Illegale Böller:Jugendliche sprengen sechs Zigarettenautomaten in die Luft

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Sie erbeuteten Bargeld und Tabakwaren in den Landkreisen Bad Tölz-Wolfratshausen und München. Schaden: 20.000 Euro. Nun mussten sie sich vor Gericht verantworten.

Von Benjamin Engel, Wolfratshausen

Bewertete Richter Urs Wäckerlin die erste Sprengung noch als jugendtypischen Blödsinn, fing es für ihn von der zweiten an kriminell zu werden: Zwischen Januar und Ende August 2015 hatten sechs Jugendliche im Alter zwischen 17 und 19 Jahren in wechselnder Zusammensetzung sechsmal Zigarettenautomaten im Tölzer und im Münchner Landkreis in die Luft gesprengt. Dazu steckten sie in Deutschland illegale sogenannte Polen-Böller in die Ausgabeschächte der Automaten und konnten so zum Teil an Bargeld und Zigarettenpackungen gelangen. Der gesamte Schaden lag bei rund 20 000 Euro. Das Amtsgericht Wolfratshausen verurteilte den heute 19-jährigen Haupttäter, Simon S., zu einem Jahr Jugendstrafe auf Bewährung, die übrigen zu Geldauflagen oder Sozialstunden.

Alle Jugendlichen räumten die Vorwürfe am Dienstag ein und zeigten sich reuevoll. Simon S. war an allen sechs Sprengungen beteiligt. Auf seinem Handy fanden sich Fotos der Beute. "Es hat Spaß gemacht. Man hat sich ein bisschen kriminell gefühlt", erklärte er sein Verhalten. Nur an der ersten Sprengung hatten weiterhin ein 18-jähriger Maurer aus Ostdeutschland, ein 20-jähriger Schüler und ein gleichaltriger Auszubildender aus dem Landkreis mitgemacht: Martin M., 20, an zwei Sprengungen und Peter P., 18, an den letzten vier Sprengungen (alle Namen geändert).

Mit ihrem Zerstörungswerk hatten die jungen Leute in der Nacht auf den 2. Januar vor zwei Jahren begonnen. Damals waren sie zu fünft im Auto ziellos durch den Landkreis gefahren. Wie sie schilderten, wollten sie die Sprengwirkung des Böllers austesten. Diesen hatte der junge Mann aus Ostdeutschland - er wohnte damals im Tölzer Landkreis - zufällig dabei. Schließlich steckten sie den Böller in den Ausgabeschacht eines Zigarettenautomaten im Geltinger Gewerbegebiet. Aus dem aufgesprengten Automaten entwendeten sie rund 70 Packungen Zigaretten und Bargeld.

Mitte Mai schlugen der Haupttäter und Martin M. im Sauerlacher Ortsteil Lochhofen (Landkreis München) erneut zu. Sie hatten die Böller dafür in der Zwischenzeit eigens in Polen gekauft. Gemeinsam mit Peter P. sprengte Simon S. Anfang August nochmals den Zigarettenautomaten in Gelting, der Automat blieb aber verschlossen. Dreimal setzten diese beiden ihre Sprengungen in der Nacht auf den 30. August in Hofolding, Sauerlach und erneut Gelting fort. Die Kriminalpolizei hatte Funkzellendaten ausgewertet und war so zunächst auf den Haupttäter und Peter P. gestoßen, der die Raubzüge als erster gestand.

Richter Wäckerlin verhängte gegen Simon S. zusätzlich zur Jugendstrafe 72 Stunden Sozialdienste - und 80 Euro, die er monatlich als Wiedergutmachung in den nächsten beiden Jahren zahlen muss. Als Erwachsenem hätte ihm eine Haftstrafe gedroht. Martin M. rechnete er sein Geständnis an, er bekam 56 Sozialstunden, ebenso wie Peter P., der noch 500 Euro an den Verein Brücke zahlen muss. Auch der Ostdeutsche soll 500 Euro an die Herzogsägmühle zahlen, die beiden übrigen Täter je 32 Sozialstunden ableisten.

© SZ vom 01.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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