Nach einem Monat Ernährungsumstellung:"Ich brauche kein veganes Ersatzprodukt"

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Nach einem Monat veganer Ernährung: Michael Lindmair, Zweiter Bürgermeister von Bad Tölz, fühlt sich vital und fit. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Während des Tölzer Vegs hat sich Michael Lindmair, Zweiter Bürgermeister der bayerischen Kurstadt, einen Monat lang vegan ernährt. Jetzt zieht er Bilanz.

Von Marie Heßlinger, Bad Tölz

Michael Lindmair fühlt sich "sehr gut", sagt er. Der Zweite Bürgermeister der Kurstadt Bad Tölz, und Mitglied der Freien Wähler Gemeinschaft, hat innerhalb eines Monats rund sechs Kilo abgenommen. Er fühle sich vitaler, "das Aufstehen in der Früh fällt wesentlich leichter, das übliche Mittagsloch ist weitestgehend weg." Der Grund: Der Mitte 40-Jährige hat die veganen Aktionswochen in seiner Stadt zum Anlass genommen, sich vegan und zu großen Teilen basisch - also nicht säurehaltig - zu ernähren.

Nun trifft Lindmair Marie Hörmann zur zweiten Atemgasdiagnostik. Hörmann nennt sich "Stoffwechselcoach", sie hat Lindmair während der vergangenen Wochen beraten und begleitet. Wieder pustet Lindmair in ein Röhrchen, Hörmann bestimmt damit unter anderem den Sauerstoffgehalt in seinem Atem. "Was bemerkenswert ist: Seine Sauerstoffaufnahme hat sich um ein Prozent erhöht", sagt Hörmann nach der Messung.

Rund 21 Prozent Sauerstoff sei in unserer Umgebungsluft enthalten, erklärt Hörmann. "Der Körper sollte so zwischen fünf und sieben Prozent Sauerstoff aufnehmen." Sieben Prozent, das sei das Niveau eines Leistungssportlers. Bei Lindmair habe sie nun etwas mehr als sechs Prozent Sauerstoff festgestellt. Zu Beginn seiner veganen Auszeit seien es nur etwas mehr als fünf Prozent gewesen. "Wenn mehr Sauerstoff reinkommt, kann mehr Fett verbrannt werden."

Dass Lindmair innerhalb nur eines Monat nun sechs Kilo abgenommen habe, sei jedoch nicht nur auf die Fettverbrennung zurückzuführen - mehr als 250 Gramm Fett in der Woche könne ein Körper kaum abnehmen, sagt Hörmann. Vielmehr habe Lindmair auch Wassereinlagerungen verloren, das sei das ein Zeichen der Entsäuerung seines Körpers.

Marie Hörmann, "Stoffwechselcoach" aus Greiling, gibt Michael Lindmair Ernährungstipps. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Ob Yoga an der Isar, Kochkurse und Gewürz-Vorträge oder ein Spaziergang mit den Isarrangern - Lindmair hat viele Angebote des Tölzer Vegs besucht. Er mischte sich unter Foodblogger und Urlauberinnen, unter Menschen aus Hamburg und Frankfurt, ebenso wie unter Einheimische. Es waren insbesondere jene Einheimische, die den Tölzer Veg nicht kannten, mit denen er über seine vegane Diät in Gespräche und Diskussionen verwickelt wurde.

Meistens waren er und sie sich schnell einig: "Dass wir so, wie wir es bisher gemacht haben, nicht weiterkommen mit unserer Ernährung", sagt er. Lindmair meint damit Probleme wie die Ernährung der Weltbevölkerung ebenso wie Billigfleisch und Massentierhaltung. Meist sei er in seinen Gesprächen zu dem Schluss gekommen, "dass ein Bewusstsein für das Produkt schon mal der richtige Weg ist". Und genau das war auch Lindmairs Plan, als er beschloss, sich für einen Monat vegan zu ernähren: Sein Bewusstsein für seine Ernährung zu steigern. Und das, sagt er, "ist auf alle Fälle erreicht."

Er werde sich nun nicht mehr durchgehend vegan ernähren, sagt Lindmair. Doch sein Ziel sei es, an rund fünf Tagen in der Woche vegan oder vegetarisch zu kochen - möglichst naturnah. Bereits jetzt hat Lindmair nicht auf Käse- und Fleischalternativen zurückgegriffen. "Ich brauche kein veganes Ersatzprodukt aus dem Chemie-Baukasten", sagt er. Dennoch sei die Liste veganer Rezepte, die er ausprobieren wolle, noch immer lang. Auf Wurst und Salami werde er nun gänzlich verzichten können, ebenso werde er sein Müsli nunmehr mit Hafermilch statt Kuhmilch essen. Auf eine Sache freut sich Lindmair allerdings schon: Auf den echten Parmesankäse auf der veganen Bolognese.

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