Reden wir über:Schnitzen mit der Kettensäge

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Oliver Kugel wollte eigentlich nur die Schnitzer aus der Gegend kennenlernen. Nun organisiert er zum sechsten Mal die Kettensägenkunsttage mit Teilnehmern aus der ganzen Bundesrepublik. (Foto: privat/oh)

Oliver Kugel bringt 14 kreative Holzgestalter auf Gut Hub zum Speedcarving zusammen. Die Objekte werden versteigert.

Interview von Stephanie Schwaderer, Penzberg

Oliver Kugel ist ausgebildeter Forstwirt, Rettungssanitäter und Holzkünstler. In seiner Penzberger Werkstatt schnitzt er Tierfiguren, Schilder und Möbel, gibt Kurse und organisiert alle zwei Jahre die Penzberger Kettensägenkunsttage. Am kommenden Wochenende, 23. bis 25. Juni, finden sich dazu 14 Holzkünstler - unter ihnen zwei Frauen - auf Gut Hub ein. Sie kommen aus Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, dem Saarland, Südtirol und dem Salzburger Land, arbeiten jeweils an einem Hauptwerk und treten in drei Speedcarving-Läufen gegeneinander an.

SZ: Herr Kugel, Sie machen heuer nicht mit beim Speedcarving. Ist es Ihnen zu gefährlich geworden?

Oliver Kugel: Das nicht, aber ich werde auf dem Event alle Hände voll zu tun haben. Es ist auch ein bisschen Geschmackssache. Wenn ich Zeit zum Schnitzen habe, mache ich das lieber ohne Zeitdruck. Aber beim Publikum ist das Speedcarving beliebt.

Welche Fähigkeiten muss man dafür mitbringen?

Die gleichen wie ein Bildhauer: Kreativität, Vorstellungsvermögen, einen guten Bezug zu Material und Werkzeug. Die meisten Teilnehmer sind keine gelernten Bildhauer, sondern kommen aus der Forstwirtschaft.

So wie Sie. Fängt man im Wald an, kreativ zu werden?

Bei der Arbeit hat man keine Zeit zum Schnitzen, vielleicht einmal in einer Pause. Aber die Liebe zum Holz ist die Grundlage für die künstlerische Arbeit mit der Kettensäge.

Bringen alle Teilnehmer ihr eigenes Material mit nach Penzberg?

Nein, das Holz kaufe ich bei der Waldbesitzervereinigung oder bei den Staatsforsten ein. Heuer ist es problematisch, weil die Preise stark angezogen haben. Beim Speedcarving muss ich dafür sorgen, dass jeder einen gleichwertigen Block bekommt, also nicht der eine Eiche und der andere Esche. Jeder muss die gleichen Ausgangsbedingungen haben.

Dann tickt die Uhr. Der kürzeste Durchgang dauert 30 Minuten, der längste eine Stunde. Gibt es thematische Vorgaben?

Nein, jeder darf machen, was er will. Allerdings hat es sich in den vergangenen Jahren eingebürgert, dass jeder eine Bank macht. Vorzugsweise eine Bank mit Eulen.

Warum das?

Die kaufen die Leute am liebsten, fragen Sie mich nicht, warum. Die Objekte werden ja nach jeder Runde versteigert, und allein der Erlös entscheidet, wer gewinnt. Die Eulen-Bänke kommen seit Jahren am besten an. Deshalb habe ich für alle im Sägewerk schon Bankbohlen besorgt. Gestaltet werden dann nur die Seitenteile.

Speedcarving ist Kunst am Stamm - mit der Kettensäge. (Foto: oh)

Und wo kommt - neben den Eulen - die Kreativität ins Spiel?

Jeder arbeitet auch an einem Hauptwerk. Da entstehen die verschiedensten Sachen. Die Stadtwerke Penzberg haben ein Maskottchen für das neue Schwimmbad bestellt. Und die Firma Tunze einen Torbogen für ihren Außenbereich. An dem werden drei Leute arbeiten. Solche Sponsorenaufträge helfen mir, das Holz zu finanzieren. Ich hoffe, dass ich diesmal auf Null komme.

Diese Skulptur auf Gut Hub haben Oliver Kugel und Markus Ertl gemeinsam geschaffen. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Mit wie vielen Gästen rechnen Sie?

Über die drei Tage könnten es an die 1000 werden, je nach Wetter. In Süddeutschland gibt es wenig vergleichbare Veranstaltungen. Das hat sich herumgesprochen. Manche reisen mit Hänger an, weil sie einen großen Garten haben und richtig einkaufen wollen.

6. Penzberger Kettensägenkunsttage, 23. bis 25. Juni, Gut Hub, Penzberg, alle Infos unter www.kettensaegenkunsttage.de

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