Special Olympics Bayern:Winterspiele in Bad Tölz eröffnet

Lesezeit: 3 min

Im Januar beginnen in Bad Tölz die Special Olympics. Paula Bönte entzündet das olympische Feuer. (Foto: Manfred Neubauer)

Mehr als 1000 Teilnehmende kommen zum Auftakt der viertägigen Wettbewerbe für Menschen mit geistiger Behinderung zur Isarpromenade. Bei der Feier mit Feuer, Eid und viel Musik unterstreichen Gäste wie Landtagspräsidentin Aigner, Ski-Legende Martina Ertl und Skilangläufer Lucas Bögl die Bedeutung des Sports für die Inklusion.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Bad Tölz sieht dieser Tage wie das Klischee eines Wintertouristen-Städtchens aus: Überall liegt Schnee, auf Dächern und Bäumen, den Straßen und Wegen, Parks und Promenaden. Und dazu herrschen plötzlich Gefrierschranktemperaturen, wie es im Januar auch sein sollte. Dies hielt Einheimische und Gäste jedoch nicht davon ab, am Montagabend scharenweise zur Isarpromenade zu strömen und Atemwölkchen in die kalte Luft zu blasen. Mehr als 1000 Teilnehmende hatte sich vor der Bühne unterhalb der Isarbrücke versammelt, um die Eröffnungsfeier der Winterspiele für Menschen mit geistiger Behinderung zu erleben, die von "Special Olympics Bayern" (SOBY) bis zum 26. Januar in Tölz veranstaltet werden. "So viele Leute, das erschlägt mich jetzt doch ein bisschen", rief Taufig Khalil von der Bühne herunter. Dabei ist der erfahrene BR-Sportreporter, der die Eröffnung moderierte, ja noch ganz andere Menschenmengen gewohnt.

Aber auf der Isarpromenade war's doch arg eng, weshalb Khalil mehrmals bitten musste, den Weg für den Einzug der Sportlerinnen und Sportler freizugeben. 76 Delegationen mit 620 Athletinnen und Athleten, mehr als 200 Trainer und Betreuer, gut 300 Ehrenamtliche und 150 Familienmitglieder nehmen an den Spielen teil. Viele von ihnen zogen mit Schildern und Fahnen von der Marktstraße über die Isarbrücke hinab zur Promenade, wo sie mit Dauerapplaus vom Publikum und der Tölzer Stadtkapelle begrüßt wurden. Vorneweg die ausländischen Teams: erst die Finnen, dann die Italiener, die Letten, die Österreicher und die Schweizer. Ihnen folgten die Teilnehmenden aus deutschen Landesverbänden: die Baden-Württemberger, die Berliner, die Bremer, die Niedersachen, die Schleswig-Holsteiner, die Thüringer. Und schlussendlich die Bayern: die Schwaben, die Oberpfälzer, die Ober-, die Mittel- und die Unterfranken, die Niederbayern, die Oberbayern.

Die vier Botschafter der SOBY-Winterspiele - Martina Ertl, Paula Bönte, Ralf Merz und Lucas Bögl (v. li.) - stellten sich den Fragen von Moderator Taufig Khalil (links) und seines Co-Moderators Konstantin (2. v. re.). (Foto: Manfred Neubauer)

Die Fahnen, die Smartphone-Lichter, all die stehenden Leute: Moderator Khalil sah von der Bühne aus "ein Bild wie bei einem Rockkonzert" und fragte seinen Co-Moderator Konstantin, was er von dem Sportereignis erwarte. "Ich wünsche mir, eine Medaille mitzunehmen", sagte Konstantin, der als Stockschütze an den Start geht. Ihm war die unverstellte Freude auf die Spiele ebenso anzumerken wie Kletterer Ralf Merz, der für die Oberland-Werkstätte in Penzberg arbeitet und als einer von vier Sport-Botschaftern der Winterspiele tätig ist. Ob er schon nervös sei, wollte Moderator von ihm wissen. "Na, geht," rief Merz. "Ich habe voll Spaß." Alpin-Läuferin Paula Bönte, die in die Von-Rothmund-Schule in Tölz geht und ebenfalls als Botschafterin engagiert wurde, war etwas anderes wichtig: "Am meisten freue ich mich darauf, Sportlerinnen und Sportler zu treffen."

