Schäftlarner Bürgerversammlung:Bangen um Sankt Benedikt

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Mit provisorisch abgedecktem Dach wartet die katholische Kirche Sankt Benedikt in Ebenhausen auf ihre Profanierung. Ihre Zukunft ist ungewiss. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Erzdiözese München und Freising wird die Kirche in Ebenhausen zum Jahreswechsel profanieren. Auch ein Abriss schwebt im Raum. Die Gemeinde will sich um eine Nachnutzung bemühen.

Von Veronika Ellecosta, Schäftlarn

Gerade eben wurde das Kirchenschiff mit einem Foliendach zugedeckt. Das sollte das marode Gebäude zumindest vorübergehend vor Wind und Wetter schützen. Denn gegen ihr Schicksal hilft nun wohl keine Abdeckung mehr: Zum ersten Januar 2024 wird Sankt Benedikt in Ebenhausen profaniert. Beschlossen hat das die Eigentümerin, die Erzdiözese München und Freising, bereits im Juli. Weil im Dach Asbest gefunden worden war, musste das Gebäude ursprünglich notsaniert werden. Aus Kostengründen wird die Kirche aber nicht umfassend instand gesetzt. Der finanzielle Aufwand für den Erhalt stehe nicht in einem sinnvollen Verhältnis zu Bedeutung und Wirksamkeit der Kirche für das Gemeindeleben, erklärte das erzbischöfliche Ordinariat München die Entscheidung. Kurz: Sankt Benedikt zu erhalten ist der Kirche zu teuer.

Die ungewisse Zukunft des Kirchengebäudes sorgte bei der jüngsten Bürgerversammlung in Schäftlarn für Unruhe. Laut Bürgermeister Christian Fürst (CSU) gibt es zwar Signale, dass an der Stelle der Kirche neue Räumlichkeiten für Pfarrei und Gemeinde entstehen könnten. Ohnehin sieht der Bebauungsplan vor, dass das Areal rund um die Kirche allgemein sozial und kirchlich genutzt wird. Aber: "Es wird sicher über den Abriss und gleichzeitig den Neubau des jetzigen Kirchengebäudes gesprochen werden müssen", stimmte Fürst die Bürgerinnen und Bürger ein.

"Wir würden sie auch mieten"

Der Rathauschef betonte, dass die katholische Kirche entscheiden müsse, was sie als Eigentümerin vorhabe, und die Gemeinde hier keine Forderungen stellen könne. Die Kommune könne sich das Gebäude ohnehin nicht leisten. "Eventuell findet sich wer, der die Kirche erhalten kann", sagte Fürst. "Dann würden wir sie auch mieten. Aber wenn die katholische Kirche Sankt Benedikt nicht erhalten kann, kann es eine kleine Gemeinde wie Schäftlarn auch nicht."

Einige Bürgerinnen und Bürger äußerten auf der Versammlung den Wunsch, Sankt Benedikt anderweitig zu nutzen. Ingrid Franz vom Sozialverband VdK schlug vor, sie jungen Menschen zur Verfügung zu stellen. "Auch die Akustik ist toll. Man könnte dort Konzerte veranstalten oder einen Bürgersaal für Vereine machen. Ich plädiere dafür, dass Sie alles versuchen, damit Sankt Benedikt der Gemeinde als Räumlichkeit erhalten bleibt", sagte sie an den Bürgermeister gewandt.

Lia Schneider-Stöckl, die das Hollerhaus in Irschenhausen führt, betonte mit Verweis auf das Altarbild von Franz Nagel auch den kunsthistorischen Wert der Kirche. Sie kritisierte zudem das Vorgehen des Erzbischöflichen Ordinariats: "Es wäre gut gewesen, wenn die Kirche vor dem Auftrag auf Profanierung mit uns das Gespräch gesucht hätte. Es wurde nicht mal ein Kostenangebot für die Sanierung eingeholt", bemängelte sie. Es sei ihr ein großes Anliegen, die Kirche zu erhalten, sagte Schneider-Stöckl.

Das Foliendach schütze die Kirche nicht ausreichend, so die Befürchtung

Auch Christian Fürst befand Sankt Benedikt als "ortsbildprägend" und zeigte sich interessiert daran, dass die Gemeinde das Gebäude in Zukunft nutzen könne. "Aber wir haben kein Geld", wiederholte er. Er warnte auch davor, dass das Gebäude mit dem Foliendach keinen Hagel überdauern würde. Und selbst ein Winter würde reichen, um das neue Dach zu zerstören. Keinesfalls dürfe das Kirchengebäude langfristig ohne Dach und Nutzung leer stehen. "Dann haben wir eine Bauruine mitten im Dorf", so Fürst. "Da sag ich: Lieber was Neues als eine Ruine." Sein Ziel sei es, dass der Platz, wie im Bauleitplan festgeschrieben, für die soziale Nutzung offenstehe.

Hierzu werde er gemeinsam mit Pfarrer Stefan Scheifele das Gespräch mit den zuständigen Stellen suchen, versicherte der Schäftlarner Bürgermeister. Denn auch Scheifele stehe dahinter, dass eine Nachnutzung an der Stelle stattfinde. "Aber ab und zu ist das Ordinariat eine Behörde, die wie die Bahn arbeitet", sagte Fürst.

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