Kommunalwahl 2020:Für ein Pionierprojekt "Tiny Houses"

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Für Tiny Houses wünschen sich die Grünen in Wolfratshausen ein Konzept. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Wolfratshauser Grünen verabschieden ihr Wahlprogramm. Neben Mobilität, Umwelt, Wirtschaft und Bürgerbeteiligung ist auch dem Bauen ein Kapitel gewidmet

Von Susanne Hauck, Wolfratshausen

Fünf Themenbereiche umfasst das Wahlprogramm der Wolfratshauser Grünen zur Kommunalwahl im März. Der Vorstand stellte das Manuskript bei einer Ortsverbandversammlung am Freitag im Waldramer Gasthof Post vor. "Wir haben in einer größeren Runde Stichpunkte erarbeitet", erklärte Vorsitzender Hans Schmidt den knapp 20 Anwesenden, überwiegend nominierte Stadtratskandidaten. "Gibt es zusätzliche Impulse?", fragte er weiter. Wie bei den Grünen üblich durfte über den Inhalt noch ausgiebig diskutiert und um Formulierungen gerungen werden, ehe die Gewichtung der Themen und der genaue Wortlaut samt gender-korrekten Formulierungen bei allen Beifall fanden.

Leben in der Stadt, Mobilität, Umwelt und Bauen, Wirtschaft sowie Bürgerbeteiligung: so lauten die Überschriften des Konzeptpapiers, in dem sich große Vorhaben wie der Ausbau der Radwege und Radschutzstreifen im Stadtgebiet, Tempo 30, mehr Shared Space für alle Verkehrsteilnehmer sowie eine Verkehrsberuhigung auch in Ortsteilen wie Farchet und Waldram finden. Neben Zielen, die sich alle Parteien auf die Fahne geschrieben haben, wie der Belebung der Altstadt und dem Bau von bezahlbaren Wohnungen, wollen sich die Grünen naturgemäß besonders dem Klima- und Umweltschutz widmen. Mehr Passivhäuser und Fotovoltaikanlagen finden sich ebenso im Konzept wie ein Pionierprojekt für "Tiny Houses" als Kleinwohnform und Grünflächen für alle zum Gemüseanbau. Und auch die Zusammenarbeit mit der Stadt Geretsried rückten sie ganz nach vorn.

In ihr Wahlprogramm haben die Grünen ebenfalls viele kleine Maßnahmen aufgenommen. Um die Lebensqualität in der Stadt zu verbessern, wünschen sie sich nicht nur ein "Haus der Begegnung" als Kommunikationszentrum, sondern auch Bänke zum Ausruhen für erschöpfte Fußgänger und überhaupt mehr Orte zum "konsumfreien Aufenthalt". Der Weiher am Campingplatz als kleiner Badesee ist ebenso ein Punkt wie ein Loisach-Sommerfest mit Floßwettrennen.

Mehr für Jugendliche

Ausgiebig diskutiert wurde über mehr Freizeitangebote für Jugendliche. Ein "städtischer Lagerfeuerplatz" musste allerdings zugunsten der allgemeiner umschriebenen "Plätze zum Feiern und Grillen" weichen. Die Schulen sollen von W-Lan auf strahlungsärmere Alternativen umsteigen. Die Forderung von Spitzen- und Bürgermeister-Kandidatin Annette Heinloth nach einem eigenen Gymnasium schaffte es aber nicht ins Wahlpapier. Wolfratshausen soll Fair-Trade-Stadt werden und einen Stadtbaumeister einstellen, um Fehlentwicklungen zu vermeiden.

Im Bereich Mobilität plädieren die Grünen dafür, jetzt schon damit zu beginnen, ein Schnellbussystem von den geplanten S-Bahn-Haltestellen in Geretsried zur U-Bahn nach Fürstenried-West aufzubauen. Der Radverkehr soll mit E-Ladestationen, attraktiveren Abstellmöglichkeiten und Lieferdiensten mit Lastenrädern ("Last-Mile-Konzept") gefördert werden. Für Fußgänger soll es eine Querungshilfe an der Littig-Villa geben. Beim Stadtbus hinterfragten einige der Anwesenden "die kostenlose Nutzung als langfristiges Ziel". "Warum soll man denn für den Bus nicht zahlen?", wunderte sich Ortsverbandssprecherin Justyna Czajka. "Es wäre schön, wenn es machbar wäre, aber ich bin da wegen der Kosten nicht optimistisch", ergänzte Heinloth.

Zum Mobilfunkstandard 5 G beziehen die Wolfratshauser Grünen nicht Stellung. Das bundesweit umstrittene Thema findet im Wahlprogramm mit keinem Wort Erwähnung. Ein weiteres im Stadtrat kontrovers diskutiertes Thema spaltete auch den Ortsverband: Letztlich schaffte es aber die Surfwelle ins Konzeptpapier, weil sich in einer Grundsatzabstimmung zwei Drittel für die Unterstützung auch nach dem Finanzierungsloch aussprachen.

Dass die Bürger ihre Meinung sagen können und von der Verwaltung gehört werden, genießt hohen Stellenwert. Weil aber der Vorschlag eines "Kummerkastens" nicht gefiel, soll die Stadt "einfache Möglichkeiten, Missstände zu melden und Verbesserungsvorschläge zu machen", schaffen. Heinloth machte sich zudem erfolgreich für Votings und Online-Bürgerbefragungen stark.

© SZ vom 16.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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