Pflegeheim in Bad Tölz:Neues Josefistift in schlichter Form

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Die Ansicht des neuen Pflegeheims von der Bundesstraße 11 aus. (Foto: Schleich & Haberl/oh)

Die Pläne des Investors Schleich & Haberl sehen zwei große Baukörper und einen eingeschossigen Verwaltungsbau in Holzoptik vor. Einige Stadträte im Bauausschuss kritisieren die Architektur als allzu nüchtern.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Eine architektonische Sehenswürdigkeit entsteht auf der Flinthöhe nicht, vielmehr ein Gebäudekomplex, der ganz der Funktionalität untergeordnet ist: Die Pläne für das neue Pflegeheim Josefistift, die im Dezember beim Landratsamt eingereicht wurden, haben nun auch die Tölzer Stadträte im Bau- und Stadtentwicklungsausschuss am Dienstagabend beschäftigt. Bürgermeister Ingo Mehner (CSU) zeigte sich erfreut, dass der fürs vierte Quartal 2023 angekündigte Bauantrag des Investors Schleich & Haberl jetzt auf dem Tisch liegt - "weil wir wissen, wie wichtig er ist".

"Zwei mäandernde, fast quadratische Atriumsgebäude."

Das neue Heim soll 128 Pflegeplätze, eine Demenzstation, eine eigene Küche und ein Café umfassen. Untergebracht wird all dies in zwei massiven Baukörpern mit jeweils vier Etagen, in denen sich die Zimmer für die Bewohner und die Aufenthaltsräume befinden. Dabei handle es sich um "zwei mäandernde, fast quadratische Atriumsgebäude", erklärte Stadtbaumeister Florian Ernst. In den beiden Quadern ist jeweils ein Innenhof vorgesehen, der dort für eine gute Beleuchtung und als Aufenthaltszone dienen soll. Das Untergeschoss ist teilweise ein Souterrain, dort kommen Küche, Lager und Technik unter. Der Zugang zum Heim erfolgt über einen eingeschossigen, holzverschalten Verwaltungsbau, darin soll auch das kleine Café zu finden sein.

Der Kinderspielplatz an der General-Patton-Straße muss dem Pflegeheim weichen, wird in der Nähe aber neu angelegt. (Foto: Manfred Neubauer)

Draußen sollen die freien Flächen und Terrassen einen "parkähnlichen Bewuchs" erhalten, mit Beeten und Gartenmobiliar gestaltet werden, so Stadtbaumeister Ernst. Das um zwei Grad geneigte Dach wird begrünt und mit Solarmodulen belegt. Auf dem Gelände werden 26 Stellplätze errichtet, davon zwei für Menschen mit Behinderung, außerdem gibt es sechs Fahrradabstellplätze. Dies entspreche der städtischen Stellplatzsatzung, sagte Ernst. Für je sechs Parkplätze soll ein Baum gepflanzt werden, insgesamt sind zwölf Laub- und Nadelbäume vorgesehen.

Die Fassade des neuen Pflegeheims gefiel nicht allen Stadträten. Matthias Winter (CSU) bezeichnete sie als "sehr nüchtern" und fragte, ob nicht bei aller Funktionalität noch ein paar Verschönerungen möglich wären. Auch Michael Ernst (SPD) regte an, die Holzoptik des Verwaltungsbaus "zu erweitern", sprich: auf die beiden großen Baukörper zu übertragen. "Vielleicht kann man das mit dem Bauherrn besprechen." Womöglich ließe sich die Fassade auch begrünen.

"Ein Schmuckkästchen ist das jetzt nicht."

Solche Gestaltungsfragen fallen allerdings laut Bürgermeister Mehner nicht in die Zuständigkeit des städtischen Bauausschusses. Die Pläne seien beim Landratsamt eingereicht und so genehmigt, sagte er. Allerdings könne er sich vorstellen, dass der Bauwerber für den einen oder anderen Vorschlag noch offen sei, sagte Mehner: "Auch wenn Sie keinen Giebel bekommen werden." Zugleich wies der Rathauschef darauf hin, dass die neuen Gebäude vor allem funktional sein müssten, "das ist kein Hotel, das ist kein Wohnhaus". Für Stadtbaumeister Ernst ist die einfache Fassade den Grundrissen geschuldet. Allerdings räumte er ein: "Ein Schmuckkästchen ist das jetzt nicht." Nach dem Dafürhalten von Bauamtsleiter Christian Fürstberger kann sich der Gesamteindruck durch eine ansprechende Parkgestaltung noch ändern. "Dann schaut die Fassade anders aus, nicht mehr so brachial."

Was aus dem alten Josefistift an der Bahnhofstraße wird, ist noch unklar. Die Überlegungen drehten sich bisher um ein Sozialzentrum, das im Pflegeheim entstehen könnte. (Foto: Manfred_Neubauer)

Wegen des nur um zwei Grad geneigten Dachs meldete Michael Lindmair (FWG) Bedenken an. Ob das denn auch funktioniere, wollte der Zweite Bürgermeister wissen, der ansonsten mit den Plänen einverstanden war. Viele Menschen bauten mit Flachdächern, erwiderte Mehner. Nach einem Andachtsraum oder einer kleinen Kapelle in dem Neubau erkundigte sich Toni Kollmeier (Grüne). Darüber habe er mit Heimleiterin Bettina Emmrich gesprochen. Im Bauausschuss gehe es nur ums Baurecht, nicht um den Innenausbau, antwortete Mehner.

Ob die Zahl der Parkplätze für die Besucher ausreicht, zweifelte Martin Harrer (FWG) an. Durchaus, erwiderte Fürstberger: "Das ist ausreichend für so ein Gebäude." Im Übrigen seien alle Stellplätze frei anzufahren, also nicht eingeteilt für Gäste und für Mitarbeitende. Die Zufahrtssituation trieb Johannes Gundermann um. Die sei bei allen Pflegeheimen in Bad Tölz nicht gut, meinte der Grünen-Stadtrat und Taxiunternehmer. "Das ist nicht unser Thema", wiegelte Bürgermeister Mehner ab. Aber die Anfrage könne man gerne an den Investor weitergeben. René Mühlberger (CSU) hatte hingegen nichts an den Plänen auszusetzen. Der Entwurf sei gelungen, sagte er. "Wir verlieren uns gerade in Kleinigkeiten, man muss schon an den Betreiber denken."

Das Pflegeheim soll etwa 20 Millionen Euro kosten. Betrieben wird es vom Paritätischen Wohlfahrtsverband. Dem Neubau muss der Kinderspielplatz an der General-Patton-Straße weichen. Diese Anlage soll auf dem Gelände der Lettenholz-Siedlung jedoch neu entstehen.

Die Pläne werden bei einem Informationsabend am Montag, 19. Februar, 19 Uhr, im großen Sitzungssaal des Landratsamtes erläutert. Dabei gibt es auch eine 3-D-Visualisierung des neuen Josefistifts.

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