Wenn Florian Weber über den Tölzer Stadtwald referiert, schwingt immer auch der Klimawandel mit. Hitze, Trockenheit, Hagel, Stürme, Borkenkäfer - all diese Folgen der Erderwärmung tauchen regelmäßig in den Jahresberichten des Stadtförsters auf. Auch dann, wenn die rund 370 Hektar große Waldgebiete im Besitz der Stadt davon weitgehend verschont geblieben sind. "Bei uns ist nicht alles so dramatisch", resümierte Weber am Dienstagabend im Haupt- und Finanzausschuss des Stadtrats. "Aber wir wissen nicht, wie es weitergeht." Eine Art Musterwald regte Willi Streicher (SPD) an. Dort sollen möglichst viele, vor allem einheimische Baumarten zu sehen sein. Dies könne "ein Lern- und auch Kraftort" sein, so Streicher. "Quasi eine Attraktion für Bad Tölz."
Die Idee dazu kam dem SPD-Stadtrat, als er einen TV-Bericht über einen Hobbybauern sah, der auf einem Tagwerk seines großen Grundbesitzes 30 verschiedene Baumsorten gepflanzt hat. Ein solches Wald-Schaufenster könnte in Tölz nahe der neuen Obstbaumschule am Stadtfriedhof entstehen, ebenso in Ellbach, am Stadtrand oder am Blomberg, meinte Streicher. Wichtig sei, dass das Areal von der Stadt aus zu Fuß zu erreichen sei. Mit dem Musterwald wäre es möglich, Kinder an das Thema heranzuführen, einen Aufenthaltsort mit Bänken und einen touristischen Anziehungspunkt zu schaffen. Ein spannender Gedanke, befand Bürgermeister Ingo Mehner (CSU) und versprach: "Wir werden das jetzt mal durchdenken." In einer der nächsten Ratssitzungen werde man Überlegungen vorstellen, wo ein solcher Musterwald entstehen könne.
Der Holzeinschlag bringt einen Gesamterlös von rund 124 164 Euro
317 der rund 370 Hektar Stadtwald, die sich vor allem am Blomberg und im Farchet befinden, werden von Weber und seinen zwei Mitarbeitern bewirtschaftet. Im Vorjahr wurden dort gut 2520 Festmeter Holz geschlagen - und damit etwas weniger, als der jährliche Hiebsatz von 2620 Festmetern vorgibt. Das sei aber "nicht so entscheidend", sagte Weber: "Das bringt man nie so genau hin." 1614 Festmeter entfielen auf Firmen, die überwiegend aus der Region stammen, 906 Festmeter auf den Holzeinschlag der eigenen Waldarbeiter. Der Gesamterlös betrug 124 164 Euro, dies sind 49,27 Euro pro Festmeter. Im Jahr zuvor lag diese Summe noch bei 186 000 Euro. Der Schwund liegt jedoch ausschließlich an einem geänderten Steuergesetz.
Von Unwettern war der Tölzer Stadtforst nicht sonderlich betroffen. "Bad Tölz ist glimpflich davongekommen", resümierte Weber. Das nasse Frühjahr erschwerte die Abfuhr der Holzernte, die durch die Arbeit des städtischen Bauhofs an den Wegen aber ermöglicht wurde. Das Hagelunwetter im Sommer schlug eine Schneise am Heiglkopf in Richtung Gipfelkreuz. Die Bäume trügen dort nur 20, 30 Prozent der Nadeln, so Weber. Komme ein trockener Sommer, "habe ich da echt ein bisserl Angst." Vor allem wegen des Borkenkäfers. Der richtete voriges Jahr im Stadtwald vergleichsweise geringe Schäden an. Nur 50 bis 60 Festmeter seien befallen gewesen, so Weber. In ganz Bayern gab es rund 6,3 Millionen Festmeter Käferholz.
Seinen Bericht unterlegte Weber mit Fotos vom kahlen Wäldern in Nordbayern oder vom Brocken im Harz. Im Tölzer Stadtwald setze man auf eine artenreiche Naturverjüngung, sagte er. Ein wichtiger Schlüssel dafür sei die Jagd. Ziel sei ein gesunder Mischbestand - "das ist das, was wir wollen". Das Thema laute: "Fitte Wälder für die Zukunft."