Unterwegs in Geretsried:"Gemeinsam nachhaltig mobil"

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Trotz der Einführung der X-Buslinie bleibt die Nutzung des ÖPNV in Geretsried offenbar auf einem niedrigen Niveau. (Foto: Hartmut Pöstges)

Aus einer Bestandsanalyse der Verkehre hat ein Planungsbüro ein Zielkonzept erarbeitet. Auch erste konkrete Maßnahmen wurden vorgestellt.

Von Philipp Rahn, Geretsried

Um die Mobilität in Geretsried fit für die Zukunft zu machen, hat die Stadt im vergangenen Jahr ein entsprechendes Konzept in Auftrag gegeben. Das Verkehrsplanungsbüro Planersocietät mit Sitz in Dortmund und Büros in Karlsruhe und Bremen hat nun die Ergebnisse der Bestandsuntersuchung mit Umfragen, Akteursgesprächen und Mobilitätsforum vorgestellt. Deutlich wurde dabei vor allem, dass das Auto in Geretsried nach wie vor die mit Abstand häufigsten genutzte Mobilitätsform darstellt.

68 Prozent der mehr als 650 Befragten gaben an, das Auto täglich auf Alltagswegen zu nutzen. Im Vergleich dazu hätten nur 22 Prozent eine Monats- oder Jahreskarte für Bus und Bahn. Zwar habe sich durch die Einführung der Express-Buslinie (X-Bus) und des 49-Euro-Tickets die Nutzung des Nahverkehrs nach der Corona-Pandemie gesteigert, so Annika Jung von der Planersocietät. Doch nach wie vor werde der ÖPNV in Geretsried weit weniger stark genutzt als im restlichen Landkreis.

Das liege auch daran, dass Orte, die mit dem Auto in 20 bis 40 Minuten erreichbar sind, zahlreich eine 100- bis 120-minütige Fahrt mit dem ÖPNV bedeuteten. Bürgermeister Michael Müller (CSU) sah durch die Bestandsanalyse zudem die Datenlage der Stadt in Bezug auf den Autoverkehr bestätigt: "Objektiv haben wir bis auf die B 11 kein Verkehrsproblem in Geretsried." Zwar könne es für den Einzelnen immer mal wieder zu Standzeiten mit dem Auto kommen, doch insgesamt gebe es keine Stauproblematik. "Innerstädtisch jetzt mal Hand aufs Herz: Wer steht da im Stau?"

Vier Ziele für Geretsried

Aus den Ergebnissen der Bestandsanalyse hat das Büro vier Ziele abgeleitet, die unter dem Übertitel "Geretsried: gemeinsam nachhaltig mobil" stehen. Neben der "Förderung einer Mobilität für Alle" und "Überregionale Verkehrsanbindung verbessern" sind diese "Stärkung der aktiven Mobilitätsformen" sowie "Bus und Bahn sind Rückgrat im Umweltverbund". Festgehalten sind die Ziele in einem Zielkonzept, welches in der jüngsten Sitzung des Bau- und Umweltausschusses dem Stadtrat einstimmig zur Annahme vorgeschlagen wurde.

Die abstrakten Ziele sind bereits mit Unterzielen verknüpft worden. So soll etwa das Ziel einer Mobilität für alle unter anderem durch den Ausbau der Barrierefreiheit im öffentlichen Raum oder durch die Erhöhung der Verkehrssicherheit erreicht werden. Die aktiven Mobilitätsformen sollen durch den Ausbau des Rad- und Fußverkehrs gestärkt werden. Die Steigerung des ÖPNV-Angebots oder die gemeinsame Betrachtung von Stadtentwicklung und Verkehrswende sind dem Überziel des Bus- und Bahnausbaus zugeordnet. Um die überregionale Verkehrsanbindung zu verbessern, solle unter anderem die Zusammenarbeit in der Region weiter ausgebaut sowie die verträgliche Abwicklung des Individualverkehrs gesichert werden.

Sharing-Angebote oder Radschnellverbindungen

Auch erste konkrete Maßnahmen zur Erreichung der Ziele hat das Verkehrsplanungsbüro erarbeitet. Gemeinsame Maßnahmen im Landkreis, wie etwa Sharing-Angebote oder Radschnellverbindungen, Lastenradförderung oder ausgeweitete Radabstellmöglichkeiten, wurden vorgeschlagen. Eine große Wichtigkeit wurde aber vor allem dem Ausbau der S 7 sowie dem der B 11 zugeschrieben. Für Ewald Kailberth (CSU) stellt insbesondere der B-11-Ausbau den Knackpunkt dar. Die Bundesstraße müsse "schnellstmöglich verlegt werden". Ein gutes Zeichen sei hierbei, dass die Verlegung der B 11 in den sogenannten vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans 2030 aufgenommen worden sei. Vorhaben des vordringlichen Bedarfs sollen "bis zum Jahr 2030 umgesetzt bzw. begonnen werden", wie das Bundesverkehrsministerium im Verkehrswegeplan schreibt.

In der kommenden Woche soll der Stadtrat das Zielkonzept beschließen. Die konkrete Ausgestaltung und Umsetzung der Maßnahmen beginne dann jedoch erst, so Bürgermeister Müller. Im Verlauf des Prozesses könne es dann neben Ausschusssitzungen auch zu weiteren Beteiligungsformaten für Bürgerinnen und Bürger kommen.

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