Flüchtlingspolitik:Belegung verzögert sich

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In der großen Thermohalle, die als Asyl-Notunterkunft dient, gibt es 24 abgeschlossene Wohneinheiten. 80 bis 100 Personen können dort unterkommen. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Wegen eines Wasserschadens können erst von Januar 2024 an Geflüchtete in die Asyl-Notunterkunft im Penzberger Nonnenwald einziehen.

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Sie ist eine von sechs Leichtbauhallen, die der Landkreis Weilheim-Schongau für Geflüchtete errichtet hat. Im Penzberger Gewerbegebiet Nonnenwald steht am Ende der Robert-Koch-Halle das neue Domizil für 80 bis 100 Personen. Noch ist die Thermohalle nicht belegt. Voraussichtlich von Januar 2024 an werden die ersten Bewohner einziehen. Geplant ist eine gemischte Belegung mit Familien und Einzelpersonen.

Noch wirkt der Bau, der als Notunterkunft dienen soll, ein wenig steril. Die 15 auf 40 Meter große "Wohnhalle" hat 24 geschlossene Einheiten. Jeweils vier Personen finden Platz in einer Wohneinheit. Die Stockbetten stehen bereits parat, auch Stühle, Spinde und Matratzen sind vorhanden. Jeder Geflüchtete erhalte ein Erstausstattungspaket, sagte Bernhard Pössinger vom Sachgebiet Asyl und Integration am Landratsamt Weilheim-Schongau. Am Dienstag hatte er zu einer Besichtigung der Asyl-Notunterkunft eingeladen. Der Landkreis habe kleinere Leichtbauhallen in Antdorf, Eglfing, Wildsteig, Wessobrunn und Schwabsoien jeweils für 50 Personen errichtet, wobei bislang nur zwei in Betrieb seien. In Penzberg ging nicht alles glatt. Beim kürzlichen Wintereinbruch mit starken Schneefällen hatte der Räumdienst die Hauptstromleitung der Einrichtung beschädigt. Leider sei das Ausmaß des Schadens erst zu spät bemerkt worden, sagte Pössinger - mit schlimmen Folgen: Da es keinen Strom mehr gab, froren Leitungen und Boiler ein. "Die hat es zerrissen", berichtete er. Noch sei die Haftungsfrage bei dem entstandenen Wasserschaden nicht geklärt. Betroffen ist in erster Linie die "Küchenhalle" (zehn auf 20 Meter). Die Schäden müssten erst repariert werden. Daher verzögere sich die Belegung.

Ein Bus sind 50 Asylsuchende

Nach einem Wasserschaden muss erst die Küchenhalle wieder hergerichtet werden. Wasserleitungen und Boiler wurden beschädigt. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Momentan kämen nicht mehr so viele Asylsuchende in den Landkreis wie noch vor einigen Monaten. Pro Woche rechnet Pössinger mit 100 Menschen. "Aus aller Herren Länder", sagte er. Überwiegend kämen die geflüchteten aus der Ukraine, Afghanistan, Syrien, der Türkei. "Ich rechne nur noch in Bussen", erzählte Pössinger. 50 Personen würden am Donnerstag vor Weihnachten im Landkreis ankommen. Mit dem nächsten Bus rechnet er zwischen Neujahr und dem 6. Januar 2024. "In allen sechs Hallen können wir 350 Menschen unterbringen. Das sind zehn Busse." Bis die Familien und Einzelpersonen in eine "reguläre Unterkunft" umquartiert werden können, verbleiben sie für den Übergang in den Thermohallen.

In separaten Containern sind die Sanitäranlagen wie Duschen und Toiletten sowie Waschmaschinen und Wäschetrockner untergebracht. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Noch ist die Wohnhalle nicht komplett eingerichtet. Pössinger plant einen Aufenthaltsbereich mit einer Spielecke. Steckdosen gibt es in den privaten Wohneinheiten nicht. Das habe mit dem Brandschutz zu tun. "Dazu bin ich zu sehr Feuerwehrler. Wir möchten dort keine Wasserkocher und Ähnliches." Kochen können die künftigen Bewohner in einer eigenen Halle. Dort stehen Herde, Spülbecken, Arbeitstische und Kühlschränke. "Auch hier werden wir noch Tische und Stühle aufstellen", sagte Pössinger. Bei der Flüchtlingswelle 2015 habe man die Ankommenden noch über ein Catering in den Turnhallen versorgt. Das habe bei den Geflüchteten für großen Unmut gesorgt. "Die Kulturen sind verschieden. Es hat sich bewährt, wenn die Leute selbst kochen. Außerdem strukturiert das den Tagesablauf."

Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit leben bereits Familien im Seniorenheim der Arbeiterwohlfahrt (Awo) an der Gartenstraße in Penzberg. Ein halbes Jahr läuft der Vertrag zwischen Awo und Landkreis. Bürgermeister Stefan Korpan (CSU) habe diese Unterbringungsmöglichkeit vermittelt, sagte Pössinger. Maximal 48 Personen sind dort im Hauptgebäude im zweiten Obergeschoss in 13 Zimmern untergebracht. Anfangs habe es Bedenken gegeben seitens der Heimaufsicht und des Bauamts. Doch dies habe sich in Wohlgefallen aufgelöst. Senioren und Geflüchtete würden sich gut verstehen. Ja, so Pössinger, die Awo hoffe sogar, dass vielleicht auf diesen Wegen Arbeitskräfte gefunden werden können.

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