Miete:Dieser Chef baut Wohnungen für seine Mitarbeiter

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Kilian Willibald will im Tölzer Kurviertel zehn Apartments für Angestellte seiner Straßenbau-Firma bauen. Das Rathaus ist begeistert - nur zwei Grüne stimmen dagegen.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Für Bürgermeister Josef Janker (CSU) ist das Projekt eine Art Glücksfall. Die Stadt kann mit eigenem Wohnungsbau wie an der Osterleite nicht alleine dafür sorgen, dass es im sündteuren Bad Tölz noch bezahlbare Quartiere für Normalverdiener gibt. Deshalb kommt es ihm sehr gelegen, wenn ein Unternehmer wie der Lenggrieser Kilian Willibald, Chef einer Straßenbaufirma, selbst drei Häuser bauen möchte, um künftig qualifizierte Mitarbeiter unterbringen zu können. "Wir sind in der Situation, dass wir bezahlbaren Wohnraum brauchen, es ist ja nicht so, dass wir überversorgt sind", sagt Janker. Mit der Zustimmung zum Bebauungsplan "Kogelweg II" machten die Tölzer Stadträte im Bauausschuss den Weg für das Wohnbauprojekt von Willibald grundsätzlich frei. Dagegen stimmten Andrea Grundhuber und Peter Priller (beide Grüne).

Drei Häuser mit insgesamt zehn Wohnungen - acht davon zwischen 50 und 80 Quadratmeter, zwei rund 100 Quadratmeter groß - und einer Tiefgarage: Dies will Willibald auf einem 2083 Quadratmeter großen Areal am Hang beim Wendehammer am Kogelweg im Kurviertel bauen. Dagegen hatten drei Anlieger erhebliche Bedenken vorgebracht, vor allem deshalb, weil sie Schäden durch veränderte Grundwasserströme an ihren Gebäuden befürchten. Darüber habe es am Abend vor der Sitzung des Bauausschusses "sehr konstruktive Gespräche" zwischen dem Bauherrn und den Nachbarn gegeben, berichtete Zweiter Bürgermeister Andreas Wiedemann (FWG). Wie Bauamtsleiter Christian Fürstberger erklärte, würden die Sorgen der Nachbarn im Zuge des Bebauungsplanverfahrens geprüft. So werde es Gutachten zur Oberflächenentwässerung geben.

Den meisten Stadträten gefiel vor allem, dass die drei Wohnhäuser für neue Mitarbeiter des Lenggrieser Unternehmens gedacht sind, die sich sonst trotz guten Gehalts mit ihrer Familie kaum die Mieten auf dem hochpreisigen Tölzer Markt leisten könnten. Diese Nutzung sei entscheidend, sagte Jürgen Renner (SPD): "Ginge es wieder um teure Eigentumswohnungen, würde ich nicht zustimmen." Robert Paintinger (FWG) bezeichnete es als logisch, dass im Südwesten des Kurviertels damit eine Baulücke aufgefüllt werde. "Wir haben es mit einem ordentlichen Bauwerber zu tun, die Beschwerden der Nachbarn werden alle gehört." Für René Mühlberger besticht das Vorhaben vor allem vor dem Hintergrund der aktuellen Situation auf dem Tölzer Immobilienmarkt. Bauamtschef Fürstberger sprach von einem "flächensparenden Bauen in einem Bereich, wo Bebauung bei uns noch vorstellbar ist". Der geplante Zweck der Neubauten werde in einem städtebaulichen Vertrag festgeschrieben.

Sorgenvoll sehen die drei Anwohner auch eine mögliche Zunahme des Verkehrs am Kogelweg. Ein paar Autos mehr durch die geplanten Wohnhäuser würden die Situation allerdings kaum verschärfen, erwiderte Fürstberger. Ein Problem sind in diesem Gebiet die Taxifahrer, die Patienten zum Dialysezentrum neben der Reha-Klinik Frisia bringen. Während sie auf die Rückkehr ihrer Kunden warteten, ließen sie ihre Fahrzeuge laufen, auch nachts, so der Bauamtsleiter. Dies ärgere Klinikgäste und Anlieger. "Wir überwachen auch, aber wenn die Überwacher kommen, fahren die Taxifahrer für kurze Zeit weg."

Als ungerecht empfand Stadtrat Priller, dass der Vorbesitzer des Grundstücks am Kogelweg vergeblich versucht habe, Baurecht zu bekommen. Er sei stets abgeblitzt, weil das Areal ein Außenbereich sei, so Priller. Den einen lehne man ab, dem anderen komme man entgegen - "da beißt sich was". Dem widersprach Fürstberger. Der Vorbesitzer habe seine Wünsche vor 20 Jahren vorgetragen. Die Situation habe sich längst verschärft, was den Druck auf den Wohnraum angehe. Stadträtin Grundhuber hält das Grundstück mit seiner Hanglage für "keinen guten Platz zum Bauen". Wo sich bei Häusern in der Nachbarschaft das erste Stockwerk befinde, beginne bei den geplanten Neubauten das Erdgeschoss. Zudem schauten Gäste des Kurhauses, die den Pfad dort hochgehen, die Natur genießen und auf Bad Tölz blicken, dann nur noch auf die drei Gebäude. "Da macht man höhenmäßig ein neues Fass auf." Die Stadt könne als Kompromiss vorschlagen, dass die Tiefgarage für die drei Häuser nicht ebenerdig, sondern etwas tiefer gebaut werde, so Fürstberger. Damit könnte die Firsthöhe der geplanten Gebäude am Ende des Kogelwegs sogar etwas runtergehen.

© SZ vom 23.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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