Stadtrat Bad Tölz:Protest gegen Post-Schließung

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Die Postbank und die Postfiliale an der Hindenburgstraße in Bad Tölz sind seit 28. Juni geschlossen. (Foto: Manfred Neubauer)

Mit einer einstimmig verabschiedeten Resolution fordert der Tölzer Stadtrat den Erhalt von Postbank und Postfiliale an der Hindenburgstraße - oder den Umzug an einen Standort im Stadtzentrum. Shop-Lösungen seien "regelmäßig gescheitert", kritisiert Bürgermeister Mehner.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Die Schließung der Hauptpost an der Hindenburgstraße stößt im Tölzer Stadtrat auf heftige Kritik. Das Aus für die Postbank und die Postfiliale, die am 27. Juni zum letzten Mal geöffnet haben, sei "für die Stadt und für das Umfeld eine absolut negative Entwicklung", sagte Bürgermeister Ingo Mehner (CSU) in der Sitzung des Stadtrats am Dienstagabend. In einer einstimmig verabschiedeten Resolution fordert das Gremium die Deutsche Post auf, den Standort an der Hindenburgstraße zu erhalten, respektive eine andere Zweigstelle mit Postbank und Post in der Innenstadt zu eröffnen. "Wir haben das Heft des Handelns nicht in der Hand, aber es ist sinnvoll, dass der Stadtrat hier klar Position bezieht", sagte Mehner.

Von der Deutschen Post zur Postbank zur Deutschen Bank

Das Ende für die Hauptpost in Bad Tölz war schon seit ein paar Jahren im Schwange, ehe es vor knapp zwei Wochen offiziell verkündet wurde. Im Vorfeld hatte auch Mehner ein entsprechendes Schreiben der Deutschen Post AG erhalten. Darin stand, dass sie die Postfiliale an der Hindenburgstraße nicht selbst führe, vielmehr werde sie von der Postbank betrieben - "wie ein Schreibwarenladen", merkte der Tölzer Bürgermeister ironisch an. Aber auch die Postbank selbst habe das Aus nicht zu verantworten, vielmehr die Deutsche Bank, zu der die Postbank seit 2015 gehört. Zum Schluss heißt es in dem Schreiben: "Wir bedauern die Entscheidung der Deutschen Bank, ihren Standort in Bad Tölz aufzugeben, aber leider können wir darauf keinen Einfluss nehmen."

Ingo Mehner ist nicht nur Bürgermeister von Bad Tölz, sondern auch Vorsitzender des Skiclubs. (Foto: Hartmut Pöstges)

Diese Argumentation könne man vielleicht "intellektuell nachvollziehen, aber wirklich befriedigend ist das nicht", sagte Mehner. In seiner Antwort an die Post wurde der Rathauschef deutlich. Deren Kooperationen mit Einzelhändlern seien in Bad Tölz "regelmäßig gescheitert, was auch zu viel Unmut in der Bevölkerung geführt hat". Sollte die Hauptpost an der Hindenburgstraße tatsächlich geschlossen werden, "so können Sie nicht darauf bauen, dass ich bei der Bevölkerung um Verständnis werben werde", schrieb Mehner. "Vielmehr würde die Stadt Bad Tölz in diesem Fall den Protest ihrer Bürger unterstützen und spürbar verstärken."

Dies soll nun durch die Resolution geschehen, die Mehner zusammen mit Grünen-Stadträtin Johanna Pfund initiiert hat. Damit verbinde man die Hoffnung, "den Druck auf die Post zu erhöhen und sich nicht mit irgendwelchen Shop-Lösungen über Wasser zu halten", sagte Mehner. Das Argument der Postbank, die Filiale in Tölz sei nicht wirtschaftlich genug gewesen, vermag Stadträtin Pfund nicht nachzuvollziehen. Sie könne zwar nur den Eindruck einer Kundin äußern, aber "ich glaube, dass sie gut frequentiert war".

In der Protestnote des Stadtrats wird auf die "außerordentliche Bedeutung" der Postfiliale mit allen Dienstleistungen und der Postbank für das Zentrum der Kreisstadt verwiesen. "All die so notwendigen Leitungen der Post - seien es nur der Kauf von Briefmarken, aber auch das Entgegennehmen und Abholen von Paketen, die dazugehörige Beratung, das Betreuen von Postfächern - müssen in einer Innenstadt verfügbar sein", heißt es in der Resolution. Dadurch würden auch viele zusätzliche Autofahrten vermieden. Außerdem stehe Bad Tölz hier nicht nur für sich, so Mehner. Kunden der Post kämen aus der ganzen Region.

Das Post-Areal und die benachbarten Anwesen an der Hindenburgstraße 5 und 7 gehören seit Kurzem der "Aureus Oberland GmbH", einer Tochtergesellschaft der "Aureus Immobilien und Anlagen GmbH" aus Gmund. Die neuen Eigentümer bedauerten die Post-Schließung, teilte Mehner mit. "Ihnen wäre es lieb gewesen, die Post jetzt und langfristig an dem Standort zu haben, sie ist ja auch ein Frequenzbringer." Mit der betroffenen Belegschaft hat Stadtrat Toni Kollmeier (Grüne) gesprochen. Einige von ihnen gingen jetzt in den Ruhestand, andere müssten künftig nach Holzkirchen pendeln, sagte er. "Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben ihr großes Bedauern ausgedrückt."

Bürgermeister prophezeit "enormen Reputationsverlust" für die Post

Das Aus für die Hauptpost "reißt eine brutale Lücke", sagte Willi Streicher (SPD). Die gesetzliche Vorgabe, dass in Orten mit mehr als 4000 Einwohnern eine Postfiliale in bebauten Gebieten nicht weiter als zwei Kilometer entfernt sein dürfe, sieht er nicht mehr eingehalten: "Davon sind wir dann meilenweit weg." Michael Lindmair (FWG) zitierte einen Post-Sprecher, der in der ARD-Sendung "Tagesschau" am 19. Januar versichert habe, dass die Post an 99 Prozent der Standorte, wo sie zu einer Filiale verpflichtet sei, auch eine betreibe. Mit der Resolution könne man den Druck erhöhen, so Lindmair. Allerdings bezweifelte er, dass sie eine Zurücknahme der Entscheidung bewirkt. Da habe er "wenig Hoffnung", sagte er.

Ohne Hauptpost ist für Bürgermeister Mehner abzusehen, dass es in Bad Tölz bald "keine seriösen Dienstleistungen" der Post mehr gebe werde. Das Shop-Modell, prophezeite er, führe zu "einem enormen Reputationsverlust dieses Unternehmens".

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Deutsche Post und Postbank
:Hauptpost in Bad Tölz schließt

Die Filiale an der Hindenburgstraße hat am 27. Juni zum letzten Mal geöffnet.

Von Klaus Schieder

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