Gastronomie, Hotel, Hofladen:Institution seit vier Generationen

Lesezeit: 3 min

Der Jägerwirt in Aufhofen wird bereits in der vierten Generation betrieben, v.l.n.r.: Manuela Meyr, Sohn Josef Meyr, Mann und Wirt Josef Meyr, Opa Josef Meyr und Oma Inge Franziska Meyr (ehemalige Maier). (Foto: Harry Wolfsbauer)

Im Gasthof Jägerwirt im Eglinger Ortsteil Aufhofen setzen Josef und Manuela Meyr auf ihre Familientradition und regionale Produktion. Deshalb haben sie nun auch einen eigenen Ochsenstall.

Von Jana Daur, Egling

Voll besetzte Esstische, ausgebuchte Gästezimmer und geschäftiges Treiben in der Küche: Was nach einem großen Hotel in der Münchner Innenstadt klingt, beschreibt in Wahrheit den Gasthof Jägerwirt im Eglinger Gemeindeteil Aufhofen. Die Wirtschaft im 190-Seelen-Dorf ist gut besucht, richtet regelmäßig große Feiern aus, hat sich in den letzten Jahren mehrfach vergrößert. Seit Kurzem beheimatet der Hof von Josef und Manuela Meyr außerdem mehr als 100 Ochsen, die vor Ort geschlachtet und verarbeitet werden. Ein brummendes Gasthaus in ländlicher Abgelegenheit - wie passt das zusammen?

Der Jägerwirt ist ein traditionsreicher Familienbetrieb. Bereits in der vierten Generation bewirtet Josef Meyr mit seiner Familie die Gaststätte. Ursprünglich kaufte sein Urgroßvater das Gebäude, das für die Landwirtschaft, speziell für die Ochsenzucht, genutzt wurde. Mit der Zeit legten die Betreiber den Fokus jedoch zunehmend auf die Gastronomie, sodass die Tierversorgung in den Neunzigern - Josef Meyr war damals Jugendlicher - aufgegeben wurden. "Der Seppi wollte immer Landwirt werden", sagt Manuela Meyr über ihren Ehemann. Aus dem Wunsch entwickelte sich schließlich vor zehn Jahren die Idee, die Ochsen zurück auf den Hof der Familie zu holen. Dabei sollte es nicht bleiben: Bald beschlossen die Eheleute, vom Strom bis zu den Speisen alles selbst zu produzieren.

Newsletter abonnieren
:SZ Gerne draußen!

Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden.

In den vergangenen Jahren haben die Meyrs deshalb viel gebaut. Angefangen hat alles 2020 mit einer Halle, in der das Heu für die Ochsen aufbereitet wird. Ein ausgeklügeltes Belüftungssystem, das Sauerstoff über die Decke ins Innere leitet, sorgt dafür, dass genug Nährstoffe für die Tiere im Futter bleiben. Würde dieses falsch aufbereitet - zum Beispiel zu viel bewegt, wie in der Massentierhaltung - schmeckte man das später im Fleisch, erklären die Wirte. Die Ochsen hausen direkt nebenan im großen Stall, der in einer zweiten Bauphase errichtet wurde. Sie kommen aus der Zucht von umliegenden Milchbetrieben und werden auf zwei Jahre gefüttert. Sowohl der Stall als auch die Futterhalle sind mit Solarpaneelen abgedeckt - die gewonnene Energie versorgt den gesamten Hof der Familie Meyr. Ihre Devise: "Alles geht ineinander auf."

Die Ochsen auf dem Hof des Jägerwirts werden mit frisch aufbereitetem Heu gefüttert. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Gegenüber liegen das Schlachthaus und der eigene Hofladen mit Metzgerei, die den Neubau komplettieren. Von dort aus ist der Stall gut einsehbar, die mehr als 100 Tiere sind deshalb ein echter Kundenmagnet. "Die Leute kaufen zehn Minuten ein und stehen dann 15 Minuten bei den Ochsen", berichtet Manuela Meyr. Gerade in Zeiten der Massentierhaltung ist der Familie wichtig, dass sich die Gäste vom Tierwohl selbst überzeugen können. Den Ochsen gehe es gut - bis zum Schluss: Den Weg ins Schlachthaus gehen die Tiere selbstständig hinter den Fleischern her. Nicht jeder würde das glauben, berichten die Meyrs, doch dieses Verhalten sei bei einer stressfreien Zucht üblich, schließlich hätten die Tiere ein sorgenfreies Leben ohne Leidensweg gehabt.

