Reden wir über:Die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare

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Gerhard Beham bleibt Wolfratshausen als Stadtpfarrer erhalten. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die katholische Kirche erlaubt das in einer neuen Grundsatzerklärung.

Interview von Benjamin Engel, Bad Tölz-Wolfratshausen

Künftig dürfen katholische Geistliche ganz offiziell gleichgeschlechtliche Paare segnen. Das hat die vatikanische Glaubensbehörde in der Grundsatzerklärung "Fiducia supplicans" (auf Deutsch: "Das flehende Vertrauen") am 18. Dezember öffentlich gemacht. Die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare darf allerdings nicht im Rahmen eines Gottesdienstes erfolgen. Auszuschließen ist eine Verwechslung mit dem Sakrament der Ehe. Der 62-jährige Wolfratshauser Stadtpfarrer und Dekan Gerhard Beham erklärt, wie das die Glaubenspraxis in der Region verändern wird und ob er nun mit vermehrten Segnungsanfragen rechnet.

SZ: Dekan Beham, die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare ist jetzt offiziell in der katholischen Kirche möglich. Gab es in der Stadtpfarrei denn schon Anfragen danach?

Gerhard Beham: Anfragen hat es noch nie gegeben. In der Pfarrei gibt es gleichgeschlechtliche Partnerschaften, die auch in der Gemeinde mitarbeiten. Die tragen das Thema der sexuellen Orientierung aber nicht nach außen. Wenn Eheleute in einer Partnerschaft leben, wird das ja auch nicht öffentlich thematisiert.

Dann rechnen Sie also nicht mit vermehrten Anfragen speziell nach gleichgeschlechtlichen Segnungen?

Das glaube ich nicht. Es gibt immer Anfragen nach Segnungen unterschiedlichster Art. Zum Beispiel von Frauen in der Schwangerschaft, älteren Leuten, die sozusagen als Senioren-WG zusammenziehen und eine Segnung wollen. Oder ältere Paare, die keine offizielle Heirat möchten. Solche Anfragen sind nicht außergewöhnlich. Das wird dann individuell gestaltet. Das ist vollkommen unspektakulär.

Dann bringt die neue Grundsatzerklärung also gar keinen Mehrwert?

Es ist eine offizielle Bestätigung, um Unsicherheit auszuschließen. Außer der sakramentalen Ehe gibt es noch andere Gemeinschaften. Dass nun deutlich wird, dass alle unter dem Segen Gottes stehen, begrüße ich sehr. Es geht aber nicht darum, die sakramentale Ehe zu simulieren. Grundsätzlich sind aber alle in jeden Schlusssegen im Gottesdienst eingeschlossen. Das sakramentale Eheverständnis der Gemeinschaft von Mann und Frau steht aber nicht infrage.

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