Radverkehr:Icking will selber strampeln

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Die Grünen scheitern mit einem Antrag, der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen beizutreten.

Von Susanne Hauck, Icking

Die Gemeinde Icking will nicht fahrradfreundliche Kommune werden. Jedenfalls nicht offiziell. Die Grünen scheiterten in der jüngsten Gemeinderatssitzung krachend mit ihrem Antrag auf Beitritt zur Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen (AGFK) in Bayern.

Die Grünen wollen mit Hilfe der AGFK das Radeln sicherer und attraktiver machen und Projekte schneller verwirklichen. In der betreffenden Ratssitzung am Montag verwiesen sie einerseits auf die vielen Verkehrsbrennpunkte in der Gemeinde. Viele Eltern würden ihre Kinder aus Angst vor den rücksichtslosen Rasern gar nicht auf den Straßen radeln lassen. Es sei Zeit zu handeln, auch weil der Fahrradverkehr aufgrund der E-Bikes selbst in einer bergigen Gegend wie Icking immer attraktiver werde. "Bedarf besteht besonders nach Westen Richtung Berg, nach Süden Richtung Wolfratshausen, zur Isar und innerorts durch einen Radweg entlang der B 11 und Radwege zum Schulzentrum", erklärte Grünen-Vorsitzender Philipp Federspieler.

Um das Zertifikat als "fahrradfreundliche Kommune" zu bekommen, muss eine lange Liste an Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur abgearbeitet werden, dazu gehört auch ein Radwegekonzept und die Benennung eines eigenen Radverkehrsbeauftragten. Für einen Jahresbeitrag von 1000 Euro bietet die AGFK Beratung und Hilfe bei der Radverkehrsförderung. Nach einer Art Probezeit von vier Jahren wird festgestellt, ob die Gemeinde den Aufnahmekriterien gerecht wird. In Bayern sind schon mehr als 80 Kommunen beigetreten, darunter auch Geretsried und Bad Tölz.

Zur großen Enttäuschung der Grünen versprach sich das Gros der Gemeinderäte nicht viel von der Mitgliedschaft. Die Gründe dafür waren verschieden. "Bei uns passieren keine dramatischen Radlunfälle", verwies etwa Uschi Loth (PWG) auf ihre Erfahrungswerte als hauptberufliche Polizistin. Es sei nicht sinnvoll, überall Radlwege "aufzuziehen". Dass Autos und Radler durchaus aufeinander Rücksicht nehmen könnten, wollte Josef Mock (UBI) anhand des starken Sonntagsverkehrs auf der dichtbefahrenen Ortsdurchfahrt von Dorfen belegt wissen. "Der Autofahrer passt schon auf, weil er sonst der Blöde ist." Die SPD sah zu große Überschneidungen zum geplanten Alltagsradwegenetz. Die Ickinger Initiative wiederum wehrte sich gegen eine unliebsame Bevormundung. "Wir brauchen keinen Verein, der uns rät, was wir längst wissen", erklärte Vigdis Nipperdey. Auch Bürgermeisterin Verena Reithmann (UBI) reagierte etwas verschnupft. Sie ließ durchblicken, dass sich die Mitgliedschaft in dem großen Verein mit seinem Riesenapparat für eine kleine Gemeinde wie Icking kaum lohne. "Wir finden die Punkte schon selber und setzen unsere eigenen Prioritäten", lehnte sie es ab, sich die Maßnahmen von oben vorschreiben lassen. Überdies wollte sie die Lage nicht schlechtgeredet wissen und verwies auf die zahlreichen Verbesserungen, die die Verwaltung bereits umgesetzt oder angestoßen habe, wie etwa den Radlweg von Icking nach Ebenhausen oder die neuen Radlstellplätze am Bahnhof. Auch die öfters überschwemmte Unterführung bei Dorfen sei in der Mache. Ihr Fazit: "Man kann durchaus in dieser Gemeinde Fahrrad fahren."

© SZ vom 19.05.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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