Sicherheit der Kinder:Hoffen auf den Zaun

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Gefährlich nah und ungeschützt fährt die S-Bahn am Wohngebiet vorbei. (Foto: Hartmut Pöstges)

Im kinderreichen Ickinger Ortsteil Spatzenloh verlaufen die S-Bahn-Gleise gefährlich nah an den Häusern. Die Eltern geben ihren Kampf um einen sicheren Schutz nicht verloren.

Von Susanne Hauck, Icking

Die Eltern aus Spatzenloh treibt die Angst um ihre Kinder um. Immer lauert im Hinterkopf die Frage, ob sie noch friedlich im Garten spielen, oder ob sie sich vielleicht nicht doch einen unbeaufsichtigten Moment nutzen und auf die Gleise laufen. In dem Ickinger Ortsteil mit einem Dutzend Häusern verläuft die Bahnlinie ungesichert und vor allem gefährlich nah bei den Häusern. Bis zu sechs Mal in der Stunde donnert die S 7 vorbei. Die niedrige Eisenplanke, die hier steht, ist höchstens eine optische Barriere. Schon lange setzen sie sich für einen richtigen Zaun zwischen der Straße und der S-Bahn ein, haben Pläne bei der Bahn eingereicht und bei der Gemeinde vorgesprochen. Im Gemeinderat wurde ihr Antrag auf einen Zaun jetzt behandelt. Eine Entscheidung ist nicht gefallen, sondern noch einmal verschoben worden. Bürgermeisterin Margit Menrad (UBI) will zusammen mit der Bahn erst mögliche Alternativen ausloten.

Auch wenn es jetzt wieder Warten heißt, ist Janina Schiek von der "Bürgerinitiative Verkehrssicherheit Icking" nicht enttäuscht. "Dass die Gemeinde erst weitere Informationen einholen möchte, sehe ich nicht negativ", sagt Schiek, die die Diskussion im Gremium als "sehr konstruktiv und breitgefächert" bezeichnet. Unter Vorbehalt betrachtet sie jedoch den Vorschlag des Gemeinderats, anstatt eines Zaunes die einen halben Meter hohe Eisenbeplankung aufzustocken: "Die Kinder können doch noch unten durch krabbeln." Besser fände sie es, die Planke als Befestigungsmöglichkeit oder Stütze für den von der Bürgerinitiative geforderten Stabmattenzaun zu verwenden. Eine Idee, die sie an die Bürgermeisterin gemailt hat. Am meisten aber verspricht sie sich von einer gemeinsamen Begehung vor Ort. "Das werden wir dem Gemeinderat vorschlagen." Erst wer selbst bei den Spatzenloher Häusern stehe, könne nachempfinden, wie massiv und bedrohlich der vorbeirauschende Zug wirke und welche Ängste die Nähe zu den Gleisen hervorrufe. Weit mehr als die dicht befahrene Bundesstraße, die sich gleich dahinter anschließt.

Schiek ist bemüht, nicht Öl ins Feuer zu gießen. Dass ein Zaun nicht notwendig sei, wie von einigen Räten ins Feld geführt, weil die Eltern besser auf ihre Kinder aufpassen und sie auf die Gefahr hinweisen sollen, möchte sie aber nicht so stehen lassen. "Hundertprozentig kann man halt leider nicht beaufsichtigen ", erklärt die Lehrerin, die selbst einen Sohn und eine Tochter im Grundschulalter hat. Immer wieder würden die Spatzenloher Eltern ihrem Nachwuchs einschärfen, ja nicht an die Gleise zu gehen. "Aber es gibt Ausnahmesituationen, in denen die Kinder alles Gelernte über Bord werfen, und diese eine Situation kann zum Tod führen." Schon einmal hätten Eltern ihre Kinder von den Gleisen holen müssen. Die beiden Zwei- oder Dreijährigen waren ausgebüxt: "Die saßen im Gleisbett und haben dort gespielt."

Dass es heißt, die Neu-Spatzenloher hätten die Gefahr kennen müssen, als sie hierher zogen, möchte Schiek nicht hinnehmen. Die Gemeinde hätte mit dem Einheimischenmodell bewusst ein Angebot an junge Familien gemacht. "Wo hätten wir denn sonst hinziehen sollen, es gibt in Icking ja sonst nichts, was man sich leisten kann." Und gerade die vier zuletzt hinzugekommenen Häuser hätten keine andere Möglichkeit gehabt, als ihre Eingänge direkt zur Straße "Hinteres Moos" und zu den Gleisen hin zu bauen. Eben dort sei die Gefahr besonders groß.

"Die Gemeinde sollte sich um die Sicherheit ihrer kleinsten Bürger kümmern und Vorsichtsmaßnahmen treffen, wie sie es jüngst auch bei dem vielen Schnee getan hat", findet Schiek. Gerade weil hier so viele Kinder und Jugendliche leben: 46 sind es an der Zahl. "Das Hintere Moos ist zum Hauptkinderzentrum geworden", so Schiek. "Ganz oder gar nicht" hatte Bürgermeisterin Menrad als Lösung vorgeschlagen und einen noch viel längeren Zaun ins Gespräch gebracht, der sogar vom Sportplatz bis nach Alt-Spatzenloh reichen könnte. Schiek und die Bürgerinitiative wären mit der kürzeren, 115 Meter langen Variante zufrieden. Denn die käme mit 26 000 bis 36 000 Euro für die Gemeinde deutlich billiger. "Unser Zaun deckt den Bereich ab, der von den Kindern am meisten frequentiert wird."

Die Bürgerinitiative hofft, dass der Antrag bereits in der nächsten Gemeinderatssitzung am 25. Februar wieder auf der Tagesordnung steht. "Eine Entscheidung für den Zaun wäre für uns eine große Beruhigung", so Schiek.

© SZ vom 19.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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