Radsport:Leiden für die Langstrecke

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Tanja Priller aus Penzberg, Mountainbikerin beim Eldorado Bike Festival, bei dem sie die lange Distanz gewonnen hat. Die Sportlerin vom RSC Wolfratshausen fährt auch im Weltcup mit. (Foto: Leon Maue/oh)

Tanja Priller aus Penzberg fährt mit dem Mountainbike im "Cross Country Marathon"-Weltcup. Die 26-Jährige vom RSC Wolfratshausen will sich in der internationalen Spitze ganz nach oben strampeln.

Von Lorenz Szimhardt, Penzberg

Tanja Priller hat erst vor Kurzem hat ihr Studium der Sportökonomie an der Universität Bayreuth abgeschlossen. Die 26-jährige Penzbergerin arbeitet beim Bayerischen Landes-Sportverband - jedoch nur in Teilzeit. Sie hat nämlich ein sehr zeitintensives Hobby: Mountainbiken. Im Gegensatz zu den meisten nutzt die Priller ihr Fahrrad aber nicht, um zum nächsten Biergarten oder an den See zu radeln. Sie fährt meistens auf sogenannten Trails über Stock und Stein. Dabei ist so sie schnell, dass sie sich mit den Besten der Welt messen kann. Obwohl Priller erst seit knapp fünf Jahren auf dem Mountainbike unterwegs ist, nimmt sie bereits am Weltcup teil.

Durch ihr Studium, erzählt Priller, sei sie zu der Sportart gekommen und habe dann relativ bald damit begonnen, auch kleinere Rennen zu fahren. "Dass das meine Leidenschaft ist, habe ich schnell gemerkt", sagt die Radfahrerin vom RSC Wolfratshausen. Ihre Erfolge können sich sehen lassen: Anfang September gewann sie den Kronplatz-King-Mountainbike-Marathon, Erste wurde sie auch im August in der Elite-Klasse des Nationalpark-Bike-Marathons in der Schweiz sowie Ende Juli bei ihrem ersten UCI-CI-Rennen im Montafon. Beim Ironbike in Ischgl holte sie die Silbermedaille.

Tanja Priller will in Zukunft ganz vorne angreifen. (Foto: privat/oh)

Im Mai gewann Priller die lange Distanz beim Eldorado Bike Festival in Angerberg, Österreich. Sie bezwang die Langstrecke mit 89 Kilometern und 2400 Höhenmetern in nur 4:25 Stunden und war damit ganze 15 Minuten schneller als noch 2022. Die Zweitplatzierte überquerte die Ziellinie erst sieben Minuten nach ihr.

Langweilig sei es trotzdem nicht geworden, meint Priller. "Bei einem Mountainbike-Rennen weiß man ja nicht genau, wie viel Abstand man zu den Verfolgern hat. Deswegen habe ich bis zur Ziellinie Vollgas gegeben." Bei diesem Rennen habe sie einen "wirklich guten Tag erwischt", erzählt die Mountainbikerin. Es sei nicht von Beginn an klar gewesen, dass sie das Rennen gewinnen würde, aber gerade am letzten Anstieg konnte sie sich von der Zweitplatzierten absetzen. "Da habe ich dann gemerkt, dass ich an diesem Tag eindeutig die Stärkere bin", sagt Priller.

Die Vorbereitung auf ein derartiges Rennen bestehe aus viel Training. "Je nach Trainingsphase sind das dann immer so 20 bis 30 Stunde pro Woche", erklärt die Weltcup-Fahrerin. Dabei arbeite sie eng mit ihrem Trainer zusammen, um optimal vorbereitet zu sein. Die Strecken könne sie sich vor den Rennen meistens nicht anschauen. Das sei wegen der Arbeit oft schlichtweg nicht möglich, sagt Priller. Und das unterscheide sie dann auch von der Spitze im Weltcup: Die Top-Fahrerinnen seien meist schon eine Woche vor dem Rennen vor Ort, um die Strecke abzufahren, die sie deswegen dann besser kennen. Auch der Reisestress sei ein Faktor, sagt Priller. Die Spitzenathletinnen, die bereits eine Woche zuvor anreisen, seien beim Rennen dann wesentlich ausgeruhter als frisch angereiste Fahrerinnen. All das falle besonders bei technisch anspruchsvollen Rennen, wie letztens beim Weltcup in Nove Mesto, Tschechien, ins Gewicht. Die Penzbergerin belegte dort den 21. Platz. Die Strecke beim Eldorado Bike Festival kannte sie bereits aus den Vorjahren, erzählt Priller. "Es kann aber auch gut sein, dass man eine Strecke gar nicht kennt."

