicht entlasten, zeigte sich Eibl überzeugt. Manfred Menke (SPD) gab zu bedenken: "Andererseits bekommen wir auch mehr Verkehr, wenn wir mehr Verkehrsmöglichkeiten schaffen." Es gelte, eine Balance zwischen verkehrsberuhigter Altstadt und Parkmöglichkeiten zu finden. "Diese Balance wollen wir im Stadtrat diskutieren."

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