Schutz von Mauerseglern:"Das motiviert, glaube ich, total"

Lesezeit: 3 min

Schülerinnen und Schüler der Klasse 6 C an der Isar-Loisach-Realschule Wolfratshausen setzen sich mit einer Aktion für den Schutz von Mauerseglern ein. (Foto: Harry Wolfsbauer)

In einer Schüler-Aktion hat Biodiversitätsberaterin Hannah Heither mit der Klasse 6C der Isar-Loisach-Realschule die Vogelwelt kennengelernt und Nistkästen gebaut.

Interview von Nina Becker, Wolfratshausen

Anfang Mai kehren die Mauersegler aus Afrika zurück nach Mitteleuropa, um geeignete Nistplätze zu finden. Aus diesem Anlass hilft die Klasse 6 C der Isar-Loisach-Realschule Wolfratshausen mit einer Aktion den Mauerseglern bei deren Suche nach geeigneten Brutplätzen. Dafür stellte die Biodiversitätsberaterin vom Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen Hannah Heither den Schülerinnen und Schüler kürzlich zunächst theoretische Grundlagen vor. Anschließend bauten die Schüler und Schülerinnen mit den Werklehrkräften Elena Pointner und Cornelia Peinecke Nistkästen für die Vögel. Die Kästen sind inzwischen an der Turnhalle der Realschule angebracht.

Hannah Heither ist Biodiversitätsberaterin beim Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen. (Foto: Harry Wolfsbauer)

SZ: Frau Heither, was finden Sie an Mauerseglern so faszinierend?

Hannah Heither: Die Vögel sind faszinierend, weil die fast ihr ganzes Leben lang in der Luft verbringen. Sie können auch im Schlaf fliegen, sie sind Langstreckenzieher und man sieht es auch schon am Körperbau vom Mauersegler. Der hat ganz kleine, fast krüppelige Füße, das heißt, er ist nicht dafür gebaut, groß herumzulaufen, sondern um zu fliegen. Er ist ein Insektenfresser, trägt also auch dazu bei, Mücken und andere Insekten zu fressen und ist ein Kulturfolger, das heißt, er hat sich quasi den menschlichen Siedlungen angepasst. Der Mauersegler ist eigentlich ein Felsenbrüter gewesen. Inzwischen ist es aber so, dass die meisten Mauersegler in den Siedlungen an Gebäuden brüten.

Warum setzen Sie sich gerade für den Schutz dieser Vogelart ein?

Der Mauersegler ist in der Roten Liste Bayerns aufgeführt als gefährdet und deswegen setzen wir uns für den Schutz ein.

Wieso ist es wichtig, dass sich Schülerinnen und Schüler im Rahmen der Aktion um den Schutz der Mauersegler kümmern?

Mir persönlich war wichtig, dass die Schüler zum einen erfahren, was die Strukturen sind, die die Vögel brauchen, und zum anderen, was man selber tun kann, um im Vogelschutz aktiv zu werden. Das haben die Schüler mit viel Eifer gezeigt, dass man in kurzer Zeit ein Nistkasten bauen kann. Und jetzt haben sie den ja auch aufgebaut. Das motiviert, glaube ich, die Schüler total, dass sie sehen, dass das, was sie tun, eine Wirksamkeit hat. Sie haben dann zum Beispiel auch gleich gefragt, wer zieht denn dann da ein und wann kommen die Vögel, können wir das auch beobachten? Wir haben dann gesagt, das dauert manchmal eine Zeit, bis die Vögel die Nistkästen entdecken. Wenn sie das aber gefunden haben, kann man das natürlich auch beobachten. Die brüten von Anfang Mai bis Anfang August, und dann lohnt es sich auf jeden Fall, mal nachzuschauen.

Wie sehen geeignete Brutplätze für Mauersegler aus?

Es braucht immer ein freies Einflugloch, also es geht nicht, dass da quasi irgendwas drüber hängt und gerne brüten die direkt unter dem Dach, wo es ein bisschen geschützt ist. Bei Höhlenbrütern ist immer die Lochgröße entscheidend. Also je nach der Größe vom Einflugloch können verschiedene Arten diese Höhle nutzen, diese sind jetzt speziell angepasst an den Mauersegler. Und was natürlich auch immer wichtig ist beim Brutlebensraum - das gilt aber für alle Vögel -, dass es auch genug Nahrung in der Umgebung gibt.

Per Hebebühne wurden diese Nistkästen am Nebengebäude des Schulhauses angebracht. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Inwiefern wird es für die Tiere schwieriger, geeignete Brutplätze zu finden?

Durch unsere Siedlung haben Arten wie der Mauersegler profitiert, weil es einfach mehr Brutraum gab, als es natürlicherweise in Felsspalten und Bäumen geben würde. Aber was jetzt das Problem ist, ist, dass viele alte Häuser einfach saniert werden und das bei Dachsanierung nicht darauf geachtet wird, dass da Mauersegler sind. Sie sind aber sehr brutortstreu. Wenn der Brutort einmal verschwunden ist, verschwinden die auch und müssen sich etwas Neues suchen. Es gibt einfach nicht mehr genug Strukturen, die sie dann finden können, und deswegen kann man sie mit so Nisthilfen unterstützen.

Eignet sich das Gebäude, in dem Sie leben, als Brutplatz für die Vögel?

Leider nicht, ich wohne in einem Mehrfamilienhaus. Bei mir auf dem Balkon brüten zwei Blaumeisen, aber da ich nicht direkt unter dem Dach wohne, kann ich keine Nisthilfe anbauen, die für Mauersegler attraktiv wäre.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusTradition in Bayern
:Zug um Zug

Das Fingerhakeln gibt es als Sportart nur im Alpenraum. Wer macht das und warum? Zu Besuch in einer ganz besonderen Welt.

Von Claudia Koestler und Manfred Neubauer

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: