Protestaktion:Unterschriften für Tölzer Hauptpost

Lesezeit: 3 min

Die Postbank und die Filiale der Deutschen Post an der Hindenburgstraße wurden Ende Juni dieses Jahres geschlossen. (Foto: Manfred Neubauer)

Initiator Robert P. Keller will mit einer Online-Petition erreichen, dass die Ende Juni geschlossene Filiale an der Hindenburgstraße wieder geöffnet wird. Die Aktion läuft noch bis Ende August.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Seit rund zwei Wochen sind die Postbank und die Postfiliale an der Hindenburgstraße in Bad Tölz geschlossen. Das will Robert P. Keller nicht einfach so hinnehmen. Der alteingesessene Tölzer, 36 Jahre alt und Immobilien-Ökonom, sammelt deshalb Unterschriften für eine Petition zum Erhalt der Post im Zentrum der Kurstadt. "Wenn man etwas will, muss man dafür kämpfen", begründet Keller seine Initiative. Als Anlass für seine Aktion nennt er die Resolution, mit der Bürgermeister Ingo Mehner (CSU) und der gesamte Stadtrat gegen die Schließung protestiert hatten.

Robert P. Keller gehört einer Familie an, die schon seit 1852 in Bad Tölz angesiedelt ist. "Ich bin also ein waschechter Tölzer", sagt er. Und auch das Postgebäude an der Hindenburgstraße hat eine lange Geschichte. 125 Jahre, sagt Keller. Der Deutschen Post wirft er vor, nicht nur keinen Respekt vor dieser Historie zu haben, sondern das Aus für die Hauptpost auch nicht dem Bürgermeister und dem Stadtrat kommuniziert zu haben, ebenso wenig dem neuen Eigentümer des Anwesens, der Familie Worbs von der Immobilienfirma Aureus.

"Fast 100 Prozent sagen, das ist falsch", erzählt der Initiator

In seinen Gesprächen auf der Straße oder in Kommentaren zur Petition hat Keller nach eigenem Bekunden noch nie erlebt, dass jemand die Schließung gutgeheißen hätte. "Fast 100 Prozent sagen, das ist falsch", erzählt er. Einige glaubten allerdings, dass die Unterschriften daran nichts änderten, "sie sagen, dass Hopfen und Malz verloren ist". Andere wiederum meinten: "Jetzt erst recht".

Für den Initiator kommt es darauf an, dass sich die Bürgerinnen und Bürger "gegen solch offenkundig falsche Entscheidungen" wehrten. Abseits der Politik. Und gerade in Bad Tölz. "Wo sind die Bayern, die mal auf den Tisch hauen und sagen, das passt ihnen nicht?" Solche Petitionen können laut Keller durchaus erfolgreich sein, wie für ihn das Beispiel Sonthofen zeige. Dort habe es das gleiche Problem gegeben, den Wegzug von Postbank und Post, sagt er. Mit fast 1000 Unterschriften habe man es dort aber geschafft, die Post zu erhalten.

Zumindest 1000 Unterschriften will Robert P. Keller sammeln, um die Deutsche Post zum Umdenken zu bewegen. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Als "politischen Fehler" brandmarkt Keller, dass die Deutsche Bank von 2009 an die Postbank übernehmen durfte, nachdem die Deutsche Post im Zuge der Finanzkrise ihre Bankfilialen veräußern wollte. Er verstehe schon, dass die Deutsche Bank nun wegen des zunehmenden Online-Banking nicht mehr zwei Zweigstellen in Tölz betreiben möchte - die Postbank und ihre eigene in der Marktstraße. "Da heißt es eben, Postbank zuerst." Für Keller steht klar die Deutsche Post in der Pflicht, da sie 2009 "diesen Move" zum Verkauf gemacht hat. Außerdem halte der Staat über die KfW-Förderbank immer noch 20 Prozent an der Post, respektive DHL-Group.

"Da ist intern schon längst was gelaufen."

Die Schließung an der Hindenburgstraße war nach Kellers Dafürhalten kein rascher Entschluss. "Da ist intern schon längst was gelaufen", vermutet er. Diesen Verdacht begründet er damit, dass es binnen drei Monaten zwei kooperierende Einzelhändler für neue Poststellen gab - an der Königsdorfer Straße und an der Sachsenkamer Straße. "In drei Monaten diese Geschäfte zu finden und die Infrastruktur aufzubauen, ist komplex." Damit werden aber die Vorgaben nach der Post-Universaldienstleistungsverordnung erfüllt, wonach in Orten mit mehr als 4000 Einwohnern die Poststellen nicht mehr als zwei Kilometer voneinander entfernt liegen dürfen.

Für Keller ist den Tölzern damit nicht geholfen. Nicht den vielen Senioren, die in der Innenstadt wohnten und an der Post an der Hindenburgstraße neben der Nähe auch schätzten, dass sie ebenerdig war. Nicht den vielen Ladenbesitzern in der Fußgängerzone, die nun ins Auto steigen müssen, wenn sie Pakete aufgeben möchten. "Passt das mit den Klimazielen der Deutschen Post zusammen? Ich glaube nicht", kritisiert der 36-Jährige.

"Jede Stimme zählt, es ist ja eine Protestbewegung."

Und auch die Einzelhändler, die Postfilialen mit betreiben, hätten davon nicht viel. Keller rechnet vor: "40 Cent pro Paket, egal welcher Größe, das sind ungefähr 4000 Euro, vor Steuern, vor Kosten." Weil niemand davon alleine leben könne, werbe die Post damit, dass das Geschäft ja auch von mehr Kunden frequentiert werde. "Das ist das Prinzip Hoffnung", sagt Keller.

Das Ziel, 1000 Unterschriften zu sammeln, hat Keller schon fast erreicht. Seine Aktion will er noch bis Ende August fortsetzen. Dann werde er die Namenszüge dem Tölzer Bürgermeister übergeben, der sich mit der Petition im Rücken nochmals an die Deutsche Post wende. Ingo Mehner und der Stadtrat stünden hinter ihm, sagt Keller. "Jede Stimme zählt, es ist ja eine Protestbewegung."

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Stadtrat Bad Tölz
:Protest gegen Post-Schließung

Mit einer einstimmig verabschiedeten Resolution fordert der Tölzer Stadtrat den Erhalt von Postbank und Postfiliale an der Hindenburgstraße - oder den Umzug an einen Standort im Stadtzentrum. Shop-Lösungen seien "regelmäßig gescheitert", kritisiert Bürgermeister Mehner.

Von Klaus Schieder

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: