Die sprunghaft steigenden Preise für Wohnungen sind aus der Stadt München längst auch schon ins Oberland geschwappt. Der Mietwohnungsmarkt der Landeshauptstadt reiche mittlerweile im Süden bis hinunter nach Garmisch-Partenkirchen, meint Jörn Scheuermann. Der Koordinator der Wohnungslosenhilfe Südbayern hält das Impulsreferat bei der Fachtagung mit dem Titel "Leistbaren Wohnraum schaffen", die im Tölzer Landratsamt am Dienstag, 12. März, stattfindet. Veranstalter ist die Arbeitsgruppe Wohnen der Planungsregion 17 (Oberland). Für Scheuermann ist die Situation am Wohnungsmarkt inzwischen "die größte Krise seit 1949" in Deutschland - "vor allem vor dem Hintergrund der dramatisch steigenden Zahlen wohnungsloser Menschen".
Bei Mietpreisen zwischen elf und zwölf Euro pro Quadratmeter, wie sie derzeit etwa in Wolfratshausen und Icking fällig werden, können sich Menschen mit mittlerem und selbst mit gehobenem Einkommen kaum noch ein halbwegs modernes Domizil leisten. Wer nur ein geringes Gehalt bekommt, der hat so gut wie keine Chance auf dem Mietmarkt.
Die Krise auf dem Immobilienmarkt ist für Scheuermann jedoch auch "Ausdruck einer Einkommensarmut, die trotz herausragender wirtschaftlicher Kennzahlen und trotz Wachstum und Prosperität in Bayern, in Oberbayern und im Oberland immer mehr zunimmt".
Ziel der Fachtagung ist es, über Strategien zu diskutieren, wie bezahlbarer Wohnraum konkret geschaffen werden kann. Außerdem geht es um eine differenzierte Wohnbaupolitik, die regionale Gegebenheiten berücksichtigt.
Das Symposium im großen Sitzungssaal des Landratsamtes beginnt um 10 Uhr mit der Begrüßung durch Landrat Josef Niedermaier (FW), Bezirkstagspräsident Josef Mederer (CSU) und Bürgermeister Michael Müller (CSU) aus Geretsried. Danach hält Scheuermann von 10.30 Uhr an sein Impulsreferat zum Thema "Krise am Mietwohnungsmarkt - Krise der Demokratie?" In zwei Vorträgen geht es dann um Modelle, wie bezahlbare Mieten angeboten werden können: Florian Graf von Deym von der Hausverwaltung Graf von Deym'sche Immobilien GmbH referiert über öffentlichen geförderten Wohnungsbau in privater Hand (11 Uhr), danach stellt Michael Zaigler die Arbeit der gemeinnützigen Siedlungsgemeinschaft Oberbayerische Heimstätte vor (11.30 Uhr).
"Konkrete Schritte und Fördermöglichkeiten zur Schaffung von leistbarem Wohnraum": Dies ist das Thema der Podiumsdiskussion, die nach der Mittagspause um 12.30 Uhr angesetzt ist. Auf dem Podium sitzen Landrat Niedermaier, Günther Bauer, Vorsitzender der Inneren Mission München, Ludwig Mittermeier, Vorsitzender des Kuratoriums der Arbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe München und Oberbayern, Bezirkstagspräsident Mederer, Architekt Franz Weinberger, Michael Zaigler und Florian Graf von Deym, sowie ein Vertreter des bayerischen Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr. Sie werden sich unter anderem mit der Frage befassen, wie eine Politik aussehen muss, die zum einen Spekulantentum in den Städten bekämpft, zum anderen auch brach liegendes Bauland, das Landwirten gehört, in den Blick nimmt. Die Teilnahme an der Fachtagung im Landratsamt ist kostenlos. Um Anmeldung wird gebeten bei der Arbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe München und Oberbayern (E-Mail: reiter@wohnungslosenhilfe-muenchen.de). Die Tagung richtet sich vor allem an Entscheidungsträger aus der Politik, die Träger der freien Wohlfahrtspflege sowie an Bauträger und Investoren.
Fachtagung "Leistbaren Wohnraum schaffen" am Dienstag, 12. März, im Tölzer Landratsamt, Professor-Max-Lange-Platz 1. Beginn ist um 10 Uhr.