Nantesbuch:Schaurig-schön und lebenswichtig

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Viele Moore im Landkreis, hier das Ascholdinger Filz bei Dietramszell, sind bereits renaturiert. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Stiftung Kunst und Natur widmet dem Thema Moor zwei Tage mit Gesprächen, Lesungen, Musik und Führungen zu den stiftungseigenen Feuchtgebieten.

Von Felicitas Amler, Bad Heilbrunn

"O schaurig ist's übers Moor zu gehn": So beängstigend wie in Annette von Droste-Hülshoffs berühmtem Gedicht "Der Knabe im Moor" soll es bei den Nantesbucher Moortagen zwar nicht zugehen. Aber neben der ökologischen Bedeutung der Moore wird durchaus auch deren Mystik beleuchtet. Die Stiftung Kunst und Natur in Nantesbuch lädt für Freitag und Samstag zu Vorträgen, Gesprächen und Erkundungen mit führenden Moor-Experten. Lesungen, Konzerte, Tanz und Spaziergänge in der Natur stehen auf dem Programm.

Seit zehn Jahren erforscht die Stiftung, zu der neben dem zentralen Langen Haus große Ländereien gehören, ihre eigenen Böden. "Wir renaturieren Moor, bauen Waldsäume auf, lassen Exmoor-Ponys die Landschaft pflegen und betreiben Permakultur", heißt es dazu in der Pressemitteilung. "Dabei arbeiten wir eng mit Behörden und Wissenschafts-Einrichtungen zusammen. Erkenntnisse und Erfahrungen teilen wir mit unseren Gästen, fördern damit Wissen und Naturbewusstsein."

Das Thema Moor ist im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen immer aktuell. Im Landratsamt gibt es eine eigene Fachkraft für Moorrenaturierung, Elisabeth Pleyl. Nach deren Aussage sind im Landkreis von rund 6000 Hektar Hochmoor etwa 2000 Hektar relativ naturnah. 560 Hektar davon seien schon wiedervernässt worden. "Bei weiteren rund 1500 Hektar wäre das prinzipiell relativ leicht zu schaffen, weil die Flächen schwer erreichbar sind und nicht bewirtschaftet werden", so Pleyl. Für die Stiftung Kunst und Natur sind Moore "aktueller denn je". Sie bedeckten nur drei Prozent der Erde, so heißt es, bänden aber mehr Kohlendioxid als alle Wälder zusammen. Dazu schützten Moore vor Fluten, filterten als "Nieren" der Landschaft das Trinkwasser und seien Lebensraum für gefährdete Tiere und Pflanzen.

Die Moortage wollen nun Kunst und Wissenschaft verbinden. Zu den Gästen gehören Michael Succow, "Umweltschützer von Weltrang", Cornelia Siuda, die in der Region für die Erhaltung der Moore kämpft, und bekannte Künstler wie der preisgekrönte Dichter Gunther Geltinger und das regionale Musik-Duo Loisach Marci (Marcel Engler und Jens-Peter Abele mit Alphorn, Hackbrett und Blechblasinstrumenten). Die Titel der einzelnen Angebote: Moore - unheimlich und unheimlich wichtig; Zu Fuß in das Nantesbucher Moor (unter anderem mit Elisabeth Pleyl); Mit dem Rad zum Pieperfeld; Tänzerisch ins Moor, Das Moor in der Literatur.

Im Literaturteil zeigt die Germanistin Joana van de Löcht von der Westfälischen Wilhelms-Universität, dass Feuchtgebiete über die Jahrhunderte hinweg ganz unterschiedliche Vorstellungen weckten: "Von einer Heimstätte für Krankheiten und einer zu bezwingenden Wildnis zum Schauplatz der Schauerliteratur bis hin zum schützenswerten Naturraum, von dem unsere Zukunft abhängen mag."

Klassisches Ballett mag nicht gerade die erste Assoziation zum Thema Moor sein. Doch Choreographin Julia Diane Fegert-Dujo vom Tanzraum Penzberg bringt für die Nantesbucher Moortage Tänze in die Natur. "Die Choreographie stellt höchste Anforderungen an die Tänzerinnen, die mit den natürlichen Gegebenheiten arbeiten: Stöcke, Äste, dornige Sträucher und feuchtem, unebenen Untergrund - an zwei Orten im Moor", so die Ankündigung.

Im Langen Haus schließlich können zum Abschluss der beiden Tage alle tanzen. Loisach Marci spielt dort auf: traditionell bayerisch und modern, in Mundart, mit Hip Hop und Elektro Beats. "Ein grenzüberschreitender Soundmix voller Kraft und Energie, während über den Mooren von Nantesbuch die Sonne untergeht." Und mit Droste-Hülshoffs Knaben können die Teilnehmenden dann wenigsten im Rückblick auf die literarischen Impressionen der beiden Moortage sagen: "Ja, im Geröhre war's fürchterlich, o schaurig war's in der Heide."

Nantesbucher Moortage: Moor in Wissenschaft, Natur und Kunst, Freitag, 21. Oktober, und Samstag, 22. Oktober. www.kunst-und-natur.de

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