Landkreis:Wirtschaft fordert bezahlbare Wohnungen

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Reinhold Krämmel, Sprecher des IHK-Forums für das Oberland, fordert Lösungen von der Politik. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Industrie- und Handelskammer will von allen 21 Bürgermeistern wissen, wo sie Baugrund schaffen wollen. IHK-Chef Reinhold Krämmel stellt die Arbeitsschwerpunkte vor - von schnellem Internet bis mehr Kiesabbau.

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Die Wirtschaftsvertreter im Landkreis wollen sich künftig verstärkt für bezahlbaren Wohnraum einsetzen. Das machte Reinhold Krämmel, Vorsitzender des neu gegründeten Regionalausschusses Bad Tölz-Wolfratshausen der Industrie- und Handelskammer (IHK) am Dienstag klar, als er die Schwerpunkte des Gremiums für die kommenden fünf Jahre vorstellte. Bis 2015 gab es einen IHK-Regionalausschuss für die beiden Landkreise Bad Tölz-Wolfratshausen und Miesbach, bereits unter Krämmels Leitung. Im Mai wurden daraus zwei eigenständige Gremien. Krämmel wurde zum Vorsitzenden des Ausschusses für Bad Tölz-Wolfratshausen gewählt, dem 15 Vertreter aus Industrie, Handel und Dienstleistung angehören. Seine Stellvertreterin ist Sparkassen-Vorstand Renate Waßmer.

Wie Krämmel sagte, begreift sich der Regionalausschuss der IHK als "Ansprechpartner der kommunalen Wirtschaftspolitik, vielleicht sogar der wichtigste". Als solcher wolle man wesentliche Impulse geben, um die Wirtschaft im Landkreis voranzutreiben. Nur vier Wochen nach der konstituierenden Sitzung hatte der Ausschuss die erste Arbeitssitzung am 13. Juli, bei der das Gremium laut Krämmel in Gruppenarbeit vier Schwerpunktthemen identifiziert hat, die in den kommenden fünf Jahren die Arbeit des Ausschusses bestimmen sollen.

Ein "Dauerbrenner" sei die Standortentwicklung, sagte Krämmel. Hier seien nicht nur die Gewerbeflächen mit insgesamt rund 60 000 verfügbaren Quadratmetern knapp, sondern auch der Wohnraum. Die brandaktuelle Standortumfrage der IHK bei 142 Unternehmen im Landkreis habe zwar eine große Zufriedenheit mit dem Landkreis als Wirtschaftsstandort gezeigt. Aus einer Umfrage der Wirtschaftsförderung bei 1600 Unternehmen wisse man aber, dass fehlender bezahlbarer Wohnraum als großes Standortproblem gesehen werde. Um belastbare Daten aus dem Landkreis zu gewinnen, wolle der Regionalausschuss nun eine Umfrage bei den Bürgermeistern starten und erfragen, was die 21 Gemeinden konkret planen, um Bauflächen zu schaffen. Entsprechend der Antworten wolle der Ausschuss über weitere Maßnahmen entscheiden.

Ein weiteres Schwerpunktthema sind Infrastruktur und Verkehr. Hier werde man sich zu einer Umfahrung für Wolfratshausen, einer Nordumfahrung in Bad Tölz und einer Ost-West-Querung südlich von München positionieren, kündigte Krämmel an. Zur Infrastruktur gehöre aber auch der Breitbandausbau, machte der Wolfratshauser Bauunternehmer aber auch klar. Ziel sei ein Ausbau mit einer flächendeckenden Netzgeschwindigkeit von 100 MBit pro Sekunde. Auch die Internetverbindung per Mobilfunk müsse im Fokus bleiben. Außerdem wolle der Ausschuss die "künstliche Verknappung von Rohstoffen und Entsorgungsmöglichkeiten" thematisieren, sagte Krämmel. So wolle man beispielsweise den regionalen Kiesabbau und die Bauschuttentsorgung forcieren.

Außerdem will der Ausschuss den Dialog zwischen Bürgern und Veraltung fördern, um der zunehmenden "Regulierungsdichte", wie Krämmel sagte, entgegenzuwirken. Das sei aber nicht als Bürokratie-Schelte zu verstehen. Vielmehr wolle man gegenseitiges Verständnis fördern, um Genehmigungsprozesse zu vereinfachen und zu beschleunigen.

Ein "sehr großes Anliegen" sei es den Wirtschaftsvertretern, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Derzeit fehlen laut IHK rund 4000 Fachkräfte im Oberland, im Landkreis sind zudem mehr als 330 Lehrstellen unbesetzt. Ursachen seien der demografische Wandel mit seiner sinkenden Schülerzahl und die zunehmende Akademisierung, sagte Krämmel. Mehr als die Hälfte wähle eine akademische Ausbildung, in der Erwartung, damit langfristig erfolgreicher zu sein. "Ich wage es, dem zu widersprechen", sagte Krämmel. Gut ausgebildete Fachkräfte hätten oft sogar bessere Aufstiegschancen. Auch wolle man verstärkt Asylbewerber in Lohn und Ausbildung bringen, sagte Krämmel. "Arbeit ist die beste Integration."

Das Gremium soll mindestens vier Mal im Jahr tagen. Die Motivation hänge auch davon ab, was man produktiv bewirken könne, sagte Krämmel. Er habe jedoch "ein saugutes Gefühl, was diesen Ausschuss anbelangt. Da ist Musik drin."

© SZ vom 27.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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