Kirchenentweihung in Ebenhausen:Frustration über die Preisgabe Sankt Benedikts

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Das Wandbild des Malers Franz Nagel ist ein Charakteristikum der Ebenhauser Kirche Sankt Benedikt. (Foto: Hartmut Pöstges)

Beim Infoabend von Pfarrer Stefan Scheifele über die Profanierung der Kirche wünschen sich einige der hundert Teilnehmenden, dass der Beschluss rückgängig gemacht wird.

Von Veronika Ellecosta, Schäftlarn

Andreas Vogelmeier, Geretsrieder Stadtpfarrer und Moderator des Abends, hat anfangs gemahnt: "Wir sind kein Dax-Konzern, sondern eine katholische Gemeinde. Lasst uns so diskutieren, dass wir uns nachher noch in die Augen schauen können." Er wandte sich an die etwa 100 Ebenhauser und Ebenhauserinnen, die sich am Donnerstag im Pfarrzentrum Sankt Benedikt eingefunden hatten. Nicht wenige von ihnen trugen Frust im Gepäck darüber, dass die Erzdiözese München und Freising die marode Kirche Sankt Benedikt zum Jahresende aus Kostengründen entweihen wird.

Pfarrer Stefan Scheifele (links) leitete das Gespräch gemeinsam mit seinem Geretsrieder Kollegen Andreas Vogelmeier. (Foto: Hartmut Pöstges)

Für manche Anwesenden kam der Informationsabend zu spät. Sie beklagten die Kommunikation des Ordinariats: Im November hatte die Verwaltung der Diözese im Pfarrbrief die Profanierung verkündet. Auch Pfarrer Stefan Scheifele stimmte ein: Er habe das Ordinariat vergeblich um Öffentlichkeitsarbeit gebeten. "Es hat versäumt, eine ordentliche Pressearbeit zu leisten", sagte er. Pfarrgemeinderat und Kirchenverwaltung, die zuständigen Gremien, hätten der Profanierung zugestimmt, an Pfingsten sei der Beschluss festgestanden. Er habe darüber beim Patrozinium kurz darauf ohne Genehmigung informiert und transparent gehandelt, erklärte ein sichtlich bedrängter Pfarrer.

Der Gesprächsabend bewegte die Gemüter der rund 100 Anwesenden. (Foto: Hartmut Pöstges)

"Sie hätten früher zu uns kommen müssen"

Denn die Kritik an der mangelhaften Kommunikation richtete sich auch gegen ihn. "Diese Infoveranstaltung ist die unterste Form der Beteiligung", kritisierte Bettina Gaebel, die dem Verein Klangwelt Klassik vorsitzt. "Was wird jetzt getan, um mit den Bürgen in konstruktiven Austausch zu treten?", fragte sie. Lia Schneider-Stöckl, Inhaberin des Hollerhauses in Irschenhausen, war noch direkter: "Sobald Sie sehen, dass etwas aus dem Ruder läuft, müssen Sie als Pfarrer doch die Leute in eine Versammlung rufen und erklären, dass die Möglichkeit der Profanierung bevorsteht und Geld fehlt. Sie hätten früher zu uns kommen müssen."

Scheifele erklärte die Profanierung damit, dass Geld für Sanierung und Bauunterhalt fehle. "Das Ordinariat hat mir mitgeteilt, die Kirche bleibt, wenn ich jemanden finde, der die 2,1 Millionen Euro aufbringt. Und die Menschen, die das Geld haben, wollen nichts reinstecken, weil sie sagen, das ist ein Fass ohne Boden."

Pfarrer Vogelmeier erinnerte an die neue Immobilienstrategie der Diözese, wonach bis 2030 ein Drittel der Gebäude aufgegeben werden soll, auch denkmalgeschützte. "Wir werden bald mehr Kirchen haben als Pfarrer, das ist der Zustand der Kirche in Deutschland."

