Eine Allee aus Äpfeln und Birnen in Neufahrn:Naschen erlaubt

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Maria und Josef Reitinger pflegen die Obstbäume in Neufahrn seit 30 Jahren für Einheimische, Radfahrer und Spaziergänger. (Foto: Hartmut Pöstges)

Vor 30 Jahren haben Maria und Josef Reitinger zusammen mit der Gemeinde Schäftlarn Obstbäume in Neufahrn gepflanzt. Heute erfreuen sich Einheimische und Vorbeireisende daran.

Von Marie Heßlinger, Schäftlarn

"Köstliche Birne von Charneux", "Roter Boskop", "Gelber Boskop", "Rheinischer Bohnapfel" und ganz am Ende der Allee: der "Rote Mond." All diese Obstbäume, 53 an der Zahl, werden auch in diesem Herbst wieder Reiterinnen und Pilger erfreuen, Fahrradfahrer, Spaziergängerinnen und Einheimische. Vor 30 Jahren haben Maria und Josef Reitinger sie zusammen mit der Gemeinde für sie gepflanzt. Die beiden schauen jeden Tag danach. Das Jubiläum wird nun an diesem Samstag gefeiert.

Es ist ein heißer Sommertag, kein Wind geht durch das Weizenfeld, kein Rascheln fährt durch die Baumkronen, als Maria und Josef Reitinger mit ihren Rädern an der Obstbaumallee in der Haarkirchner Straße in Neufahrn eintreffen. Die Apfelbäume weisen entlang der rechten Straßenseite aus Neufahrn direkt heraus auf den Wald und das Windrad zu. Hecken, Mohnblumen und blaue Disteln blühen. 1992 hingegen, erinnert sich Maria Reitinger, sei all das nicht gewesen. Nachdem ein Hof in Neufahrn abgebrannt war, hatten ihn die Landwirte an die Stadt München verkauft, fortan ließ diese den Grund selbst bewirtschaften. Rundherum war nichts als flaches Ackerland, beschreibt Maria Reitinger. "Da haben wir an die Vögel gedacht, an die Insekten".

Apfelbäume, aber auch Birn-, Zwetschgen- und Nussbäume sowie Beerensträucher, verschiedenste Ziergewächse und geeignete Pflanzenerde gibt es nun in der Tölzer Obstbaumschule zu erwerben. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die heute 73-Jährige schlug vor, an den Wegrand Bäume zu pflanzen. Der damalige Bürgermeister Erich Rühmer war begeistert. Die Gemeinde pachtete den Wiesenstreifen am Straßenrand, gemeinsam pflanzte die Dorfgemeinschaft Äpfel und Birnen. Bloß, wie schwer es für die jungen Bäumchen sein würde, daran hatte am Anfang vermutlich keiner gedacht.

"Wir leben in einer witterungs-ungünstigen Lage, sagt Josef Reitinger, "die Natur ist sehr hart hier." Der heute 77-Jährige sieht jeden Tag nach der Allee, seit 1992. Wenn es im Winter plötzlich warm wird, streicht er die Bäume mit Kalk ein, damit sie sich nicht zu früh über die Sonne freuen. Zusammen mit einem befreundeten Landschaftsgärtner hat er schon Bodenproben genommen, und gibt den Bäumen natürliche Dünger, falls sie dies brauchen. Und die bislang größte Herausforderung gleich zu Beginn hat Reitinger ebenfalls zusammen mit den Bäumen gemeistert: die Mäuseplage.

53 Birn- und Apfelbäume zieren in Neufahrn die Haarkirchner Straße. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die feinen Wurzeln der jungen Bäume hatten Mäuse derart zerstört, dass gleich in den ersten Jahren einige Bäume starben. Josef Reitinger probierte allerlei Tipps und Tricks, die aus der Gemeinde an ihn herangetragen wurden. Er pflanzte einen Nussbaum, der Mäuse aufgrund seines bitteren Aromas vertreiben sollte. Josef Reitinger steckte Flaschen in den Boden, damit sie, wenn der Wind über sie hinweg bließ, mit ihrem Pfeifen die Mäuse verjagten. Am Ende gelang es. Die Mäuse gingen. Die Herausforderungen aber brachen nicht ab.

Es folgten viele Fröste auf frühe Frühlinge, und Menschen, die grob die Äste herabrissen, um an die Ernte zu kommen, sobald die Bäume ihre ersten Früchte trugen. In erntereichen Jahren kamen manchmal Autos mit Anhängern aus anderen Landkreisen, um so viele Äpfel wie möglich davonzufahren. Und in anderen Jahren, wie auch in diesem, zerstörte ein Frühlingshagel die zarten Blüten, sodass die Bäume im Herbst kaum Früchte tragen. Josef Reitinger aber lässt sich nicht aufhalten. Jedes Frühjahr und jeden Herbst schneidet er die Bäume, damit sie schön wachsen. Heute, 30 Jahre, nachdem alles begann, blickt er die Allee hinab und sagt: "Ich bin schon stolz, dass das gelungen ist. Diese Ausdauer."

Dass dem so ist und die Allee noch immer steht und wächst, das werden Maria und Josef Reitinger zusammen mit der Gemeinde und all ihren Unterstützerinnen und Unterstützern feiern: Die Feier beginnt am Samstag, 25. Juni, um 14 Uhr. Wer Lust hat, kann die Allee besichtigen, anschließend gibt es Speis und Trank im Neufahrner Feuerwehrstadl. Auch Helferinnen und Helfer werden gesucht, die Lust haben, weiterzumachen, wenn das Ehepaar Reitinger vielleicht irgendwann aus Altersgründen einmal nicht mehr kann.

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