Nach den Osterferien:Die etwas andere Schulprüfung

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Schnelltests an Schulen: eine Pflicht, die nicht alle Eltern akzeptieren. (Foto: dpa)

Zur Sicherung des Präsenzunterrichts müssen seit Montag in allen Klassen Corona-Schnelltests gemacht werden

Von Konstantin Kaip und Benjamin Engel, Bad Tölz-Wolfratshausen

Am Montag hat die Schule im Landkreis für alle Schüler mit einem Test begonnen. Schließlich müssen sie nun verpflichtend zweimal wöchentlich einen Corona-Selbsttest machen. Nur wer ein negatives Ergebnis hat, darf am Unterricht teilnehmen. In der Isardamm-Grundschule in Geretsried hat das laut Schulleiterin Monika Bauer am ersten Tag gut funktioniert: "Die Kinder haben gut mitgemacht", sagt sie. Und: "Toi, toi, toi: Wir hatten nur negative Ergebnisse."

Etwa 440 Kinder besuchen die Isardamm-Schule, derzeit im Wechselunterricht, in Gruppen mit maximal 14 Schülern. Am Montag findet der Wechsel am Vormittag statt, bis Freitag wechseln die Gruppen dann tageweise. So würden jeweils zu Wochenbeginn alle getestet, sagt Bauer, der zweite Selbsttest finde je nach Gruppe am Mittwoch oder Donnerstag statt. Die Testkits habe man bereits am letzten Schultag vor den Ferien bekommen, die Lehrkräfte hätten sich gut informiert, wie man sie einsetzt, und didaktisches Material erstellt. Am Montag hätten sie dann in ihren Gruppen ausführlich Schritt für Schritt erklärt, wie man den Test mit den Nasenstäbchen durchführt. Die Lehrer hätten sich bereits vor Unterrichtsbeginn selbst getestet, sagt Bauer.

Nicht alle befürworten diese neue Regelung der Staatsregierung. Auch an der Isardamm-Grundschule haben laut Bauer einige Eltern ihre Kinder am Montag nicht zur Schule geschickt. Manche hätten Sorge vor der Stigmatisierung ihres Kindes im Falle eines positiven Ergebnisses, andere wollten geschultes Personal, um den Abstrich abzunehmen, und manche lehnten die Tests an der Schule gänzlich ab. Rektorin Bauer hält sie jedoch für praktikabel. "Es wäre zu schwierig, allen Kindern einen Test mit nach Hause zu geben", sagt sie.

Ablehnende Eltern

Auch an der Münsinger Grundschule sind in jeder der acht Klassengruppen am Montag im Schnitt zwei Kinder zu Hause geblieben. "Weil die Eltern das Testen insgesamt ablehnen", wie Rektorin Angret Pauli sagt. Womöglich hätten einige die kurzfristig geänderten Bestimmungen geärgert. Erst sei eine Einverständniserklärung der Eltern verlangt worden, dann wieder nicht. In Münsing hätten die Kinder die Option gehabt, sich in der Schule zu testen oder ein unter medizinischer Aufsicht durchgeführtes Testergebnis vorzulegen. "Das ist gut angelaufen", sagt Pauli. Auch an ihrer Schule gab es keinen Positiv-Test. Pauli unterrichtet in Münsing eine vierte Klasse. Der Schulanfang unter den neuen Bedingungen habe gut geklappt, berichtet sie. Die Kinder hätten sich auf ihren Platz im Klassenzimmer gesetzt und sich jeweils selbst getestet. 30 Minuten später habe das Ergebnis vorgelegen. Von den 155 Kindern der Münsinger Schule kommt je eine Gruppe pro Klasse am Montag und Dienstag, die andere mittwochs bis freitags. Aus Paulis Sicht sind Tests in der Schule sinnvoll. Werde ein Schüler positiv getestet, brauche dieser Mitleid, weil er krank sei, sagt sie. Bei einem positiven Fall vor den Osterferien hätten die Schüler Bilder gemalt und Briefe mit Genesungswünschen verfasst. In einem Dorf spreche sich ein Fall ohnehin schnell herum.

Am Gymnasium Icking wechseln sich die Lerngruppen wochenweise ab. Deshalb war zunächst nur die Hälfte der etwa 790 Gymnasiasten mit dem Testen dran. "Wir sind mit dem heutigen Ablauf sehr zufrieden", sagt Schulleiter Stefan Nirschl. "Aber es hat auch wirklich Vorbereitung gebraucht." Schon vor den Osterferien habe sich das Kollegium mit Schulpsychologen und dem Sicherheitsbeauftragten über das Procedere ausgetauscht.

Am Montag habe alles gut funktioniert. Auch bei seinen Gymnasiasten gab es laut Nirschl keine positiven Testergebnisse. Für den Direktor gibt es jedoch einige offene Fragen. So müssten Sekretariat und Lehrer auch ein Auge auf alle Schüler haben, die am Testtag krank seien und ihre Abstriche nachholen müssten, sobald sie wieder in der Schule sind. "Uns darf keiner entwischen", sagt Nirschl. Ein anderes Problem seien die anstehenden Leistungsnachweise: In den Kernfächern müsse jeweils noch eine Schulaufgabe geschrieben werden. Bislang gebe es aber vom Kultusministerium noch keine Anweisung für die Schüler, deren Eltern sie wegen der Testpflicht nicht in den Unterricht schicken. "Das ist eine Herausforderung." Gleiches gelte für den Umgang mit positiven Testresultaten. Die Betreuung der betroffenen Schüler bis zur Abholung könne am Ickinger Gymnasium mit seinen begrenzten Räumlichkeiten schwierig werden.

"Langfristig mehr Sicherheit"

Nirschl geht davon aus, dass die Selbsttests zum dauerhaften Szenario im Schulalltag werden und sich die Abläufe einspielen. Dennoch bleibe die Frage, warum man die Tests nicht in die Familien gebe und es den Schülern ermögliche, nur mit aktuellem negativen Ergebnis zu kommen. Die Vorteile liegen für den Direktor auf der Hand: mehr Unterricht, weniger Unruhe im Klassenzimmer, weniger Organisationsaufwand und mehr Sicherheit. Bei einem positiven Test könne der Schüler dann zu Hause bleiben, seine Familie könne sich direkt um ihn kümmern, sagt er. Das Argument, dass so eventuell geschummelt werde, kann Nirschl schwer nachvollziehen. "Kann man wirklich davon ausgehen, dass Eltern ihren Kindern absichtlich eine falsche Testkassette mitgeben?", fragt er ungläubig. "Ich vertraue den Eltern schon."

An der Geretsrieder Isardamm-Grundschule hält Rektorin Bauer die Schnelltests im Klassenzimmer dennoch für den richtigen Weg, den Präsenzunterricht trotz Pandemie aufrecht zu erhalten. "Ich denke, dass sie langfristig mehr Sicherheit geben", sagt sie. "Aber die meiste Sicherheit erhoffen wir uns von der Impfung." Die sei nun auch besser in Gang gekommen. Viele Lehrkräfte hätten zumindest schon die erste Dosis erhalten.

© SZ vom 13.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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