Zum Quartett der Botschafter für die Spiele gehören auch Skirennläuferin Martina Ertl, die drei Medaillen bei Olympischen Winterspielen gewann, und Skilangläufer Lucas Bögl. Der war voriges Jahr in Peking dabei und verglich die Atmosphäre bei der Eröffnungsfeier. Dort habe er "die Stimmung nicht so ausgelassen" erlebt wie hier in Bad Tölz. "Das ist definitiv anders, das ist wahnsinnig schön zu sehen." Der Sport, fand er, inkludiere ganz automatisch. Dies unterstrich auch Martina Ertl. Den Stellenwert dieser Winterspiele schätze sie "total hoch" ein, sagte die Lenggrieserin. "Egal ob man ein Handicap hat oder ein normaler Sportler ist, dick oder dünn, jung oder alt. Ganz egal, wir gehören alle zusammen."

Über die Isarbrücke zogen die aus- und inländischen Teams bei der Eröffnungsfeier der Winterspiele in Bad Tölz ein. Insgesamt nehmen gut 620 Athletinnen und Athleten an den Wettkämpfen in zehn Sportarten teil. (Foto: Manfred Neubauer)

Auf die Verbindung von Sport und Inklusion wies auch Ilse Aigner (CSU) hin. "Wo könnte Inklusion besser stattfinden als beim Sport", sagte die Landtagspräsidentin und Schirmherrin der SOBY-Spiele. Sport sei etwas, das Menschen zusammenbringe, "wo man sich gemeinsam freut und nebenbei etwas für die Gesundheit tut". Das verschneite Bad Tölz biete dafür "eine super Kulisse". Die Idee, die Wettbewerbe in zehn Sportarten in Tölz, Lenggries und der Region auszutragen, hatte der örtliche Lions-Club um Präsident Herbert Kütter. Viel Überzeugungsarbeit musste er im Rathaus nicht leisten. Bei der Stadt habe man nur einmal gefragt, sagte er. Das Ergebnis: "Schon dabei." Bürgermeister Ingo Mehner (CSU) zeigte sich bei der Eröffnung "total begeistert" und erzählte von seinem Besuch bei den SOBY-Sommerspielen 2022 in Regensburg: "Ich habe noch kein Sportereignis gesehen, wo so viel Freundlichkeit, so viel Herzlichkeit dabei ist."

Bad Tölz habe SOBY von vorneherein unterstützt, bestätigte Präsident Erwin Horak. Dies gelte vor allem auch für die ortsansässigen Vereine. "Wir fühlen uns hier sehr gut aufgehoben." Christiane Krajesawki, Präsidentin von Special Olympics Deutschland, lobte ebenfalls die "fantastische Vorbereitung in Bad Tölz". Zudem wies sie darauf hin, dass die World Games für Menschen mit geistiger Behinderung im Juni in Berlin stattfinden.

Mit boarischem Rock und englischen Texten heizte die Band "Heimatdamisch" den Besuchern der Eröffnungsfeier auf der Isarpromenade ein. (Foto: Manfred Neubauer)

Dann wurde es ernst: Den Eid sprachen Anke Ellmann (Trainerteam), Monika Kleber (Lebenshilfe) und Sabine Rest (Offizielle und Kampfrichter). Paula Bönte entzündete das Feuer der Winterspiele am Isarufer. "Das ist der schönste Moment", rief Moderator Khalil. Kalt wurde es den mehr als 1000 Teilnehmenden bei alledem nicht. Dafür sorgten auch die Auftritte der Band "Heimatdamisch", die mit englisch-boarischem Rock einheizte, und der 2022 gegründeten "Isar Dancers" des Tölzer Jugendcafés.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusTölzer Stadtmuseum
:"Schatzkammer des Isarwinkels"

Gut zehn Jahre hat die Neukonzeption des Stadtmuseums in Bad Tölz in Anspruch genommen. Die intensive Arbeit hat sich gelohnt: Leiterin Elisabeth Hinterstocker verzeichnet eine stetig steigende Zahl an Besuchern. Vor allem Familien aus München und Touristen interessieren sich für die Ausstellung.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: