Bürgerantrag erfolgreich:Fünfte Klasse bleibt in Waldram

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Verbleib in der kleinen Schulfamilie: In Waldram soll es im kommenden Schuljahr nun doch eine fünfte Klasse geben. (Foto: Hartmut Pöstges)

Der Wolfratshauser Stadtrat beschließt, die Mittelschüler erst in zwei Jahren am Hammerschmiedweg zusammenzuführen. Das führt jedoch zu einem anderen Problem in umgekehrter Richtung.

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Eltern, die ihre Kinder fürs kommende Schuljahr an der Mittelschule Waldram angemeldet haben, können aufatmen. Denn anders als im Mai im Ausschuss für Kultur, Jugend, Sport und Soziales beschlossen, soll es dort im September nun doch eine fünfte Klasse geben. So lautet der Beschluss, den der Stadtrat am Dienstag einstimmig gefasst hat. Das Gremium folgt damit einem Antrag mehrerer Vertreter des Waldramer Elternbeirats, dem die Wolfratshauser kürzlich bei der Bürgerversammlung mehrheitlich zugestimmt hatten. Die ursprünglich geplante Zusammenführung der beiden im Schuljahr 2022/23 zustande kommenden fünften Klassen am Hammerschmiedweg ist damit vom Tisch - allerdings nur vorübergehend. In zwei Jahren, zur siebten Klasse, müssen die Schüler aus Waldram an die größere Schule im Stadtzentrum wechseln.

Die Entscheidung, dass in Waldram trotz 23 Anmeldungen keine fünfte Klasse gebildet werden sollte, stattdessen aber zwei an der Hammerschmiedschule, hatte bei den betroffenen Eltern für großen Unmut gesorgt. Die Stadträte, der Rektor der Hammerschmiedschule und Koordinator des Mittelschul-Verbunds Frank Schwesig und das Schulamt hatten die Pläne verteidigt: Mit einer zweizügigen Mittelschule, argumentierten sie, würden einerseits Lehrerstunden gespart, die den anderen Schulen im Verbund zugutekämen; und andererseits hätten die Schüler dann in den höheren Jahrgangsstufen mehr Optionen bei den berufsvorbereitenden Wahlfächern, was die Mittelschule stärke.

Die Eltern protestierten in zwei offenen Briefen und sammelten mehr als 1200 Unterschriften für den Erhalt der Eingangsklasse an der Waldramer Mittelschule. Weil der Stadtrat dennoch an den Plänen festhielt, stellten sie bei der Bürgerversammlung den Antrag, die Klassen erst ab der Jahrgangsstufe Sieben zusammenzulegen. Dieser Kompromiss war bereits bei der Juni-Sitzung im Stadtrat zur Sprache gekommen. Schließlich, hieß es, gebe es in den ersten beiden Mittelschul-Jahrgängen keine Wahlfächer und die Auswirkungen auf die Lehrerstunden seien verkraftbar.

Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) sagte im Stadtrat, seit Abschaffung der Teilhauptschulen sei zwar eine Zusammenlegung erst ab der siebten Klasse grundsätzlich nicht möglich und auch im Verbundvertrag mit den anderen Mittelschulen nicht vorgesehen. Die Verbundpartner in Geretsried, Königsdorf und Dietramszell hätten aber erklärt, dass sie einer entsprechenden Vertragsänderung zustimmen würden.

Die soll nun erfolgen. Der neue Beschluss sieht vor, dass, wenn im Stadtgebiet zwei fünfte Klassen gebildet werden können, eine am Hammerschmiedweg und eine in Waldram zustande kommen soll, mit Zusammenlegung ab Jahrgangsstufe Sieben am Hammerschmiedweg. Die Regelung soll gelten, bis die geplante Schulerweiterung im Zentrum abgeschlossen ist, voraussichtlich also bis 2028. Dann soll es in Wolfratshausen nur noch eine große Mittelschule am Hammerschmiedweg geben, Waldram soll zur Ganztagsgrundschule werden. Sollten bis dahin aufgrund der Anmeldezahlen drei fünfte Klassen zustande kommen, soll es wie bislang eine in Waldram und zwei am Hammerschmiedweg geben. Zudem soll ein Bustransfer von Waldram ins Zentrum geschaffen werden, damit alle Schüler mit Bedarf die offene Ganztagsbetreuung am Hammerschmiedweg nutzen können.

Dieser Kompromiss wirft allerdings ein anderes Problem auf, das wiederum den Elternbeirat an der Hammerschmiedschule auf die Barrikaden bringen könnte. Denn wie Rektor Schwesig berichtet, hat ihm das Schulamt erst am vergangenen Freitag mitgeteilt, dass das Kultusministerium den Faktor für die Zuweisungen von Lehrerstunden nach Schülerzahl nach unten korrigiert hat. Konkret bedeutet das: Die drei derzeitigen fünften Klassen, zwei an der Hammerschmiedschule und eine in Waldram, sind zu klein. Aus ihnen müssen ab September zwei sechste Klassen gebildet werden. Ohne den Beschluss hätte die Waldramer Klasse mit 18 Schülern komplett an den Hammerschmiedweg wechseln und von dort zusätzliche Schüler aufnehmen können, erklärt Schwesig. Dank des Beschlusses aber müssten nun einige Kinder vom Hammerschmiedweg nach Waldram wechseln. "Das bedeutet, dass von meinen zwei gewachsenen Klassen Kinder in eine andere Schule versetzt werden müssen", sagt Schwesig. Etwa acht Kinder, schätzt er, werden betroffen sein.

Am Mittwoch hat der Rektor die Schüler darüber informiert und Elternbriefe verfasst. Er hoffe auf Freiwilligkeit, sagt Schwesig. Ansonsten müsse er die Schüler nach Kriterien wie Geschwisterkinder, Sprengel oder Schulweg zwangsweise nach Waldram zuweisen. Dass das Kultusministerium das Schulamt erst am vergangenen Donnerstag davon unterrichtet habe, könne er nicht nachvollziehen. "Ich habe keinerlei Verständnis für den Zeitpunkt", sagt Schwesig, "jetzt, kurz vor Schuljahresende, so etwas zu kommunizieren."

Die neuerliche Problemlage, die mit ihren Rochaden für die Kinder und Eltern in jedem Fall unbefriedigend ist, zeigt laut Schwesig aber eines sehr deutlich auf: "Es wird einem bewusst, dass man die Mittelschule nur zukunftssicher macht, wenn man sie an einem Standort konzentriert." Das ist in Wolfratshausen geplant, wird aber noch ein paar Jahre dauern.

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