Neuer CSU-Ortsvorsitzender:Der Schäftlarner mit dem WOR-Kennzeichen

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Christian Fürst hat sich schon als Zwölfjähriger für den Gemeinderat interessiert, die Junge Union im Ort wieder aufgebaut - jetzt ist er CSU-Chef. (Foto: Hartmut Pöstges)

Christian Fürst hat das Amt von Matthias Ruhdorfer übernommen. Manche in der Gemeinde glauben, dass er auch Bürgermeister-Kandidat werden könnte.

Von Ingrid Hügenell, Schäftlarn

Bis zur nächsten Kommunalwahl sind es noch knapp drei Jahre, doch bei der Schäftlarner CSU könnte schon eine Vorentscheidung über den nächsten Bürgermeister-Kandidaten gefallen sein. Bei der jüngsten Wahl zum CSU-Ortsvorsitzenden gab Matthias Ruhdorfer das Amt nach 22 Jahren auf. Er ist in der dritten Amtszeit Bürgermeister der Gemeinde Schäftlarn. Christian Fürst (40) wurde einstimmig zu Ruhdorfers Nachfolger bestimmt.

In Schäftlarn ist das von einigen als Signal verstanden worden, dass Fürst 2019 Bürgermeister-Kandidat der Christsozialen werden könnte. Er gehört seit 2002 dem Gemeinderat an, in dem er durch zahlreiche, meist wohlüberlegte Wortmeldungen auffällt. Zur Kandidatur für dieses Gremium kam Fürst durch Ruhdorfer, der ihn Ende 2000 "akquiriert" habe, wie Fürst berichtet. Auch als Nachfolger im Amt des Ortsvorsitzenden hatte Ruhdorfer ihn vorgeschlagen.

Beide erklären übereinstimmend, der Wechsel an der Spitze der örtlichen CSU sage noch nichts über die Kandidatur zum Bürgermeister aus. "Ich will warten, was Herr Ruhdorfer wirklich macht", sagt Fürst. Er könne noch nicht sagen, was in zweieinhalb Jahren sei. Und auch Ruhdorfer selbst hält sich bedeckt. Als Grund für den Wechsel im Ortsverband nannte er die zeitliche Belastung, die das Bürgermeisteramt mit sich bringe.

Zäsur in Schäftlarn
:Ruhdorfer gibt CSU-Führung nach 22 Jahren ab

Der Bürgermeister will sich voll auf dieses Amt konzentrieren. Sein Nachfolger wird Christian Fürst.

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Unstrittig dürfte sein, dass Fürst wichtige Voraussetzungen mitbringt, um der CSU-Bewerber für dieses Amt zu werden. Er ist im Schäftlarner Ortsteil Zell aufgewachsen, wo er noch immer lebt. Er gehörte dem Burschenverein an, bis er die Altersgrenze erreichte und ist immer noch aktives Mitglied der Ebenhauser Feuerwehr. Mit Politik kennt er sich aus, nicht nur durch seine Tätigkeit im Gemeinderat. Er hat Politikwissenschaft, Soziologie sowie Neuere und Neueste Geschichte studiert und arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Büroleiter der CSU-Landtagsabgeordneten Kerstin Schreyer. "Das wird nie langweilig", sagt Fürst, der eine eigene politische Karriere im Landtag oder gar Bundestag für sich ausschließt - nicht aber eine auf kommunaler Ebene.

Seit dem Jahr 2000 baute er die Junge Union in der Gemeinde wieder auf, der er bis 2010 auch vorstand. Auf seine Wahl zum Ortsvorsitzenden habe er sehr positive Reaktionen bekommen, sagt Fürst. "Und es gibt ein gutes Team, das auch weiter macht." Er selbst will sich mit ganzer Kraft einbringen: "Wenn ich was mach', mach' ich es g'scheid."

Für die Arbeit des Gemeinderats habe er sich schon als Kind interessiert, sagt Fürst. Als Zwölfjähriger habe er einen Nachbarn und CSU-Gemeinderat gelöchert mit Fragen danach, wie es so zugehe im Gemeinderat. Der CSU fühlt er sich von der Grundeinstellung her nahe, ohne allerdings alle Meinungen zu teilen. "Ich bin nicht immer auf der ganz konservativen Linie. Ich habe zum Beispiel nichts gegen die Ehe für alle." Eine Obergrenze für Flüchtlinge brauche es nicht, "die bringt auch nichts".

Überhaupt die Flüchtlingspolitik. "Ich kann nicht nachvollziehen, dass man darauf immer noch rumhackt", sagt Fürst zur Entscheidung von Kanzlerin Angela Merkel im Sommer 2015, die Grenzen für Flüchtlinge zu öffnen. "Was hätte man denn machen sollen? Es ist richtig, dass man hilft, geholfen hat und weiter hilft." Allerdings könne man nicht immer alle aufnehmen, irgendwann sei die Grenze der Belastbarkeit erreicht.

Eine eindeutige Meinung hat Fürst auch zum vielleicht wichtigsten Thema in München und dem gesamten Umland - dem Zuzug und Wachstum. "Ich sehe es so, dass man als Gemeinde dem Siedlungsdruck widerstehen kann und muss." Man müsse nicht propagieren, dass alle in den Speckgürtel gehen. "Es muss auch Flecken im Landkreis München geben, die ein bisserl ländlich sind" - wie Schäftlarn, das Fürst für sich gefühlt im Oberland verortet. "Wenn man ehrlich ist, haben wir wenig mit dem Landkreis München gemeinsam." Deshalb trägt sein Wagen ein WOR-Kennzeichen - "und weil es witzig ist, was anderes zu haben".

© SZ vom 18.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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