Citymanagement:Von Kunst, Krippen und dem "Tölzer"

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In der Tölzer Fußgängerzone gibt es immer wieder mal Pächterwechsel und auch Leerstände. Der Stärkung des Einzelhandels soll die Teilnahme am "Innenstadt-Freitag" dienen. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Wirtschaftsförderin Sandra Herrmann stellt in ihrem Jahresbericht zahlreiche Aktionen zur Belebung der Innenstadt vor. Das Spektrum reicht von Aktionstagen über Weihnachtsbeleuchtung bis zu einem Wertgutschein, der kaum eingelöst wird.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

In Bad Tölz liegen 52 180 Euro einfach brach. So hoch ist die Summe, die Kunden für die Wertmarke "Der Tölzer" in den vergangenen 16 Monaten ausgegeben, aber nicht eingelöst haben. Über die Gründe konnte Wirtschaftsförderin Sandra Herrmann im Kur-, Tourismus- und Wirtschaftsausschuss des Stadtrats auch nur Mutmaßungen anstellen. Vielleicht, meinte sie, hefteten manche den "Tölzer" zu Hause an die Pinnwand und vergäßen ihn dort. Dabei gibt es mehr als 100 Geschäfte und Unternehmen in der Stadt, die diese Art Gutschein akzeptieren.

Die Wertkarte gibt es inzwischen seit zehn Jahren. 2023 wurden insgesamt 4876 Stück verkauft, aber nur 1577 eingelöst. "Das ergibt für die teilnehmenden Unternehmen einen Umsatz von 17 790 Euro", sagte Herrmann. Dieses Jahr sieht es nicht viel anders aus: 913 "Tölzer" wurden ausgegeben, 77 verwertet - 11 090 Euro betrug der Gewinn für die Betriebe. "Das ist schon eine große Summe, die da nicht eingelöst wird", wunderte sich die Wirtschaftsförderin.

Die Tölzer Wirtschaftsförderin Sandra Herrmann. (Foto: Manfred Neubauer)

Märkte, Einkaufsguide, Werbekampagnen, Wirtschaftsfrühstück: In ihrem Jahresrückblick listete Herrmann eine ganze Reihe Aktionen auf. Die neue Weihnachtsbeleuchtung mit 160 Leuchtkugeln für die Innenstadt sei gut angekommen, sagte sie. "Es gab nur ganz wenige kritische Stimmen." Ein großer Erfolg ist nach wie vor der Tölzer Krippenweg, der in der Corona-Zeit entstand, als der Christkindlmarkt ausfallen musste. 2023 seien 70 Darstellungen der Geburt Christi in den Schaufenstern der Geschäfte zu sehen gewesen, zehn mehr als im Jahr davor, so Herrmann.

In der Tölzer Innenstadt gibt es immer wieder einen Pächterwechsel in den Läden. Und mitunter auch Leerstand. Nach dem Auszug des Supermarktkonzerns Edeka aus der Marktstraße hat sich dort nun interimsweise die Optikerkette Fielmann einquartiert - so lange, bis die eigenen Filiale in der Fußgängerzone umgebaut ist. In der Auslage des ehemaligen Hutgeschäfts Hillerbrand, das schon seit viele Jahren leer steht, sind seit einiger Zeit wechselnde Kunstausstellungen zu sehen. Über die Möglichkeit solcher Zwischennutzungen rede man mit den Vermietern, sagte die Wirtschaftsförderin. "Wir versuchen darauf hinzuweisen, dass sie in der Verantwortung sind, was mit ihrer Immobilie passiert."

Im Schaufenster des leer stehenden Hutgeschäfts Hillerbrand in der Marktstraße gibt es mittlerweile wechselnde Kunstausstellungen. (Foto: Manfred Neubauer)

Einen breiten Raum gab Sandra Herrmann in ihrem Resümee dem sogenannten "Innenstadt-Freitag": In dieser Initiative haben sich Bad Tölz, Geretsried, Lenggries, Murnau, Garmisch, Partenkirchen, Penzberg und Weilheim zusammengeschlossen, um ihre Ortszentren mit Aktionstagen - jeweils am ersten Freitag des Monats - zu beleben. "Das ist das größte Projekt im Citymanagement", sagte Herrmann. Start ist am 3. Mai unter dem Motto "Das Oberland blüht auf". Am 7. Juni heißt es "Fit für die Fußball-EM" mit Parcours, Ständen und Spielen mit den Tölzer Fußballvereinen, am 5. Juli folgt der "Sommer im Oberland" mit Sitzsäcken und Liegestühlen in der Marktstraße. Der 2. August soll ein "Urlaubsfeeling in der Heimat" (eventuell Aktionen mit Eisdielen) vermitteln, am 6. September wird auf das Oktoberfest zusammen mit Trachtenvereinen und der Tölzer Stadtkapelle eingestimmt. Zum Schluss gibt es am 6. Oktober den "Goldenen Herbst im Oberland". Dazu ist ein Wettbewerb für Nachwuchsbands geplant. "Wir haben schon Kontakt zu Musikschulen und Jugendbands aufgenommen", sagte Herrmann.

"Es steht uns gut zu Gesicht, dass sich was rührt."

Willi Streicher (SPD) zeigte sich erfreut, dass Bad Tölz beim Innenstadt-Freitag dabei ist. "Es steht uns gut zu Gesicht, dass sich was rührt", sagte er und fügte mit einem Seitenhieb auf Wolfratshausen hinzu: "Nachdem das ja nicht alle geschafft haben." Vielleicht könne man in Bad Tölz noch "eine Querverbindung zu den Märkten" herstellen.

Die Stelle der Citymanagerin ist seit August 2023 mit Alexandra Hieke besetzt, die eine 25-Stunden-Woche hat. Dies lobte Peter von der Wippel (FWG). Denn die Tölzer Innenstadt brauche dringend viele Aktionen. Allerdings sei die Besetzung der Wirtschaftsförderung auch damit "noch nicht auf dem Niveau, das wir einmal hatten". Dem widersprach Bürgermeister Ingo Mehner (CSU). "Wir hatten nie mehr Stellen für Wirtschaftsförderung und Citymanagement als jetzt", sagte er. Im Übrigen obliege eine Ausweitung dem Stadtrat.

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