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Während des Rennens komme es darauf an, so lange wie möglich so schnell wie möglich zu fahren, sagt Priller. Aber auch die richtige Rennverpflegung sei ein Schlüsselfaktor, besonders bei langen Distanzen. "Wenn ein Rennen über sechs Stunden geht, muss man wirklich schauen, dass man einen guten Verpflegungsplan hat und regelmäßig Kohlenhydrate bekommt." Und natürlich gehe es auch nicht ohne eine starke mentale Einstellung, fügt Priller hinzu - vor allem, weil man bei Langstreckenrennen zumeist seine Gegner nicht mehr sehe. 100 Prozent konzentriert sei sie dabei aber nicht durchgehend. Zwar habe sie "oft nichts im Kopf", aber manchmal motiviere sie sich auch mit einem Ohrwurm oder lasse bei einem einfachen, langen Anstieg den Blick schweifen, "um sich von der Tortur, die man gerade macht, abzulenken".

Denn um eine gute Mountainbikerin oder ein guter Mountainbiker zu werden, brauche man im Langstreckenbereich eine hohe Ausdauer- und Leidensfähigkeit, sagt Priller. Diese gilt es natürlich auch zu trainieren: Die Region rund um Penzberg findet sie dafür ideal, da es dort flache Ebenen gibt, die Berge aber gleichzeitig vor der Haustüre sind. Als Beispiele für gute Trainingsorte nennt die Mountainbikerin unter anderem den Blomberg, die Tutzinger Hütte oder den Jochberg. Anstiege, die lang genug sind, seien vor allem für das Intervalltraining wichtig. Wenn es sich zeitlich anbietet, versuche sie aber auch woanders zu trainieren, so Priller. "Wir waren auch schon oft in Livigno, da ist es echt genial zum Trainieren."

"Auf das Weltcup-Podium zu fahren, wäre wirklich ein großer Traum."

In der Umgebung würde sich Priller noch ein paar mehr Mountainbike-Trails wünschen, um auch ihre Technik verbessern zu können. Denn in der Gegend um Penzberg gebe es oft nur Wanderwege. "Die Wanderer regen sich aber oft auf, wenn man dort fährt." Priller setzt in Konfliktsitautionen vor allem auf gegenseitigen Respekt und Verständnis. Die generelle Kritik am Mountainbiken in der Natur könne sie nur bedingt verstehen, sagt die 26-Jährige. Wenn abseits der Wege geradelt werde, sei die zwar nachvollziehbar. "Gleichzeitig finde ich es aber schade, wenn Mountainbiker so abgestempelt werden, dass sie alles kaputtfahren würden." Mit der richtigen Fahrtechnik sei dies nämlich "definitiv nicht so".

In der Zukunft würde die Penzbergerin auch gerne ganz oben bei der Weltspitze mitstrampeln. "Auf das Weltcup-Podium zu fahren oder ein internationales Rennen zu gewinnen, wäre wirklich ein großer Traum", sagt Priller. "Es wäre natürlich auch cool für die Zukunft, wenn ich einen Platz in einem professionellen Team finden würde", führt sie ihre Zukunftspläne weiter aus. Dort wäre es für sie dann auch einfacher, einen Sieg zu erfahren, da sie sich dann mehr auf den Sport konzentrieren könne, sagt Priller. Zunächst aber müsse sie noch ihre Technik und ihren Rennstart verbessern. Beim Gedränge am Start falle es ihr oft noch schwer, die Ruhe zu bewahren, gibt die Mountainbikerin zu. "Auch noch ein bisschen mehr Geschwindigkeit wäre gut", sagt Priller. "Wobei das eigentlich schon echt ganz gut geht."

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