Die Welt ist voller Wunder, man muss sie nur sehen. Der preisgekrönte Naturfotograf und Tierfilmer Konrad Wothe aus Penzberg fängt die Schönheit der Natur vor unserer Haustür ein. In der SZ-Serie "Da schau her" präsentiert er Schätze, die es mit dem Frühling in der erwachenden Natur zu entdecken und zu bewahren gilt.
"Zitronenfalter gehören zu den ersten Tagfaltern, die man bei uns im Frühjahr fliegen sieht. Das kommt in erster Linie daher, dass sie als Imago, also als fertiges Insekt, hier überwintern. Sie verkriechen sich im Herbst im Laub oder setzen sich ganz ungeschützt an niedrige Pflanzenstängel. Und da bleiben sie sitzen. Manchmal werden sie zugeschneit, das macht ihnen gar nichts, denn sie haben in ihrer Körperflüssigkeit ein paar Substanzen, die wie ein Frostschutzmittel wirken. So können sie Temperaturen bis minus 20 Grad aushalten - das ist unglaublich.
Auch den Kleinen Fuchs sieht man recht früh fliegen. Er überwintert ebenfalls als Imago, sucht sich dafür aber einen geschützten Platz in Scheunen oder auf Dachböden. Im Herbst sollte man den kleinen orangefarbenen Falter dann nicht nach draußen befördern. Jetzt kann man ihm dabei gerne behilflich sein.
Der Zitronenfalter ist in Mitteleuropa der Schmetterling mit der längsten Lebenserwartung. Er kann zwölf Monate alt werden. Die Männchen sind leuchtend gelb mit einem orangen Fleck in der Flügelmitte, die Weibchen eher blass und können so leicht mit dem Kohlweißling verwechselt werden. Der jedoch hat abgerundete Flügel, Zitronenfalter haben zugespitzte.
In diesen Tagen kann man sie beim Hochzeitsflug beobachten: Das Weibchen fliegt voraus und das Männchen folgt ihm wie von einem Faden gezogen im immer gleichen Abstand. Im Frühsommer legen die Weibchen die Eier ab - einzeln oder paarweise, an Faulbaum und Kreuzdorn. Das hat den Vorteil, dass nicht der ganze Nachwuchs auf einmal gefressen werden kann.
Zu den ersten Futterpflanzen des Schmetterlings im Frühjahr gehört der Seidelbast, eine geschützte Waldpflanze mit betörendem Duft. Ansonsten sind Zitronenfalter bei der Nektarsuche nicht sehr wählerisch. Wer Blumen im Garten hat, kann sich auf einen Besuch freuen."