Auch die anwesenden Vertreterinnen der Pfarrgremien verteidigten ihre Zustimmung zur Profanierung. Pfarrgemeinderätin Maria van Scherpenberg erklärte die finanziellen Probleme der Pfarrei. "Die Kirchenverwaltung hat kein Jahr ohne Minus abgeschlossen", sagte sie. Der Ickinger Kirchenpfleger Hans Dondl sah eine Mitschuld bei den Gläubigen: "Niemand hat sich für den Pfarrgemeinderat engagiert, weil alle geglaubt haben, das ist nicht wichtig. Aber jetzt war es doch mal wichtig."

"Man muss mit der Gemeinde im Austausch sein"

Schließlich schlug Schneider-Stöckl dem Pfarrer und den Pfarrgremien vor, den Antrag, über den bereits beschlossen ist, zurückzunehmen. Damit hätte die Gemeinschaft ein halbes bis ein Jahr Zeit, um das fehlende Geld aufzutreiben und werde eingebunden. Sie habe mit dem Ordinariat gesprochen: Eine Rücknahme des Antrags sei möglich, so Schneider-Stöckl. Dondl argumentierte, dass damit die Atmosphäre befriedet wäre: "Sonst bleibt ein bitterer Nachgeschmack." Gaebel sprach von Heilung, und Helga Stern fügte hinzu: "Dann können wir den Prozess durchmachen, der verloren gegangen ist." Auf Scheifeles Einwand, dass die gewählten Gremien die Ansprechpartner und Mandatsträger seien, mit denen er gemeinsam Entscheidungen fälle, erwiderte Schneider-Stöckl: "Demokratie funktioniert heute nicht nur über Gremien, man muss mit der Gemeinde im Austausch sein."

Besonders die Mandatsträger lehnten den Vorschlag ab. Pfarrgemeinderätin Maria van Scherpenberg befürwortete die Profanierung, weil das Gebäude so erhalten werden könnte. Karl Egner argumentierte, dass die aktuellen Messgänger in Sankt Michael Platz fänden. "Als Gotteshaus brauchen wir Sankt Benedikt nicht. Für Konzerte und Kultur: ja", sagte er. Und Scheifele warf ein, dass die Akquise von Fördergeldern einfacher werde, wenn das Gebäude seinen Status als Kirche verliere.

Manch einer formulierte die eigene Enttäuschung persönlich. Florian Schneider etwa wandte sich an Scheifele: "Haben Sie als Pfarrer überhaupt persönliches Interesse daran, dass die Pfarrei weiterbesteht?" Worauf der Pfarrer antwortete, er habe ihn, Schneider, nie im Gottesdienst gesehen - eine Äußerung, die ein Zuhörer mit "so was darf er nicht sagen" zu unterbrechen versuchte und für die Scheifele sich später bei Schneider entschuldigte.

Als der Pfarrer erklärte, die Gemeinde könne sich die Erhaltung der Kirche nicht leisten, weil auch die Zahl der Katholiken rückläufig sei, rief eine Frau: "So ganz bestimmt!" Nach einigen Mahnungen, liebevoll im katholischen Sinne zu diskutieren, beruhigte sich die Stimmung.

Am Ende sagte Pfarrer Scheifele zu, noch einmal mit Pfarrverwaltung und Pfarrgemeinderat ins Gespräch zu gehen. Auf die Forderung, den Antrag zurückzunehmen, ging er nicht ein. "Ich bitte, jetzt kein Schwarzer-Peter-Spiel anzufangen. Ich will nicht, dass die gedisst werden, die in der Kirchenverwaltung sitzen", sagte er. Auch einen nächsten Termin kündigte er an: Am 2. Februar werden Vertreter des Ordinariat ins Pfarramt Baierbrunn kommen und über die Zukunft des Gebäudes reden.

Der Abend endete in einem Versuch der Versöhnung mit einem gemeinsamen Vater-Unser.

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