"Man muss uns finden, aber wenn man das geschafft hat, bleiben die Leute gern."

Für die Fleischqualität ist das entscheidend, erklärt Josef Meyr: "Eine stressfreie Schlachtung macht die Hälfte vom guten Fleisch aus", so der Gastwirt, der sich zudem 2018 in Augsburg zu einem der ersten Fleischsommeliers in der Region hat weiterbilden lassen. In diesem Lehrgang wird neben verschiedenen Schneidetechniken und der korrekten Fleischreifung auch Augenmerk auf angemessene Haltungsformen gelegt. "Man hat so viele Möglichkeiten mehr. Die Voraussetzung zum Fleischsommelier ist die Sachkunde am Fleisch", sagt Josef Meyr. Nicht nur die Qualität, der Geschmack insgesamt verändere sich, wenn man auf diese Faktoren achtet. Probieren können das die Kunden nicht nur im Gasthaus, sondern auch im Hofladen, wo die Fleischwaren ebenfalls verkauft werden. Vegetarier finden auf der Speisekarte hingegen wenig Auswahl. Familie Meyr geht es nicht darum, den Fleischkonsum abzuschaffen, jedoch soll durch die Regionalität und Nähe zum Tier ein Bewusstsein fürs Produkt geschaffen werden - lieber esse man zweimal in der Woche gutes Fleisch anstatt täglich schlechtes.

Das Selfmade-Konzept scheint zu überzeugen: Die Nachfrage sei bei den Gästen so hoch, dass sie "schauen muss, wie ich alle Mails beantworten kann", sagt Manuela Meyr. Der Gasthof erfreut sich also trotz seiner Abgelegenheit großer Beliebtheit - oder sogar gerade deswegen. "Man muss uns finden, aber wenn man das geschafft hat, bleiben die Leute gern", sagt die Inhaberin. Weil in der Wirtschaft auch große Feiern oder Seminare abgehalten werden, kam mit der Zeit immer häufiger die Frage auf, ob man auf dem Hof auch übernachten könne. Deshalb begannen die Meyrs mit dem Ausbau von Hotelzimmern. Heute kämen die Gäste auch bewusst nach Aufhofen, um sich eine Auszeit von der Stadt zu nehmen.

Der Jägerwirt ist ein traditioneller Familienbetrieb. Mittlerweile können Gäste von großen Feiern oder Seminaren auch auf dem Hof nächtigen. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Familie Meyr hat es mit dem Jägerwirt geschafft, ein Stück Tradition in der Neuzeit zu erhalten. Hilfe gibt es von 15 festangestellten Mitarbeitern sowie einer großen Anzahl von Aushilfskräften. Während der Pandemie blieb das gesamte Personal erhalten, nicht zuletzt weil im Betrieb eine familiäre Atmosphäre besteht. Daran beteiligt sich auch der familieneigene Nachwuchs: Die Meyrs haben vier Kinder, die früh an die Bewirtung herangeführt wurden. Langsam werden sie jedoch erwachsen und starten selbst ins Berufsleben. Haben sie Interesse, den Gasthof weiterhin zu betreiben? "Der Weg schaut gut aus", lacht Manuela Meyr. Die ältesten Töchter Annalena und Franziska sind in der Ausbildung zur Hotelkauffrau und Metzgereifachverkäuferin. Die beiden jüngeren Geschwister Felicitas und Josef gehen zwar noch zur Schule, helfen im Familienbetrieb aber schon tatkräftig mit. Die Zukunft des Jägerwirts scheint also noch eine weitere Generation gesichert zu sein.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Gastronomie in Bad Tölz
:Familientrio im Dorfidyll

Mit Tochter Cornelia und Sohn Oskar hat Sarema Wagner den Schützenwirt in Ellbach übernommen.

Von Arnold Zimprich

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: