Mit drei zu sieben Stimmen hat der Bauausschuss der Stadt Wolfratshausen den geplanten Bau einer Unterkunft für Asylsuchende am Hans-Urmiller-Ring 49 abgelehnt. Dieses Votum wird das Vorhaben allerdings nicht verhindern, da Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) im Vorfeld erklärt hatte, das Landratsamt als übergeordnete Genehmigungsbehörde werde den Beschluss ersetzen. Die Ablehnung hat dennoch zur Folge, dass sich das Verfahren um bis zu zwölf Wochen verzögert.
Recht turbulent verlief die Debatte am Mittwoch im Gremium - und gipfelte schließlich darin, dass sich Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) und Stadträtin Gerlinde Berchtold (SPD) einen Schlagabtausch lieferten. Berchtold gefiel der Gedanke nicht, Geflüchtete in einem Gewerbegebiet wohnen zu lassen. Ein privater Bauherr möchte auf einem freien, etwa 2800 Quadratmeter großen Grundstück eine Asylunterkunft für bis zu 144 Personen errichten. Es handelt sich um eine Schotterfläche, die als zusätzlicher Parkplatz für die Disco "Turm" genutzt wurde. Auf dem Areal sollen zwei dreigeschossige und ein eingeschossiges Gebäude in Containerbauweise aufgestellt werden. Die sogenannten Apartment-Gebäude sind etwa 49 Meter lang, sechs Meter breit und neun Meter hoch. Das dritte Gebäude ist circa 29 Meter lang, sechs Meter breit und etwas mehr als drei Meter hoch. Sie bilden einen Innenhof, der mit Spielplatz und mehr ausgestattet werden soll.
Bürgermeister entzieht Stadträtin das Wort
Stadträtin Berchtold erinnerte daran, dass ähnliche Anträge bereits abgelehnt worden seien. Sie könne nicht nachvollziehen, warum das Landratsamt "ein paar Hundert Meter weiter" eine Einrichtung für Demenzkranke aus Lärmschutzgründen ablehnte, aber nun Familien mit Kindern und Senioren in einer Asylunterkunft inmitten von Gewerbebetrieben wohnen dürften. Ihre Ausführungen als Familienreferentin gingen Heilinglechner zu weit. Als Berchtold weiter insistierte ("Von Integration wird schon lange nicht mehr gesprochen"), entzog ihr der Bürgermeister das Wort. Das Demenz-Heim der Arbeiterwohlfahrt im Gewerbepark an der Loisach wäre eine Dauereinrichtung gewesen. Für die geplante Asylunterkunft im Gewerbegebiet sei ein Nutzungsrecht von zwölf Jahren vereinbart.
Auch andere Bauausschussmitglieder sprachen gegen das Projekt. Richard Kugler (Wolfratshauser Liste) nannte es einen "Scheißkompromiss", Josef Praller (BVW) fürchtete gar einen Präzedenzfall, was Sebastian Sens, Mitarbeiter im Referat Planen und Umwelt, verneinte. Der Gesetzgeber lasse Flüchtlingsunterkünfte in Gewerbegebieten zu. Günther Eibl (CSU) erklärte, er stimme nicht zu. Solle doch das Landratsamt eine Ersatzgenehmigung durchwinken, dann stünde auch die Kreisbehörde in der Verantwortung, was die Betreuung der Geflüchteten angehe. Um die Beschwerden zahlreicher Anwohner bei der Mehrzweckhalle in Farchet, die als Erstaufnahmeeinrichtung dient, kümmere sich auch keiner.
Heilinglechner bestätigte, dass sich die Beschwerden in Farchet häuften. Der Landrat habe bei einer Bürgermeisterdienstbesprechung zugesichert, die Halle aufzulösen - also vor "reichlich Zeugen". Es gebe ferner eine schriftliche "Zielvereinbarung". Allerdings könne der Landrat nicht in eine Glaskugel schauen. Keiner wisse, wie viele Asylsuchende noch ankommen werden. "Wenn wir keine Ersatzunterkunft erlauben, wird die Mehrzweckhalle nicht frei", betonte Heilinglechner. Bis die neue Unterkunft gebaut werden kann, wird mehr als ein Jahr vergehen.
Klaus Heilinglechner, Hans Schmidt und Peter Lobenstein (beide Grüne) stimmten für den Antrag, der Rest lehnte ihn ab.