Für die katholische Kirche ist es das Zeitalter der Verluste: Jahr für Jahr wenden sich mehr Menschen ab, damit schrumpfen auch die Geldmittel, um den teuren Immobilienbestand zu erhalten. Dass die Erzdiözese München und Freising ihre Liegenschaften verkleinert, darf als Folge der gesellschaftlichen Säkularisierung gesehen werden.
Ebenhausen bekommt das aktuell besonders schmerzhaft zu spüren. Denn mit der Profanierung von Sankt Benedikt geht das Herzstück des Dorfes verloren. Die im besten Sinne eigentümliche Kirche aus der Nachkriegszeit wird als ortsbildprägend beschrieben, viele Menschen sind mit ihr aufgewachsen. Andere schätzen die Akustik für Konzerte und das Altarbild von Franz Nagel. Sie alle müssen diesen Verlust nun bewältigen.
Dennoch stellt sich die Frage, welche Gründe dafür sprechen, Sankt Benedikt als sakrale Stätte zu erhalten: Im Ort leben derzeit etwa 600 Katholikinnen und Katholiken, nur ein Bruchteil sitzt regelmäßig in den Kirchenbänken von Sankt Benedikt. Für Gottesdienste stehen im näheren Umkreis mehrere Kirchen offen.
Was Schäftlarn stattdessen benötigt, ist ein Ort für Kultur und Konzerte, ein Treffpunkt für Vereine und fürs Ehrenamt, ein Platz für die Jugend. All das könnte es geben, wenn Sankt Benedikt profaniert wird und damit Räumlichkeiten für die Allgemeinheit entstehen. Denn das Gebäude gilt nach der Entweihung als Versammlungsstätte, das Areal ist im Bebauungsplan für den Gemeinbedarf vorgesehen. Mit Engagement und gutem Willen des Ordinariats ließen sich Fördergelder generieren, um das Gebäude umzugestalten. Zur Inspiration reicht ein Blick nach München: aus der ehemaligen Augustinerkirche wurde das Jagd- und Fischereimuseum; in der Allerheiligen-Hofkirche lauscht man heute Vorträgen, und die frühere Karmelitenkirche beherbergt das Archiv der Erzdiözese.
Wenn es gelingt, aus Sankt Benedikt eine Versammlungsstätte für alle zu machen, erreicht man auch Menschen, die keinen Bezug zur Kirche haben - und die jährlichen Statistiken zeigen, dass es immer mehr von ihnen gibt. In dem Gebäude könnten sich Katholisch-, Anders- und Nichtgläubige begegnen. Es könnte ein Ort nicht nur für die Schäfchen der Gemeinde werden. In Schäftlarn entstünde dann ein Raum für alle Glaubensfragen und Weltanschauungen.